Das freigelegte Ich: In seinen Gedichten schreibt sich Yousif T. Ahmed Wort für Wort an sich heran.
Mehr oder weniger Mensch
Wir sind uns Freund*innen, Albtraum, Familie, Feind*innen, Erinnerung. All das macht uns menschlich. Doch das, was wir an uns verwerflich finden und was uns schmerzt, verdrängen wir oder projizieren es auf andere. Yousif T. Ahmed widmet seine Aufmerksamkeit genau diesen Seiten der Menschlichkeit und seines Lebens. Er dekonstruiert sich selbst, untersucht jedes seiner Fragmente und reflektiert den Blick der anderen: Erwartungen und Vorurteile, die Fähigkeit zu lieben und zu akzeptieren, alte Muster und Eitelkeiten, Verlust und Fluchterfahrung, der Zwang zum Neuanfang.
Yousif T. Ahmed hat die Macht der eigenen Stimme erkannt – und er erhebt sie.
Welche Seiten an uns akzeptieren wir als Menschlichkeit? Wie menschlich – im besten Sinne des Wortes – verhalten wir uns zueinander? Yousif T. Ahmeds Gedichte werden dich irritieren und dir etwas vor Augen führen. Wenn du es zulässt, auch dich selbst: Vielleicht findest du deine Geschichte in seiner wieder. Vielleicht aber fühlst du dich angegriffen, denn er zeigt dir, was du im Gegenzug für deine Empathie von ihm verlangst. Seine Lyrik ist voller unbequemer Fragen. Seine Zeilen sind heiß, kalt, unkaschiert, schneidend. Mit jeder davon erlangt er Besitz über sich: über seine Stimme, seine Sprache, seine Geschichte, seine Identität.