Für jedes geschriebene Wort ein Stück Ermächtigung, ein Stück Selbst.
Precious Chiebonam Nnebedum beweist: Sie ist die Kraft, mit der zu rechnen ist.
Wer sind wir, wenn uns die Worte fehlen? Wer, wenn wir sie kaum aufhalten können? Wenn wir in verschiedenen Sprachen leben, uns nicht nur aus ihnen bedienen wollen, sondern sie für uns selbst finden. Uns durch Sprache ermächtigen und gleichzeitig durch sie ermächtigt werden. Precious Chiebonam Nnebedums Gedichte sind eindringlich, schimmernd. Und sie begibt sich mit ihrer Lyrik auf eine Suche: Nach einer Antwort auf die Frage, was wir uns nehmen dürfen und müssen, was wir für uns fordern. Wie sehen unsere Richtungsweiser aus? Wem folgen wir, an welchen Kreuzungen biegen wir ab? Können wir diese Rolle selbst füllen? Ist es erträglich, wenn ausschließlich andere das für uns tun?
Vom Durchbrechen schalldichter Mauern, dem Zurückerobern von gestohlenem Selbstbewusstsein und dem Mut zu sprechen
Da sind die Dinge, die den Alltag bestimmen, die aber nie ausgesprochen werden. Leerstellen, die ganze Welten füllen. Da sind die Barrieren zwischen dem alten Ich und dem neuen. Menschen, die auftauchen und doch nicht stattgefunden haben im eigenen Leben. Das Gefühl von Einsamkeit, das Nnebedum sich und anderen mit jedem Gedicht aus dem Kopf schreibt. Denn: Sie schafft damit einen sicheren Ort. Einen Raum, in dem die Sprache ihr gehört. Sie hinterfragt die eigene Resilienz und erobert Gebiete, deren Regent*innenschaft die ihre ist – auch wenn es wehtut. Hier tritt sie in die Mitte, erzählt ihre Geschichte. Hier wird ihre Sprache groß: befeuernd, tröstend, stark machend. Und nicht zuletzt fordert Precious Chiebonam Nnebedum an dieser Stelle – mit und in ihren Gedichten – was ihr zusteht.
Aus dem Englischen von Lisa-Marie Höber, Eva Lapan, Precious Chiebonam Nnebedum, Fabienne Schantl und Daniel Schweiger