Eine zutiefst persönliche und bewegende Spurensuche: die Geschichte einer Denunziation in der NS-Zeit.
Dokumentation eines menschlichen Schicksals in der nationalsozialistischen Unrechtsjustiz
Lange vor der Geburt seines Enkels Wolfgang wird Hugo Paterno umgebracht. Der Zollbeamte aus Vorarlberg und streng gläubige Katholik wird Opfer der im Nationalsozialismus so alltäglichen wie folgenschweren und erbarmungslosen Praxis der Denunziation: Einer Aussage eines Arbeitskollegen gemäß habe er sich abfällig über das NS-Regime geäußert, was ihm eine Strafversetzung nach Innsbruck einbringt. Eine weitere Denunziation trennt ihn nicht nur räumlich von seiner Familie, sondern kostet ihn das Leben: 1944 wird Hugo Paterno in München-Stadelheim hingerichtet. Zurück bleiben eine alleinerziehende Mutter, vier Halbwaisen und viele offene Fragen.
Eindrücklich und hervorragend recherchiert: Familiengeschichte, die auch Weltgeschichte ist:
Großvater Hugo ist für Wolfgang Paterno ein Unbekannter, ein Ausgelöschter. In seinem Buch nähert sich der Journalist behutsam seiner Geschichte: einem individuellen und gleichzeitig exemplarischen Schicksal in der NS-Zeit. Wolfgang Paternos Spurensuche ist geprägt von spärlichem, unpersönlichem Material, wie Protokollen und Prozessakten. Nur wenige Menschen können – oder wollen – mit ihm über das Vorgefallene sprechen. An Archivmaterial zu kommen wird zum Kraftakt. Doch der Enkel will Antworten auf Fragen, die ihn nicht loslassen: Wer war dieser Mann? Welche Menschen, welche politischen und gesellschaftlichen Mechanismen haben ihn auf dem Gewissen? Wie gehen die Hinterbliebenen mit diesem Schicksal um – die Nachkommen der Opfer, aber auch der Täter?