„Die Fälle werden nicht innerhalb einer Dreiviertelstunde gelöst“ – Gespräch mit Landeskriminalbeamtin Franziska Tkavc

Auch, wenn sie uns zuweilen schlaflose Nächte bescheren und uns nach Luft schnappen lassen: Wir lieben sie, die spannenden Fälle unserer Protagonist*innen. Doch wie realistisch ist eigentlich die Polizei- und Ermittlungsarbeit, in die uns Kriminalromane mitnehmen? Und was empfiehlt eine Kriminalbeamtin, damit wir uns im Alltag sicher fühlen können? Linda Müller hat sich mit Franziska Tkavc über ihre Arbeit unterhalten.

Franziska Tkavc beschäftigt sich im Landeskriminalamt Wien unter anderem mit Gewaltprävention und Frauensicherheit. (c) privat

Liebe Franziska, so einen Tag am Landeskriminalamt stelle ich mir sehr aufregend vor – entspricht das der Wirklichkeit? Wie kann man sich so einen klassischen Arbeitstag von dir vorstellen, falls es so einen überhaupt gibt?

Ach, der klassische Arbeitstag im LKA ist genauso geprägt von viel Administration und manchmal gefühlter „Eintönigkeit und Unaufgeregtheit“, wie in jedem anderen Job auch. Was für viele Außenstehende spannend ist, ist wie in jedem anderen Beruf auch, Routine. Natürlich lassen einen die menschlichen Schicksale nie emotional unberührt, nur sind sie für uns halt unser täglich Brot, wir müssen sie „abgeklärt“ betrachten, um gute Arbeit leisten zu können, und sind daran gewöhnt.

Gewaltprävention zum Beispiel ist ein breites Betätigungsfeld meinerseits, und im Zuge von Sicherheitsschulungen für Institutionen, die mit gewaltbereitem und aggressivem Klientel zu tun haben, muss ich mich immer wieder mit verschiedenen Situationen dieser Art auseinandersetzten – aber da ich mich regelmäßig damit beschäftige, bin ich darin routiniert.

Hast du viele Kolleginnen*, oder bist du eher von Kollegen* umgeben? Braucht man als Frau* beim LKA besonders viel Durchsetzungsvermögen?

In der Gruppe Kinderschutz wie auch in der Opferschutzgruppe sind sogar mehr Kolleginnen* tätig als Kollegen*. Generell hält sich aber die geschlechterspezifische Aufteilung in der gesamten Kriminalprävention so ziemlich die Waage. Und was das Durchsetzungsvermögen betrifft, so kommt es – wie überall anders ja auch – auf die eigene Persönlichkeit an

Eines der Spezialgebiete ist Sicherheit für Frauen*. Würdest du aufgrund deiner Erfahrung sagen, man muss sich vor dem Unbekannten in der Dunkelheit fürchten, oder lauern die Gefahren ganz woanders?

Jede Frau* (wie aber auch jeder Mann*) hat ein individuell empfundenes Sicherheitsgefühl. Dadurch machen uns verschiedene Dinge/Situationen/Menschen/Umgebungen unterschiedlich unangenehme Gefühle, bis hin zur Angst. Natürlich ist die Angst vor dem „Fremden“ oftmals erheblich größer als vor der unmittelbaren Umgebung. Was sehr trügerisch sein kann, da es gerade auch in unserem näheren Umfeld oder in unserem Privatbereich zu gefährlichen Situationen/Unsicherheiten kommen kann. Nur nimmt man es leider oftmals viel zu spät wahr oder ist man sich dessen nicht so bewusst.

Kriminalprävention ist ein wichtiger Bestandteil deines Arbeitsfeldes. Wenn du unseren Leser*innen einen Tipp geben könntest, wie sie sich im Alltag vor gefährlichen Situationen schützen können, welcher wäre das?

  • Aufmerksam sein!
  • Auf sich und sein eigenes Bauchgefühl vertrauen, es nicht als „mimosenhaft“, „überempfindlich“ oder gar „unmännlich“ abtun. Dieser natürliche Instinkt ist aufgrund von verschiedenen Einflüssen im Laufe der Jahrhunderte immer weiter degeneriert, früher jedoch hat er unseren Vorfahren das evolutionsbedingte Überleben gesichert …
  • Sich mit sich selbst gut auseinandersetzen und dadurch präventive Voraussetzungen schaffen. Dies kann ganz profan sein: zum Beispiel eine Situation, die eigenen Möglichkeiten nur einmal gedanklich durchgehen (wie würde ich agieren, was könnte ich da tun); den Platz in der U-Bahn anders wählen; auf die eigene Körperhaltung, das „richtige“ Tragen der Handtasche etc. achten; im Freundeskreis lernen, NEIN zu sagen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben …

Du kommst zwangsläufig mit Gewaltverbrechen in Kontakt und hast sicherlich schon viel Furchtbares gesehen. Würdest du sagen, das hat dich privat vorsichtiger gemacht, weil du weißt, was passieren kann?

Vorsichtiger vielleicht nicht. Ich würde eher sagen, bewusster.

Kannst du uns verraten, was sich an der Polizeiarbeit in Kriminalromanen und der echten am meisten unterscheidet?

  • Die Fälle werden nicht innerhalb einer Dreiviertelstunde gelöst.
  • Das berühmte und oft zitierte Massenspektrometer bietet nicht auf alle technischen Fragen die ultimative Antwort.
  • Anders als die Protagonist*innen in einem Kriminalromanen erledigen die ermittelnden Beamt*innen nicht nebenbei auf eigene Faust Wohnungsöffnungen oder entschärfen Bomben (dafür gibt es Sonderkommandos bzw. den Assistenzbereich).

Auch wenn es noch so vergnüglich sein kann, einem literarischen Verbrechen nachzuspüren: In der Realität können die Ratschläge von Franziska extrem hilfreich sein, um unangenehme Situationen zu vermeiden. Also: Nicht fürchten, aber aufmerksam sein, sich selbst präventiv auf angsteinflößende Situationen vorbereiten, möglicherweise Vorkehrungen treffen, zum Beispiel einen Taschenalarm einstecken oder einen Selbstverteidigungskurs besuchen. Damit gefährliche Momente dort bleiben, wo einem maximal Schlafmangel wegen durchlesener Nächte passieren kann: zwischen schön gestalteten Buchdeckeln!

Kitsch, Kommerz, kulturpolitische Waffe: Wem gehört die Tracht?

Man schmückt sich mit ihr auf Volksfesten, Hochzeiten und Empfängen. Patriotische Modelabels haben sie für sich entdeckt. Trachtenvereine pflegen sie in ihren regionalen Ausformungen, die Designer der Haute Couture bringen sie neu interpretiert auf die Laufstege der Welt. Politiker*innen verschiedenster Lager tragen sie, andere verweigern sich ihr. Die einen hassen, die anderen lieben sie: die Tracht. Egal, in welchen Farben und in welchem Kontext sie getragen wird – eines ist sie immer: ein Statement. Aber wofür? Ist sie für dich ein farbenfrohes Zeichen regionaler Tradition und Zugehörigkeit? Oder nationalistische Gesinnungskleidung? Symbol einer „Leitkultur“? Oder doch einfach nur ein schönes Stück Stoff?

Elsbeth Wallnöfer macht sich in „TRACHT MACHT POLITIK” auf die Spur eines heiß umfehdet, wild umstrittenen Kleidungsstücks. Einen Vorgeschmack dazu gibt es in unserer Leseprobe: 

Illustrationen von Marie Vermont geben Einblick in die Geschichte der Tracht

Eben weil Tracht und Dirndl derart diffus ahistorisch überfrachtet sind, weil sie entlang eines kulturellen Wertegesetzes rauf- und runterdekliniert wurden und werden, kommt es neuerdings zu so was wie Urheberrechtsdebatten. Die Exegeten aller Genres bringen sich in Stellung, weil sie die Idee der schöpferischen Urheberschaft des Volkes in diesem Kleidungstück verdichtet sehen. Derlei Absurditäten fanden jüngst Ausdruck in der Auseinandersetzung zwischen einer rumänischen Region und dem Haus Dior in Paris. Gegenstand des Anwurfes war ein besticktes Schaffell-Gilet. Als Dior Anleihe bei einer nordrumänischen Felljacke nahm, war der Aufschrei groß, man sah die kulturelle Identität auf dem Jahrmarkt veräußert. Von Diebstahl an der Kultur anderer war die Rede. Gar eine Initiative wurde gegründet, die sich bemühte, sich als die Hüterin originärer Kultur darzustellen. Die darin gebündelten Kräfte riefen dazu auf, die von Dior angepriesenen Stücke wären bei den Frauen in Rumänien günstiger zu bekommen und darüber hinaus noch in einer besseren Qualität und überhaupt hätte das Haus Dior nicht einen Cent an die Frauen gespendet. Nun, vielleicht mag es stimmen, dass die Qualität der bestickten Schaffelljacke bei den Rumäninnen besser ist. Dennoch könnte sie auch schlechter sein. Zudem muss man wissen, dass sich bis zum Zeitpunkt dieser Erregung kein Mensch auch nur annähernd für derlei Exotismen außerhalb dieser Gebiete interessierte. Die zusätzliche Schwierigkeit, welcher Kultur in welchem Gebiet Dior nun Geld löhnen sollte, ist ohnehin nicht zu klären, denn die Entlehnung berührt die nordrumänische und bukowinische (heute Ukraine) Kultur gleichermaßen.

Eine Urheberrechtsdebatte erübrigt sich aufgrund historischer Bedingungen, denn folgten die Identitätsprediger ihren eigenen Spuren, würden sie entdecken, dass so genannte Volkskunst keinem personal gestalteten Kollektiv entspringt, ein alleiniger kollektiv geformter Urheber unmöglich ausfindig gemacht werden kann. Dem Prinzip der Mode entsprechend versuchte auch hier ein Mensch oder mehrere, aus den zur Verfügung stehenden Rohstoffen (was man halt so hatte) sich zu behübschen. Begehrlichkeiten führten dazu, dass sich die Nachbarinnen untereinander kopierten. Tracht, Dirndl u. ä. fielen, wären sie identitätsstiftender Bestandteil eines Kollektivs, bei Verletzung desselben unter das Völkerrecht. Was dies verhieße, mag man sich gar nicht ausmalen.

Die bisherige Maßregelung der Gesinnungsfolkloristen, Volkskunst, Tracht und Dirndl seien Wesensmerkmale einer in sich verbundenen Gemeinschaft und sollten unverändert an die folgenden Generationen weitergegeben werden, sollte als das deklariert werden, was es ist: eine Erzählung, die von einigen Wenigen in Umlauf gebracht wurde und die ein politisches Ziel verfolgt. Nämlich Kultur und Wesenszüge zum Zwecke eines idealisierten Gestaltungswillens einer Nation ursächlich miteinander zu verbinden.

Nicht selten wird in Zusammenhang mit dem Thema auch die Frage nach dem Geschmack gestellt. Steht ein Dirndl jeder? Darf es sexy sein? Wie viel Dekor verträgt ein Dirndl? Wie kurz darf, wie lang muss es sein? Kann man Nagellack dazu tragen, oder eine Uhr? In welchem Verhältnis und Abstand sollen Schürze und Rock zueinander getragen werden und so weiter und so fort. Darauf gibt es keine abschließend richtige Antwort, denn es ist nur ein Kleidungsstück, das allein der eigenen, individuellen Behübschung dienen sollte. Die Demokratisierung ermöglicht uns, frei zu wählen, wie und was wir tragen möchten. Dass das gute Kleidungsstück als Arme-Leute-Gwand, als bäuerliches Gwand, eine steile Karriere als sommerlich modisches Stück genommen hat, es aber auch bei jenen, die keine Wahl hatten, als antimodisches Stück so schnell wie möglich abgelegt werden wollte, beweist einmal mehr, dass es nichts weniger ist als ein Ergebnis menschlicher Kreativität. Jene, die glauben, Tracht und Dirndl seien der Inbegriff deutschkultureller Tradition und hätten somit normativ unabänderlich gleich zu bleiben, denen sei gesagt, alle Kulturen hatten zu irgendeiner Zeit eine für sie typische Kleidung. Wir wissen inzwischen, dass dies mit den Ressourcen und Rangordnungen zu tun hat, genauso wie mit politischen, modischen Strömungen und dem Begehren einzelner Individuen, die sich zu Experten aufgeschwungen haben. Die Vorstellung dessen, was schön ist, verläuft in etwa im Zyklus der Jahreszeiten, man denke an die Haute-Couture-Schauen und deren Frühjahrskollektionen, Herbstkollektionen usf.

Jenen religiösen Eiferern, die glauben, man sei mit einem von den Verbänden regulierten Dirndl oder einer Tracht stets gut angezogen, sei entgegnet, dass auch nicht jede Figur in eine Leggins passt. Selbst eine Jeans steht nicht allen. Rufen wir uns noch mal den Römer Ovid in Erinnerung, der in der Antike bereits Styling-Tipps gab. Warum sollte das hier behandelte Kleidungsstück eine Ausnahme bilden? Gerade, weil Menschen ihre Kleidung in erster Linie nicht erfunden haben, um patriotische Phantasien zu befriedigen, sondern um erstens gekleidet zu sein, und zweitens um sich zu behübschen, nimmt es nicht wunder, wenn wir Tracht, Dirndl oder Lederhose in allerlei Abbildungsformen begegnen.

Elsbeth Wallnöfer, geboren in Südtirol, ist Volkskundlerin und Philosophin und lebt in Wien. Sie beschäftigt sich seit Jahren mit der Tracht. Unermüdlich kritisiert sie den unreflektierten Umgang mit Althergebrachtem. Foto: Haymon Verlag / Fotowerk Aichner

Die barbiehafte Behübschung der Society-Moderatorinnen im deutschen Fernsehen zur Münchner Wiesnzeit, die Fußballerfrauen im Dirndl, der Besuch von berühmten Sternchen wie der Hotelerbin Paris Hilton sind nichts als gespiegelte Realität gängiger Praxis des Schönheitsputzes im Alltag. Gleiches gilt für die lederhosenbewehrten Männer, die, wie ein österreichischer Verhaltensforscher mal meinte, durchaus einer naturgegebenen Konstante von männlichem Imponiergehabe folgen und dies mit dem Imponiergehabe von Primaten verglich. Vielleicht ist der Mensch nichts als ein Aff’ in Trachten-, Dirndl-, und Lederhosenkleidung.
Damit erübrigte sich beinahe, die andere Seite der soziologischen Trachtenwirklichkeit zu erwähnen, den ausgeprägten Distinktionskapitalismus, der in der Tracht steckt und sich bei lokalpatriotischen Bällen geballt zeigt. Im kollektiven Rausch wird ein Lob auf die Tradition ausgerufen, Märsche werden gespielt und selbst bei inoffiziellen Hymnen wird (speziell bei den Tirolern) aufgestanden, mitgesungen, die Hand aufs Herz gelegt und am Ende salutiert.

Frauen in einfachem Ballkleid, die selten genug vorkommen, oder junge Frauen in Dirndln vom Discounter werden auf Trachtenbällen schief angesehen und schmallippig begrüßt. Es kommt schon vor, dass sie von den Ballfotografen, die beim Einlass stehen und sich wie Experten gerieren, erst gar nicht abgelichtet werden. Die Ballsaison birgt die Chance zur rituellen kollektiven Selbstzelebration. Sie dient, auch wenn es einige nicht wahrhaben wollen oder verharmlosen, der Selbstaufrichtung einer ganz bestimmten kollektiven Identität. So gut wie nie findet man im Landhausstil gekleidete Menschen auf solchen Bällen. Werner Kogler, seit 2020 grüner Vizekanzler und Steirer, wurde dafür kritisiert, dass er bei der Angelobung keine Krawatte trug, auch war er nicht dafür bekannt, Trachtenjanker zu tragen. Das hat man ihm schnell abgewöhnt. Der auf die Ballsaison fallende Regierungsbeginn ließ ihn recht schnell in einem grün-grau-steirischen Trachtenfrack auf dem Steirerball erscheinen, zusammen mit Umweltministerin Leonore Gewessler, die sich in einem von einem Salzburger Trachtendesigner moderat zitierten Outfit zeigte und das auf Erzherzog Johann (1782–1859), einen Habsburger, der seiner Liebe zum Landleben bis hin zu einer morganatischen Verbindung mit einem Landmädchen nachging, verwies.
Die politische Vergangenheit des Trachtenjankers hatte die politische Gegenwart eingeholt.

Und du? Hast du jetzt Lust bekommen, Omas Dirndl aus dem Keller zu holen? Oder doch eher, deines in den Altkleidersack zu packen? So oder so: Dieses Buch wird dich fesseln! Elsbeth Wallnöfer erzählt von Menschen, Moden und Mythen und legt frei, was vom Dirndl übrigbleibt, wenn Landromantik, politisches Korsett und die hartnäckigsten Irrtümer abgetragen sind. Ein hervorragend recherchierter, ebenso pointierter wie leidenschaftlicher Text – und ein beherzter Aufruf, sich das Dirndl zurückzuerobern! Mit zahlreichen farbigen Illustrationen und einem kunstvoll gestalteten Plakat. Hier geht es zum Buch!

„Mein Bauch gehört mir!“ – Ist das so? Selbstbestimmung auf dem Prüfstand.

Im Leben eines jeden Menschen werden Kinderwunsch (oder eben keiner) und Schwangerschaft irgendwann einmal Thema. Ob als hypothetische Frage an sich selbst bei einem verspäteten Eintreten der Regelblutung, als Frage zur Familienplanung in einer Partner*innenschaft, als gesellschaftliche Erwartung von außen an uns herangetragen – oder als ganz konkrete Situation: als positiver Schwangerschaftstest. Für einige wird ein positiver Test die Erfüllung eines langgehegten Traumes sein. Für andere hingegen ein großer Schock. Ob als Frau, weiblich gelesene Person oder Partner*in. Jede*r wird für sich abwägen: Wie geht es mir damit? Wie geht es uns damit? Können wir einem (weiteren) Kind ein gutes Leben bieten? Und: Möchten wir das überhaupt, schwanger sein und ein Kind bekommen? Wenn wir uns dagegen entscheiden: Wie lange ist ein Schwangerschaftsabbruch möglich? Wo kann ich ihn vornehmen lassen und wo finde ich Unterstützung? Nina Gruber hat mit Dr.in Bettina Zehetner von der Beratungsstelle Frauen* beraten Frauen* und mit der Klinischen Psychologin und Gesundheitspsychologin Mag.a Petra Schweiger darüber gesprochen, welchen Zugang Frauen zu Schwangerschaftsabbrüchen haben und vor welchen Herausforderungen sie stehen, haben sie sich einmal für einen Abbruch entschieden.

Dr.in Bettina Zehetner ist Philosophin und Lehrbeauftragte an der Universität Wien, wo sie u. a. zu feministischen Themen mit Schwerpunkt auf psychosozialer Beratung lehrt, forscht und publiziert. Seit 2003 ist sie außerdem in der Konzeption und Leitung von Seminaren, Workshops und Trainings für den psychosozialen Beratungsbereich tätig. Sie berät Frauen in Krisensituationen, u. a. in der Beratungsstelle der Wiener Frauenhäuser und bei Frauen* beraten Frauen*. Für ihre Arbeit und ihr Engagement wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem C&A-Inspiring-Women-Award (2017/2018) und dem Preis der Dr.-Maria-Schaumayer-Stiftung (2011). (Foto: Stockhammer)

Liebe Bettina, an euren Verein wenden sich immer wieder Ratsuchende zum Thema Schwangerschaftskonflikt. Oft sind Initiativen wie eure die erste Anlaufstelle außerhalb des Familien- und Freundschaftskreises sowie der Partner*innenschaft der Frauen, wenn Unsicherheit darin besteht, wie mit der Schwangerschaft umgegangen werden soll. Mit welchen Fragen und Sorgen wenden sich die Frauen an euch?

Die Fragen und Sorgen der Ratsuchenden, die sich im Zusammenhang mit dem Thema Schwangerschaftskonflikt an uns wenden, sind vor allem folgende: Entscheidungskonflikt – das Kind bekommen oder einen Abbruch durchführen lassen? Potenzielle Schuldgefühle beim Gedanken an einen Abbruch: die Angst, nicht damit leben zu können, immer daran denken zu müssen, ein Leben beendet zu haben. Sehr religiös sozialisierte Frauen dürfen sich oft gar nicht den Gedanken an diese Option zugestehen. Gleichzeitig Sorgen und Ängste, das Leben mit Kind nicht gut zu bewältigen, ihm kein gutes Leben bieten zu können, keine ausreichenden finanziellen Mittel zu haben. Angst, die eigene Freiheit aufgeben zu müssen, den Berufseinstieg oder die eigene berufliche Laufbahn abbrechen zu müssen, die nächsten Jahre keinen Tag frei zu haben, keine Nacht durchschlafen zu können.
Auch die rechtliche Situation mit dem Kindesvater ist oft ein schmerzhaftes Thema: Manche der potenziellen Väter wollen die Frauen zur Abtreibung überreden oder zwingen. Sie drohen entweder mit völligem Kontaktabbruch und damit, keine Alimente zu zahlen oder das Sorgerecht für das Kind zu erstreiten und der Mutter das Leben schwer zu machen.

Wenn schon vor und während der Schwangerschaft das Kontrollverhalten des Kindesvaters ein Problem ist, wird dieses mit einem Kind noch quälender, oft aufgrund der schlechten finanziellen Situation bzw. Abhängigkeit der Frau oder aufgrund von destruktiven Machtdemonstrationen bezüglich Kontaktrecht nach einer Trennung.
Viele Frauen sind auch schwer enttäuscht über die fehlende Bereitschaft der potenziellen Väter zur partnerschaftlichen Teilung der Sorgearbeit, etwa wenn er das Gespräch darüber völlig verweigert („Das wird sich dann schon ergeben.“) oder deutlich macht, dass er „sicher nicht“ in Karenz gehen, Teilzeit arbeiten oder regelmäßig die Betreuung übernehmen wird, um die Mutter zu entlasten.

Die Frage danach, ob man ein Kind austrägt oder die Schwangerschaft abbricht, ist also in einen größeren Zusammenhang gebettet, der auch die Frage einer gleichberechtigten Partner*innenschaft betrifft. Spiegelt sich dieses Gefühl des Alleingelassen-Seins bei der Schwangerschaft und der Kinderbetreuung auch in der Abwicklung eines Schwangerschaftsabbruchs wieder? Gibt es eine Form der psychologischen Nachbetreuung für Frauen, die in einem Konflikt mit sich standen, aber schlussendlich einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen haben lassen?

Ja, dieses Gefühl des Unterstützt-Werdens bzw. Alleingelassen-Seins spiegelt sich auch im Umgang mit dem Schwangerschaftsabbruch wider. Frauen, die auf die Unterstützung durch ihre*n Partner*in zählen können, fällt die Verarbeitung meiner Erfahrung nach deutlich leichter. Die Entscheidung und die Trauer – auch die Erleichterung – gemeinsam zu tragen, hilft sehr beim guten Verabschieden-Können dieser Lebensmöglichkeit. Umgekehrt kann fehlende Unterstützung die Verarbeitung und den Trauerprozess erschweren. Fehlende gemeinsame Trauerarbeit führt oft zu Trennungen.
Wir bestärken die Ratsuchenden, sich auch nach einem erfolgten Abbruch wieder zu melden, und stehen gerne für die Nachbetreuung, Reflexion, Trauerarbeit und alles, was damit zusammenhängt, zur Verfügung. Ebenso wie für die partner*innenschaftliche Aufteilung der Sorgearbeit, wenn die Frau sich für das Kind entschieden hat – Stichwort mental load.

Liebe Petra, wohl jede Frau hat sich in ihrem Leben – rein hypothetisch oder ganz konkret – mit dem Thema Schwangerschaftsabbruch schon einmal auseinandergesetzt. Große Fragen tun sich da auf, wie etwa ab wann man das, was da im Bauch wächst, „Leben“ nennt.

Es ist nicht möglich, den Augenblick genau festzulegen, von wo an menschliches Leben beginnt, denn Leben ist ein Prozess. Es beginnt nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt, sondern wird von Generation zu Generation weiter gegeben. Jede reife menschliche Ei- bzw. Samenzelle ist „lebendig“ und enthält je die Hälfte der Erbanlagen eines eventuell daraus entstehenden Embryos. Klar definiert ist, dass ein Fötus bzw. Embryo keinen Rechtsstatus als „Person“ hat. Dieser tritt erst nach der Geburt ein. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat festgehalten, dass der Ausdruck „jeder Mensch“ den Fötus nicht einschließt. Im gleichen Sinn haben die Verfassungsgerichte in Österreich, Frankreich und Holland entschieden. Insofern ist der heranwachsende Fötus in der Gebärmutter zwar etwas Eigenständiges, gleichzeitig jedoch auch ein Teil des Körpers der Frau und in seiner Entwicklung vollkommen davon abhängig. Der Embryo in der Gebärmutter hat demnach sein eigenes genetisches Entwicklungspotential – jedoch als Teil des Körpers der Frau bestimmt sie über dessen weitere Entwicklung. Der Abbruch einer ungewollten Schwangerschaft ist – aus dieser Perspektive betrachtet – das geplante Beenden einer Entwicklungsmöglichkeit.

Ein Teil des Körpers – eigenständig und doch abhängig. Auf einmal ist man nicht mehr allein in seinem Körper. Gehören Körper – allen voran der Bauch – wirklich noch der Frau alleine? Oder hört diese Selbstbestimmung nach der Befruchtung etwa auf – nicht nur im Hinblick auf das, was da wächst, sondern auch vor dem Gesetz, in den Augen der Gesellschaft?

Mag.a Petra Schweiger ist Klinische Psychologin und Gesundheitspsychologin. Sie ist an der Gynmed Salzburg, einem Ambulatorium für Schwangerschaftsabbruch und Familienplanung tätig. Dort berät sie Frauen, die sich für einen Abbruch entschieden haben. (Foto: Thom Eichinger)

Mit dem Slogan „Mein Bauch gehört mir!“ machten politisch engagierte Frauen in den 70er-Jahren öffentlich, dass niemand anderer über die weibliche Fruchtbarkeit bestimmen kann, als die betroffene Frau selbst. Dem gegenüber steht die Tatsache, dass das Private immer auch politisch ist und insbesondere Entscheidungen zu Beginn und am Ende des Lebens häufig heftige gesellschaftliche und religiöse Debatten auslösen. Trotz der mittlerweile fast selbstverständlich gewordenen Botschaft des Slogans gilt es, wachsam und politisch aktiv zu bleiben, denn immer wieder bringen konservative Parteien und Bürger*inneninitiativen das Thema Schwangerschaftsabbruch aufs Tapet, mit dem Ziel, die geltenden liberalen rechtlichen Bestimmungen durch Zugangsbeschränkungen zu verschlechtern (z. B. „Zwangsberatungen“, „verpflichtende Bedenkzeit“, „Verbot von Spätabbrüchen“ etc.).
Die Selbstbestimmung der Frau endet nicht nach dem Eintreten einer (ungewollten) Schwangerschaft, aber sie kann unter restriktiven gesellschaftlichen Rahmenbedingungen deutlich eingeschränkt werden.

Deshalb ist es nach wie vor politisch relevant, dass Frauen (und auch Männer!) sich ihrer sexuellen Rechte bewusst sind und diese auch einfordern. Es gilt immer wieder zu verdeutlichen, dass die Selbstbestimmung als ein sexuelles Recht ein Menschenrecht ist – genauso wie das Recht auf sexuelle Gesundheit, sexuelle Freiheit sowie der Schutz vor Diskriminierung, sexueller Gewalt, Zwangsheirat und Genitalverstümmelung. Die International Planned Parenthood Federation (IPPF) verabschiedete eine Charta der Sexuellen und Reproduktiven Rechte. Artikel 9 der Erklärung beschreibt das Recht auf freie Entscheidung für oder gegen die Ehe und für oder gegen die Planung einer Familie sowie das Recht zu entscheiden, ob, wann und wie viele Kinder geboren werden sollen.

Die Themen Schwangerschaft und Kinderkriegen bewegen uns. Zum Thema Schwangerschaft wird viel berichtet, es gibt zahlreiche Beratungsangebote, Kurse, Austauschmöglichkeiten, (medizinische) Versorgungsmöglichkeiten. Anders sieht es aus, wenn es um die Entscheidung geht, die Schwangerschaft zu beenden. Das Thema bewegt, gleichzeitig wird es verschwiegen, kocht nur manchmal hoch. Was macht dieses Tabu mit Betroffenen: mit Frauen, die einen Abbruch vornehmen lassen haben; mit Frauen, die sich dafür entscheiden?

Wir leben im digitalen Zeitalter und ich denke, Abtreibung bzw. der Schwangerschaftsabbruch sind nicht mehr „tabu“. Google gibt uns auf Knopfdruck zu beiden Begriffen fast 5 Millionen Informationen und der Abbruch einer ungewollten Schwangerschaft ist weltweit mit jährlich 73 Millionen Eingriffen eine durchaus häufige gynäkologische Behandlung. In Anbetracht dieser Fakten ist jedoch die Qualität der Informationen näher zu betrachten. Nicht ein vermeintliches „Tabu“ macht die Situation für Frauen schwierig, sondern dass es nach wie vor so viele falsche Informationen und Mythen über den Abbruch gibt und viele dieser Informationen von persönlich nicht Betroffenen und beruflich mit dem Thema Unerfahrenen kommen. Deshalb ist es auch in den Beratungsgesprächen vor einem Abbruch wichtig, allfällige Falschinformationen und Mythen richtig zu stellen und betroffene Frauen darin zu stärken mit ihrer Entscheidung gut zu leben. Wichtig sind also: gute Informationen und eine selbstbestimmte Entscheidung.
Der Wertkonflikt, in dem sich Frauen befinden, die zum Abbruch entschieden sind, ist ein interpersonaler Konflikt zwischen ihren eigenen Bedürfnissen und den gesellschaftlichen Interessen. Wertschätzung erfahren diejenigen, die sich für die Mutterschaft entscheiden, und Ablehnung diejenigen, die einen Abbruch durchführen lassen. Viele Frauen erleben im Zusammenhang mit ihrer ungewollten Schwangerschaft auch Informationskonflikte (falsche oder ungenügende Informationen zum Abbruch) oder Machtkonflikte (gesetzlich verordnete Pflichtberatungen und Wartefristen), die sie als nicht hilfreich in der Bewältigung der aktuellen Situation erleben.

Vor welchen psychologischen Herausforderungen stehen Frauen, die sich für einen Abbruch entschieden haben?

Für viele Frauen bedeutet ein Abbruch, dass sie ihr bisheriges Leben fortsetzen und ihrer Verantwortung sich selbst, ihren Familien und der Gesellschaft gegenüber weiter gerecht werden können. Die Gefühle nach einem Abbruch schwanken zwischen Schuldgefühlen und Traurigkeit über den Verzicht auf eine Lebensmöglichkeit und Erleichterung. Für viele Frauen wird die Zeit bis zum Termin des Abbruchs wesentlich belastender erlebt, als der Eingriff selbst oder die Zeit danach. Sehr wenige Frauen haben nach einem Schwangerschaftsabbruch anhaltende psychische Probleme, sofern sie vorher gut informiert wurden, die Entscheidung selbstbestimmt getroffen haben, eine wohlwollende, soziale Akzeptanz ihrer Entscheidung in ihrem persönlichen Umfeld vorhanden ist und in einer angenehmen Atmosphäre optimal medizinisch und menschlich betreut wurden.
Dennoch ist ein Schwangerschaftsabbruch nichts, worüber betroffene Frauen gerne sprechen, und wenn, dann meist nur mit wenigen vertrauten Personen. Die Mehrheit der Frauen, die mit ihrer Entscheidung gut lebt, äußert dies nicht in der Öffentlichkeit, und das gibt Raum für vereinzelte dramatische Fallgeschichten und Propaganda religiöser Fanatiker*innen. Ein „Post Abortion Syndrom“ wurde von „Anti-Choice“- Anhänger*innen mit der Absicht konstruiert, dass das psychische Gesundheitsargument Frauen noch stärker verunsichert als das moralische Argument. Es existiert in keinem Diagnosemanual und wirkt dennoch in vielen Köpfen, obwohl die internationale Studienlage bestens belegt, dass es kein nachhaltiges Risiko für die psychische Gesundheit von Frauen in Folge eines freiwilligen Abbruchs einer Schwangerschaft im ersten Trimenon gibt.
Im Wesentlichen hat das vorbestehende psychische Befinden den größten Einfluss darauf, wie sich Frauen nach einem Schwangerschaftsabbruch fühlen. Besondere Aufmerksamkeit brauchen Frauen* mit psychischen Vorerkrankungen, Frauen mit starken Ambivalenzen bei der Entscheidung, Frauen*, die eine ursprünglich gewünschte Schwangerschaft abbrechen, und Frauen, die mit niemandem über ihre Entscheidung sprechen konnten. Als Gesellschaft können wir viel dafür tun, dass es Frauen damit gut geht: die Akzeptanz der Selbstbestimmung ist wesentlich, eine kostengünstige, wohnortnahe medizinische Versorgung in einer angenehmen Atmosphäre stärkt und unterstützt.

„Mein Bauch gehört mir!“ – Die Gespräche mit Dr.in Bettina Zehetner und Mag.a Petra Schweiger haben gezeigt, wie wichtig es ist, dieses Thema immer wieder in den Raum zu stellen. Denn die Frage danach, ob das in der Praxis tatsächlich so ist, steht in einem größeren Kontext: Wer entscheidet über den Körper der Frauen? Wer macht die Gesetze, die ihren Handlungsspielraum bestimmen? Welchen kulturellen, wirtschaftlichen und medizinischen Zugang gibt es zu Verhütungsmitteln? Und welchen Zugang zu medizinischer und psychologischer Beratung und Behandlung haben Frauen?* Es geht auch darum, wie Familien- und Erziehungsarbeit aufgeteilt werden, wie gleichberechtigt wir tatsächlich leben. Und welchen Weg wir als Partner*innen, Familie, Gesellschaft und Staat noch vor uns haben, um Menschen ein tatsächlich selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

* Wie lange ist ein Schwangerschaftsabbruch möglich? Kurz zusammengefasst ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz der Schwangerschaftsabbruch bis zu einer bestimmten Frist straffrei möglich (in der Schweiz bis zur zwölften, in Deutschland bis zur vierzehnten und in Österreich bis zur sechzehnten Schwangerschaftswoche). In Österreich stellt eine vorherige Beratung keine Zwangsmaßnahme dar. Ebenso gibt es keine vorgeschriebene Wartezeit zwischen erster Beratung und Abbruch. Anders als in Deutschland, wo eine Verpflichtung zum Nachweis einer Beratung durch eine zugelassene Stelle herrscht und drei volle Tage zwischen Beratung und Abbruch liegen müssen. Ein strafloser Schwangerschaftsabbruch ist auch in der Schweiz möglich – vorausgesetzt die Frau macht schriftlich geltend, dass sie sich „in einer Notlage“ befindet. Die Betroffenen müssen ein eingehendes Gespräch mit den Ärzt*innen führen, von denen ihnen ein Leitfaden mit einem Verzeichnis von Beratungs- und Hilfsstellen ausgehändigt werden muss. Die geltenden Regeln zu Schwangerschaftsabbrüchen gehen in Österreich auf Kaiserin Maria Theresia zurück, in Deutschland auf Kaiser Wilhelm I. Außerhalb großer Städte ist es für Frauen schwer, einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen. In Deutschland war es Ärzt*innen, die selbst Abbrüche durchführen, bis vor kurzem verboten, über die Möglichkeit zu informieren – dieses Recht oblag nur Ärzt*innen und Krankenhäusern, die selbst keine Abbrüche durchführen. 2022 wurde die Abschaffung dieses in §219a verankerten Werbeverbot vom Deutschen Bundestag beschlossen. Unter besonderen Umständen besteht für Frauen* auch nach Ablauf der Wochen-Fristen die Möglichkeit eines straffreien Abbruchs.

„Sicher war, dass ich niemals so werden wollte wie die Erwachsenen.“ – Gespräche übers Großwerden

Pubertät ist, wenn die Eltern schwierig werden, diesen Spruch hast du vielleicht auch schon gehört. Doch wenn wir uns zurückerinnern an die Jahre des Erwachsenwerdens, gibt es ganz andere Fragen, die sich in dieser Zeit gestellt haben: Wer will ich eigentlich sein? Welche Spuren will ich auf der Welt hinterlassen? Was ist mein Weg? Drei Leser*innen haben uns erzählt, was für sie besonders große Herausforderungen waren, was geholfen hat – und welche Werte der Eltern sie trotz aller jugendlichen Kämpfe bis heute im Herzen tragen.

Parnia Kavakebi ist zwar in Österreich geboren, verbrachte dann aber ihre ersten vier Lebensjahre dort, wo ihre Familie herstammt: im Iran. Mit vier Jahren floh sie mit ihren Eltern und Geschwistern vor dem Krieg und kehrte zurück nach Österreich. Heute studiert sie Architektur, engagiert sich in feministischen Projekten und genießt nach einem Umzug von Innsbruck nach Wien das Großstadtleben. Foto: privat

Parnia

Würdest du sagen, dass du erwachsen bist? Welche Schritte in deinem Leben waren besonders große in Richtung Selbständigkeit? Und inwiefern haben sie bedeutet, dich von der Familie und ihren Werten zu lösen und dir eigene zu erkämpfen?

Ich würde mich als bedingt erwachsen bezeichnen, denn der jugendliche Idealismus kommt noch ganz schön oft durch. Der größte Teil meiner frühen Selbständigkeit kommt wohl daher, dass ich schon als kleines Schulkind viel alleine zuhause war, da meine Eltern sozusagen rund um die Uhr gearbeitet haben, arbeiten mussten. Außerdem musste ich mich auch schon früh immer wieder gegen rassistische Anfeindungen oder gegen „Andersbehandlung“ von Seiten der Erwachsenen verteidigen. Ich glaube, dass auch das zu einer frühen Selbständigkeit führen kann.

Von manchen Werten in meiner Familie habe ich mich bis heute noch nicht gelöst und trage sie mit mir. Nicht, weil ich mich nicht lösen kann, sondern weil ich mit zwei Kulturen aufgewachsen bin – mein Vater stammt aus dem Iran und meine Mutter aus dem Zillertal. Ich finde es schön, mir aus beiden Kulturen positive „Dinge“ rauszupicken.

Das persische Neujahrsfest findet im März statt, der Frühlingsbeginn ist somit eine spezielle Feierlichkeit für mich – und in meinem Denken ganz verwandt mit dem hiesigen Fasching. Ich liebe die persische Gastfreundschaft ebenso wie die österreichische Satire. Und während ich in Wien das Sudern feiere, mag ich an der persischen Kultur „Taroof“ – eine Form von höflichem Zeremoniell – besonders.

Deine Familie stammt aus dem Iran, denkst du, dass daraus, als du Teenagerin warst, andere Reibungsflächen entstanden sind als mit Eltern, die hier aufgewachsen sind? Wenn ja, welche waren das?

Als Teenagerin war das manchmal schon eine harte Nummer, ich wollte angepasst sein wie nie zuvor oder danach in meinem Leben, auf keinen Fall anders sein. Trotzdem war das „Ausländerinsein“ fast schon ein Alleinstellungsmerkmal, da es in meinem Freundeskreis sonst keine „Migrantenkinder“ gab, und in der gesamten Schule vielleicht vier Kinder mit Migrationshintergrund. Die Reibungsflächen mit meinen Eltern waren nicht mühsamer als die meiner Freund*innen. Das zusätzliche Aufbegehren gegen die Schubladen, in die mich meine Umgebung drücken wollte, war anders. Meine Rebellion fand vor allem dadurch statt, dass ich das Gefühl hatte, ich müsste mich entscheiden zwischen zwei Kulturen. In dieser Zeit habe ich zum Beispiel aufgehört, Farsi zu sprechen, wollte keine persische Jause mehr in die Schule mitnehmen und ging nicht in die Sonne, um nicht braun zu werden. Ich schämte mich dafür, eine „fremde“ Sprache zu sprechen. Ich dachte, ich müsste alles wissen, um möglichst klug und nicht das „dumme Ausländerkind“ zu sein, für das mich erwachsene Österreicher*innen gerne hielten. Struktureller Rassismus von Lehrer*innen hat mir die Schulzeit erschwert und mir das Gefühl vermittelt, ich müsste dreimal mehr für gute Noten arbeiten. Gegen meine Eltern musste ich nicht viel rebellieren, ich musste mich eher sehr anstrengen, mich in der Gesellschaft zu assimilieren um die Eltern meiner Freund*innen nicht zu verärgern, so hat es sich zumindest für mich angefühlt. Auch wenn meine Eltern Ausgehzeiten streng hielten und das Komasaufen nicht so locker nahmen, bleibt mir eher die Ablehnung der anderen Erwachsenen aufgrund meiner Herkunft in Erinnerung.

Gibt es etwas, das dir deine Eltern vermittelt haben, das für dich als Jugendliche besonders wichtig war – und das du auch Jugendlichen von heute wünschen würdest?

Meine Eltern haben mir immer das Gefühl gegeben, ich wäre sehr schlau, und dass sie mir zutrauen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Sie haben mir sehr früh verständlich gemacht, was Rassismus ist, und daher konnte ich den Antrieb gewisser Menschen verstehen, ohne an meiner Person zu zweifeln, ohne gebrochen zu werden. So konnte ich stabil wachsen. Solidarität war ein wichtiges Thema für meine Eltern, Mitgefühl, nicht nachtragend zu sein und Geduld. Ich wünsche Jugendlichen mit ähnlichem Herkunftshintergrund, dass sie die Vorzüge mehrerer Kulturen annehmen und genießen können und sich gleichzeitig nicht unterkriegen lassen, ihre Identität bewusst finden und wahren können. Und dass sie trotzdem das Gefühl haben, vollständige, wertvolle Mitglieder der österreichischen Gesellschaft zu sein. Ich glaube immer noch, dass Multikulti funktioniert, und ich wünsche vor allem den jungen Mädchen mit Migrationshintergrund viel Energie und Leidenschaft.

Heinrich

Heinrich Breidenbach war 1971 siebzehn Jahre alt. Seit Beginn seines Berufslebens ist er engagiert und macht den Mund auf: als Sozialarbeiter, Öffentlichkeitsarbeiter, Journalist und Autor, privat ist er liebender Papa und Opa. Besonders wohl fühlt er sich auf dem Wasser – als Skipper auf Segelyachten oder im Kajak. Er ist Mitbegründer von genusspaddeln.at. Foto: privat

Was hat Erwachsenwerden für dich bedeutet? Wann ist es passiert – gibt es rückblickend einschneidende Erlebnisse, etwa Reibungen mit den Eltern, Studienabschluss, erstes eigenes Geld, die du damit verbindest?

Eine sehr unbewusste Sache war dieses „Erwachsenwerden“ bei mir. Mir ist kein Wunsch, keine Absicht oder Plan erinnerlich, erwachsen werden zu wollen. Heute würde ich sagen, Erwachsensein hat mit Stabilität, Souveränität, Großzügigkeit, Denk-, Liebes- und Arbeitsfähigkeit zu tun. Ich kann mich aber nicht erinnern, diesen Begriff als Jugendlicher jemals für mich positiv reflektiert zu haben. Sicher war, dass ich niemals so werden wollte, wie die „Erwachsenen“. Mehr oder weniger bewusst war das ein negativ besetzter Begriff. „Erwachsene“ waren spießig, fad, nervös, reaktionär, von den Schrecken des 20. Jahrhunderts traumatisiert, in konservativen und religiösen Konventionen gefangen und überhaupt nicht sexy. Ich steuerte ein Antiprogramm dazu an.
Reibungen und ernsthafte Konflikte mit den Eltern gab es jede Menge. Kleidung. Haare. Umgang. Freundin. Musik. Politik. Religion. Lebensstil.
Nachträglich finde ich immer noch beglückend, dass dadurch die persönliche Wertschätzung der Eltern und auch meine Liebe zu ihnen nicht grundsätzlich gestört wurden. Die verbindende familiäre Klammer war immer stärker. Das ist schön.

Es kam überhaupt alles anders. Mit 22 eröffnete mir meine damalige Freundin und jetzige Frau, schwanger zu sein. Ich war Student, sie Studentin. Es wird mein familiär geprägtes Über-Ich gewesen sein; jedenfalls war das Gefühl groß, mich der Verantwortung für mein Kind stellen zu müssen, und die Entscheidung daher eindeutig. Trotz aller Ambivalenzen. Das bedeutete auch, einen großen, unerwarteten und ungeplanten Schritt in das „Erwachsenwerden“ tun zu müssen, zumindest in Teile davon.

Was für Regeln waren deinen Eltern besonders wichtig, als du Kind und Jugendlicher warst, die dir beim Erziehen deiner eigenen Kinder vielleicht weniger wichtig waren oder die du und deine Frau für euch neu gestaltet habt? Und wie ist das jetzt als Opa?

Was die äußeren Regeln und Konventionen betrifft, haben wir vieles anders gemacht. Aber die Prägung bleibt. Meine Eltern waren liebevoll, absolut korrekt, immer verlässlich, sorgend und gutmeinend. Sie kannten wenig Neid und wenig Hass. Sie waren freundlich, rücksichtsvoll, hilfsbereit und verantwortlich. Bestimmt war die Substanz meiner Erziehung auch prägend für meine Rolle als Vater. Sicher wollte ich diese Substanz weitergeben, wenn auch in anderen Formen.
Als Opa dominieren andere Gefühle. Die Liebe ist bedingungsloser und weniger fordernd. Man fühlt sich nicht so als Erzieher, der etwas erwartet oder erreichen will. Man fühlt sich mehr als Geber. Den großen Unterschied macht die Wahrnehmung der äußeren Umstände aus. Seit meine Enkelin auf der Welt ist, machen mir diese mehr und auf eine viel persönlichere Art Sorgen. Als junger linker Revolutionär hatte ich eine positive Zukunftssicht. Es wird alles besser. Es kann gar nicht anders. Das ist der Lauf der Geschichte. Ich habe mir um die Zukunft der Welt, in der meine Kinder leben werden, keine wirklichen Sorgen gemacht. Jetzt ist das anders. Jetzt macht mir der Wahnsinn der Welt, die soziale und ökologische Verantwortungslosigkeit der Mehrheiten, persönliche Sorgen. Und zwar direkt mit Blick auf meine bezaubernde Enkelin. Ich bin ängstlicher. Ich bin zorniger. Letzte Woche habe ich einen Porsche, der laut röhrend durch unsere Wohngegend gerast ist, gestoppt und den Fahrer mehrere Minuten lang angeschrien. Nicht gut. Dabei hatte ich meine Enkelin im Kopf. Ansonsten und im direkten Umgang mit Enkelkindern ist man ruhiger, gelassener und einfach glücklich.

Was glaubst du, waren große Herausforderungen für die Heranwachsenden deiner Generation, und was glaubst du, vor welchen stehen Kinder und Jugendliche heute?

Meine Generation in den westlichen Industriestaaten ist mit Wohlstand, Demokratie, Sicherheit und Frieden die privilegierteste Generation, die jemals auf diesem Planeten gelebt hat. Wir hatten nicht mehr die schwierige Aufgabe des „Wiederaufbaus“. Wir leben gut und auch unsere Kinder und Enkelkinder leben meistens gut. Bisher. Wir hätten die Aufgabe gehabt, und haben diese immer noch, unsere Privilegien zu globalisieren, sie sozial und ökologisch nachhaltig für die Zukunft zu sichern. Das wollte und will diese privilegierte Generation mehrheitlich nicht angehen. Die heutigen Kinder und Jugendlichen werden mit diesem Versagen umzugehen haben.

Kerstin

Kerstin verließ als Teenagerin ihre Heimat nahe Berlin, um sich in den Bergen ein eigenes Leben aufzubauen. Heute ist sie in der Kinder- und Jugendhilfe in der Krisenunterbringung tätig und hilft Kindern und angehenden Erwachsenen, ihren Platz in der Welt zu finden. Foto: privat

Du warst sehr jung, als du dich auf eigene Füße gestellt hast. Wie hat sich das damals angefühlt – und bist du froh dich so entschieden zu haben?

Damals war das eine riesengroße Herausforderung und eine große Umstellung, das Schlimmste war anfangs die Sprachbarriere. Die ersten zwei Wochen in Tirol habe ich kein Wort verstanden, in der Mittagspause mit den Kolleg*innen in meinem damaligen Lehrbetrieb in der Gastronomie habe ich einfach mit den anderen mitgelacht, ohne zu wissen, worum es geht. Der viele Schnee hat mich ebenfalls überrascht, und die Umstellung von der Schule auf einen Vollzeit-Lehrberuf war am Anfang für mich ebenfalls nicht einfach.
Rückblickend war es aber die beste Entscheidung meines Lebens. Ich habe dort, in der Nähe von Berlin, keine Zukunftsperspektive für mich gesehen und hatte – auch familiär – nicht das Gefühl, unterstützt zu sein und mich entfalten zu können. Daher war es besser, mich aus diesem Kontext zu lösen und einen Neubeginn zu machen.

Erwachsen werden heißt, eigene Entscheidungen zu treffen – herauszufinden, wer man sein will, wen man liebt, und mit wem man sich umgeben möchte. Hat es in dem Zusammenhang besonders wichtige Momente für dich gegeben?

Ein damaliger Arbeitskollege hat mich in ein Szenelokal mitgenommen, wo mir zum ersten Mal eine Frau begegnet ist, die für mich zum Verlieben war. Ich glaube nicht, dass ich zuhause, in meinem engstirnigen Umfeld, den Mut gefunden hätte, diese Liebe auszuleben. Das Umfeld an meinem neuen Wohnort habe ich mir selbst ausgesucht, entsprechend aufgeschlossen war es auch. Insofern: Ja, das „Abnabeln“ hat bei mir sehr viel dazu beigetragen, dass ich zu mir selbst gefunden habe.

2014 war auch ein wichtiges Jahr für mich: Ich musste aus gesundheitlichen Gründen meinen Beruf in der Gastronomie hinter mir lassen und einen neuen Weg einschlagen: die Schule für Sozialbetreuungsberufe. Sie hat mich in die Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung geführt, in der ich heute tätig bin. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist für mich bereichernd, abwechslungsreich, herausfordernd und ist ein wichtiger Teil meines Lebens.

Die Kinder und Jugendlichen, mit denen du arbeitest, haben schwierige Erfahrungen machen müssen. Wie kannst du sie darin unterstützen, bestmöglich in ein zufriedenes Leben zu starten?

Mir ist besonders wichtig, die Kinder in ihrer Autonomie zu bestärken. Die Unterstützung, die ich zuhause vermisst habe, versuche ich jetzt, den Kindern mit auf den Weg zu geben, und somit aus einer für mich als Kind negativen Situation für die Kinder jetzt etwas Positives zu machen, weil ich mich aus meiner eigenen Erfahrung heraus sehr gut einfühlen kann. Wenn sie zu uns in die Einrichtung kommen, weil sie in ihrer Familie nicht entsprechend betreut werden können, vermissen sie natürlich ihre Eltern und Bezugspersonen. Daher bemühe ich mich, ihr Leben so familiär wie möglich zu gestalten. Und ich bemühe mich, ihnen zu vermitteln, dass sie an ihren Zielen, Wünschen und Träumen festhalten sollen, weil sie sie tatsächlich verwirklichen können. Kinder, die viel Negatives erlebt haben, muss man umso öfter daran erinnern, dass ihnen alle Möglichkeiten offenstehen, der Mensch zu werden, der sie gerne sein möchten. Beispiele, die zeigen, dass das wirklich möglich ist, sehen wir regelmäßig.

Stell dir vor, es ist Krieg – und du warst dort: über Erinnerungen mit zerstörerischer Kraft

In vielen unserer Bücher begibst du dich mit den Protagonist*innen in seelische Ausnahmesituationen – zum Beispiel in einem Kriegsgebiet. Wahrscheinlich hast du – ebenso wie wir – eine Vorstellung davon, wie sich einschneidende Erlebnisse auf die Seele auswirken und dass sie Spuren hinterlassen können, das „Leben danach“ völlig verändern. Doch was genau ist eigentlich ein Trauma? Was macht es mit einem betroffenen Menschen? Stimmt es, dass ein Trauma „erblich“ sein kann?

Oswald Klingler ist Klinischer Psychologe, Gesundheitspsychologe und Psychotherapeut. Er interessiert sich ganz besonders für jene Verwundungen, die durch schlimme Erfahrungen in unserer Seele entstehen können, und dafür, wie man diesen Wunden beim Heilen hilft. Fürs österreichische Bundesheer hat er das Zentrum für Psychotraumatologie und Stressmanagement aufgebaut – und mit uns hat er sich über seine Arbeit unterhalten.

Oswald Klingler hat mit uns über Verwundungen der Seele gesprochen. © privat

Was ist ein Trauma überhaupt? Was passiert bei einer Traumatisierung mit unserer Seele?

Ein Trauma ist eine Verwundung. Manchmal wird auch das Ereignis selbst, das zur Verwundung geführt hat, als Trauma bezeichnet. Anders als bei körperlichen Verwundungen sind solche, die das Seelische betreffen, zumeist nicht so deutlich sichtbar. Doch auch seelische Verwundungen verursachen zunächst einmal Schmerz und oft noch weitere Beeinträchtigungen. Die Erfahrung von Grausamkeit oder drohendem Tod, egal ob bei einem selbst oder bei anderen Menschen, kann ein Trauma sein, aber auch ein Verlust, eine Niederlage oder eine Demütigung. Das Kriterium wäre, dass der Schmerz oder die Beeinträchtigungen länger andauern als das eigentlich auslösende Ereignis. Und wie körperliche Verletzungen können auch seelische rasch und ohne große Folgeschäden verheilen. Gar nicht selten führen sie aber zu anhaltend schmerzhaften Narben oder einer schleichenden Sepsis, welche die Gesundheit des gesamten Organismus bedroht.

Warum ist es so wichtig, dass man sich bei einer Traumatisierung besonders schnell Hilfe sucht? Kann auch eine „seelische Wunde“ besser heilen, wenn man sie entsprechend behandelt?

Im Mittelpunkt steht bei Trauma-Folgeschäden die Schmerzlichkeit der Erinnerung, die man nicht loswerden kann. Es kommt zu einem unerwünschten Wiederauftreten dieser Erinnerungen, zum Beispiel Albträumen oder Flashbacks. Und man möchte die Erinnerungen vermeiden und daher auch nicht darüber sprechen. Und so kann es sein, dass man beginnt, bestimmte Gesprächsinhalte und Kontakte zu vermeiden, vielleicht auch bestimmte Orte oder Situationen. Und man gerät in Angst und Einsamkeit und Flucht oder Abhängigkeiten. Leider nicht so selten führt der Weg dann von der Traumatisierung zur Depression und/oder in eine Sucht, manchmal auch zu Selbstverletzung und Suizidgedanken. Mit einer geeigneten Psychotherapie bestehen aber recht realistische Chancen, eine solche Entwicklung zu verhindern. Vor allem aber ist es schade um jeden Tag, den man dem Leiden unnötig ausgesetzt bleibt.

Worin unterscheidet sich ein Kriegstrauma von einem anderen, was ist besonders daran?

Es gibt kaum objektive Kriterien für die Schwere eines Traumas. Was dem einen eine vernichtende Katastrophe ist, berührt jemand anderen vielleicht viel weniger. Doch ein Krieg stellt eine besonders grausame Realität dar. Viele Soldat*innen und oft auch unschuldige Zivilist*innen werden von einer Hölle zur nächsten getrieben, erleben eigene Entbehrungen, Schmerzen und Verstümmelungen, aber auch das Leiden und den Tod von Kamerad*innen und „Feind*innen“ und anhaltende und wiederkehrende Todesangst. Das nicht nur über Wochen oder Monate, sondern an manchen Kriegsschauplätzen auch über Jahre. Ähnliche anhaltende oder wiederholte Extrembelastungen sind auch von den Überlebenden von Konzentrationslagern, bei anderweitig Inhaftierten, Folteropfern oder Geflüchteten bekannt. Die Folgen werden heute oft als komplexe Posttraumatische Belastungsstörung bezeichnet und fordern naturgemäß eine sehr intensive Behandlung. Sogenannte Monotraumata, als „einzelne“ traumatische Erlebnisse, können ebenfalls sehr schwerwiegend sein, gelten insgesamt aber als leichter behandelbar.

Wie du sagst, sind ja auch Geflüchtete häufig traumatisiert vom Kriegsgeschehen, vor dem sie geflohen sind. Inwiefern ist die Erfahrung, die man als Zivilist*in macht anders als das, was man als Soldat*in erlebt?

Tatsächlich sind leider auch Geflüchtete sehr häufig Mehrfachtraumatisierungen unterworfen. Und sind daran zumeist völlig schuldlos. Sie können allerdings vielleicht Soldat*innen oder deren Auftraggeber*innen zu den Schuldigen machen, die für ihr Elend verantwortlich sind. Ein Soldat oder eine Soldatin aber muss auch damit fertig werden, an dem Elend, das ihm oder ihr nie ganz verborgen bleiben kann, eine Mitschuld zu tragen. Berechtigte oder unberechtigte Schuldgefühle sind fast immer auch ein Bestandteil von belastenden Traumafolgen.

Wie unterscheiden sich Traumatisierungen der Soldat*innen vor hundert Jahren von denen der Soldat*innen heute – falls sie das überhaupt tun?

Ein österreichischer oder deutscher Soldat, der im Ersten Weltkrieg Panikattacken, Weinkrämpfe oder Zitteranfälle bekommen hat, musste damit rechnen, dass er als Feigling, Simulant oder Psychopath angesehen wird. Die Traumafolgen wurden häufig auch als „hysterisch“ bezeichnet, nach dem damaligen Verständnis für einen männlichen Soldaten eine besondere Demütigung. Die Behandlungen sollten die Geschädigten zurück an die Front zwingen, nach dem Prinzip, dass die Behandlung schlimmer als die Front sein müsse. Die häufige Behandlung mit Elektroschocks führte auch zu Todesfällen und natürlich gab es zahlreiche Suizide. Heute erfahren alle österreichischen Soldat*innen im Rahmen ihrer Ausbildung – zur Selbst- und Kamerad*innenhilfe – dass Traumatisierungen normale Reaktionen auf abnorme Situation und als solche gut behandelbar sind. Dass die im Ersten Weltkrieg so häufigen Symptome der Bewegungsstörungen bei den sogenannten Kriegszitterern heute kaum mehr beobachtbar sind, kann kaum zweifelsfrei erklärt werden. Es hat vielleicht mit den im Ersten Weltkrieg so verbreiteten Stellungskriegen zu tun, in denen jede Bewegung gefährlich war, vielleicht aber auch damit, dass andere Störungen weniger zugegeben oder dokumentiert wurden.

Man hört ja gelegentlich von „erblichen“ Traumata. Tragen wir Spuren von dem in uns, was unsere Großeltern im Zweiten Weltkrieg erlebt haben?

Traumata können sich auf zwei Wegen auf die nachfolgenden Generationen auswirken: zum einen über das Verhalten und zum anderen auf dem Weg der Epigenetik. Eine Vermittlung über das Verhalten des Traumatisierten und dessen Wahrnehmung durch seine Nachkommen könnte man sich zum Beispiel so vorstellen: Ein Vater ist zu keinem Interesse gegenüber seinen Kindern in der Lage und neigt zu unkontrollierten Wutausbrüchen. Oder er berichtet immer wieder in höchst ungeordneter und damit vielleicht unverständlicher Form über seine Erlebnisse. Und Epigene, also Anhängsel an der Ribonukleinsäure, durch welche spezifische Genaktivitäten ein- oder ausgeschaltet werden, können durch Traumata verändert werden und dann eine erhöhte Stressempfindlichkeit an nachfolgende Generationen übertragen. Wichtig zu beachten ist, dass das vermutlich – nach ersten vorliegenden Ergebnissen – durch eine geeignete Psychotherapie auch wieder rückgängig gemacht werden kann.

Und am Ende: Gibt es einen Fall aus deiner Arbeit, der dich besonders betroffen gemacht hat? Wie schützt du dich selbst?

Jeder Fall macht betroffen. Und ein wenig wütend hat mich das Folgende gemacht: Ein nicht mehr ganz junger Unteroffizier der Miliz (als solcher kein Berufssoldat, sondern in einem Zivilberuf und nur für Übungen oder Einsätze beim Bundesheer tätig) hat sich für einen UNO-Einsatz in Syrien gemeldet. Natürlich auch wegen der gebotenen Verdienstmöglichkeiten. Und wie alle Auslandssoldat*innen beim österreichischen Bundesheer wurde er vor dem Einsatz einer umfassenden Eignungsüberprüfung unterzogen, mit einer fast 24-stündigen psychologischen Untersuchung, welche eine uneingeschränkte Einsatzeignung ergeben hat.
Im Einsatzraum fand er sich dann, vorbereitet und ausgerüstet für Beobachtungsaufgaben und verantwortlich für eine Gruppe junger Kameraden, mitten in einem umkämpften Bürgerkriegsgebiet. Er ist mehrmals unter Beschuss geraten und sehr mutig und unter Lebensgefahr für die Erfüllung seines Auftrages und für seine Kameraden eingetreten. Wieder daheim: nächtliches Aufschrecken, quälende Erinnerungen und Albträume über den Einsatz, zunehmende soziale Ängste, Kontaktvermeidung und Depression. Damit war die Arbeitsfähigkeit sehr stark eingeschränkt. Eine Anerkennung seiner Probleme als Einsatzschädigung ist auch vor dem Verwaltungsgerichtshof abgelehnt worden, mit der Begründung, er habe schon vor dem Einsatz Probleme gehabt: Verluste von Angehörigen, eine Pleite, eine Scheidung. Hätte keine Vorschädigung bestanden, dann hätte er auch die Belastungen des Einsatzes besser verkraftet.

Naturgemäß ist es belastend, die in der Behandlung unverzichtbare Auseinandersetzung mit den Traumainhalten zu leisten, mit den Klient*innen in die traumatisierende Situation zurückzukehren. Zu versuchen, seine Gefühle zu dämpfen und zu kontrollieren, scheint nur begrenzt sinnvoll und aussichtsreich. Sehr viel hilfreicher für Betroffene wie für Therapeut*innen ist es, konsequent den Blick immer wieder weg vom Leiden und auf die Möglichkeiten seiner Bewältigung zu lenken.

Danke für das spannende Gespräch, lieber Oswald!

 

Dem Kampf, der im Inneren des Menschen toben kann, spürt auch Tanja Paar in ihrem Roman „Die zitternde Welt” nach. Die Kinder des österreichischen Paares Maria und Wilhelm wachsen an der Wende zum 20. Jahrhundert als Bürger des Osmanischen Reiches auf. Anatolien ist ihr Zuhause, Türkisch ihre Muttersprache – nicht Deutsch. Die alte Heimat der Eltern haben sie nie kennengelernt, sie existiert nur als fahle Erinnerung aus deren Erzählungen. – Bis der Erste Weltkrieg ausbricht. Geburtsort, politische Grenzen und Allianzen gewinnen plötzlich an entscheidender Relevanz: Was bedeutet der Krieg für die beiden Söhne im wehrpflichtigen Alter? Was bedeutet er für Maria, für die ein Leben außerhalb von Anatolien fernab jeglicher Vorstellungskraft liegt?

„Da gibt es kein Entkommen!“ – Autor Thomas Raab im Interview

Der Metzger hat ja schon einiges erlebt. Aber dass ihn seine Danjela während ihrer Hochzeit kurz vor dem Ja-Wort stehen lässt und spurlos verschwindet, das zieht ihm wirklich den Boden unter den Füßen weg. Auf der verzweifelten Suche nach seiner Braut kommt der Metzger einem skrupellosen Familienclan in die Quere, trifft auf einen Kopflosen, der ihm Kopfzerbrechen bereitet, auf einen Schlägertrupp, der noch ganz anderes zerbrechen will, und wird der persönliche Engel des Elefantenbullen Charlie.
Des Metzgers Schöpfer, Autor Thomas Raab, hat seiner Lektorin Linda Müller mehr über die Arbeit am neuen Fall von Willibald Adrian und über das Verhältnis Raab-Metzger verraten.

Der Metzger begleitet dich mittlerweile seit vielen Jahren, seit dem letzten Band hat es aber eine längere Metzger-Pause gegeben. Habt ihr euch vermisst? Oder hat euch der Abstand gutgetan?

Beides. Es tut gut, jemanden zu vermissen, da spürt man dann erst, wie groß die Liebe ist. Gibt ja schließlich auch Leut’, die siehst du nie wieder, und es geht dir dabei genau nix ab.

Thomas Raab © Fotowerk Aichner

Auf jeden Fall vermisst haben den Metzger seine Leser*innen. Du hast ja bekanntlich einen sehr guten Draht zu ihm. Möchte er eventuell seine Leserschaft über dich grüßen?

Da will ich jetzt meiner Leserschaft nicht nahetreten, aber den Metzger unterscheidet etwas sehr Wesentliches von mir: Er legt auf Aufmerksamkeit keinen Wert, und nach diesem Abenteuer wird er froh sein, so gut untertauchen zu können wie nur möglich – wenngleich ich ihm, zugegeben, beim Untertauchen sehr gern zuschauen würde. Mal sehen, ob sich das einrichten lässt. Ich jedoch kann meine Leserschaft grüßen und mich aufrichtig für all die gemeinsamen Jahre bedanken. Ein Wunder ist das, so lang zusammen sein …

Grundsätzlich ist Willibald Adrian ja kein großer Freund von technischen Neuerungen, ich würde fast meinen, kein großer Freund von Veränderung generell. In „Die Djurkovic und ihr Metzger“ allerdings wird er unfreiwillig zum YouTube-Star. Kannst du uns verraten: Ist der Metzger jetzt Influencer?

… Maximal, wenn er die Grippe hat. Ansonsten denk ich, wünscht er sich eher einen Zusammenbruch des weltumfassenden Netzwerks, auf dass die unmittelbare Umgebung wieder enger an die Menschen heranrückt. Je näher das WWW, desto entfernter werden uns die eigenen vier Wände inklusive Insassen

Es ist, was es ist, sagt der Metzger. Doch dann läuft ihm die Braut davon. Danjela Djurkovic, Licht des Metzger-Daseins, kehrt ihrem Willibald den Rücken und türmt mit einem fremden Mann. Warst du beim Schreiben selbst schockiert und hast mitgelitten?

Nein, schockiert war ich nicht, weil mir ja sofort klar war: Die Danjela veranstaltet ein derartiges Schlamassel niemals aus Lieblosigkeit. Es muss also etwas Gravierendes dahinterstecken. Ja, und ab dann hab ich mit mir selber mitgelitten, denn die eigenhändig eingebrockte Suppe musste ich erst einmal auslöffeln, sprich herausfinden: Was war die Ursache?

Ein Thema, das deinen neuen Roman prägt, sind die Machenschaften von mafiösen Familienclans. Hat dich bei der Recherche etwas besonders überrascht?

Ja, im Grunde alles, denn was weiß man schon groß darüber? Und diesbezüglich hat mich die Aussage von David Ellero, Ex-Mafiabekämpfer bei Europol, am meisten erschüttert: „Die echte Organisierte Kriminalität ist jene, die niemand mitbekommt.“ Öffentlichkeit gibt es erst, wenn sich Clans intern bekriegen oder verschiedene Clans verschiedener Länder im Ausland aneinandergeraten, sich das Geschäft abgraben. Und das ist ein minimaler Prozentsatz.

Wir alle wissen: Nach dem Metzger ist vor dem Metzger. Ist es zu früh, um dich zu fragen, ob ihr beide schon über einen neuen Fall nachdenkt?

Eine schöne Frage, und in diesem Fall ziemlich einfach zu beantworten: Der nächste Fall ist eigentlich am Ende ziemlich aufgelegt, da gibt es kein Entkommen …

 

 

Erneut wirft Thomas Raab seinen Metzger mitten hinein in einen außergewöhnlichen Kriminalfall – und brilliert einmal mehr: wortwitzig, überraschend, klug, einfach genial!

Hol dir Die Djurkovic jetzt sofort in deiner Buchhandlung! Denn dass sie schneller weg sein kann, als einem lieb ist, weiß der Metzger am allerbesten … 

„Magst auf ein Bier gehen?“ Das wolltet ihr Franz Gasperlmaier schon immer sagen …

Jenseits der 50 (wie weit jenseits, verraten wir hier nicht, es wäre ihm wahrscheinlich nicht recht), Familienvater, Polizist. Zurückhaltend (man könnte sagen schüchtern, aber das wäre ihm wohl auch nicht recht), zuweilen mit einem ausgeprägten Talent fürs Ins-Fettnäpfchen-Treten. Ehrlich, denn mit dem Lügen ohne rot zu werden hat er so seine Schwierigkeiten. Hohe Geschwindigkeiten sind nicht seine Sache (auch nicht der Fahrstil der Frau Dr. Kohlross), wenn es aber notwendig ist und vor allem, wenn es um Menschenleben geht, kann er blitzschnell handeln. Das ist Franz Gasperlmaier, der seit 2011 acht Fälle gelöst und sich in eure Herzen ermittelt hat.

Wir haben euch in unserem Newsletter gefragt, was ihr Franz Gasperlmaier schon immer sagen wolltet. Und das war gar nicht wenig! Die Freude über die vielen Zuschriften möchten wir mit euch teilen, indem wir unsere Lieblingstexte hier versammelt haben. Einige von euch haben Franz Gasperlmaier beglückwünscht, andere beratschlagt, wieder andere hatten nur eine simple Frage, zum Beispiel Ludovico Lucchesi Palli:

Magst auf ein Bier gehen?

 

Ganz im Sinne von Franz’ Tochter wäre sicherlich das Anliegen von Brigitte Eibisberger, das dem Franz sicherlich zu denken geben wird:

Eigentlich bist du eh ganz in Ordnung, aber ein bisschen könntest du die Leute auch anregen, sich mehr Gedanken zu unserem Umgang mit Tieren zu machen. Du könntest ja mal einen Versuch starten und zumindest deine Ernährungsgewohnheiten ändern: weniger Fleisch und wenn doch, nur aus artgerechter biologischer Tierhaltung.
Das würde dir gesundheitlich auch gut tun!

 

Besonders viele von euch wünschen sich wie Beate Gesprägs vom Franz, dass er noch viele, viele Fälle löst:

Herr Gasperlmaier. Bitte, bitte machen Sie mit Ihrer Arbeit fleißig weiter, damit ich Sie immer schön mit meinen Augen Satz für Satz begleiten kann. Denn das ist das, was ich mir von Ihnen wünsche. Somit werden Sie nicht arbeitslos und mir ist weiterhin kurzweilig mit Ihnen. Ich baue auf Sie, weiterhin! Und natürlich: bleiben auch Sie weiterhin gesund!

 

Margit Bickel war mit einer Gasperlmaier-Aktion im neuesten Fall gar nicht einverstanden, hat dem Franz aber mittlerweile verziehen:

Ich mag den Franz wirklich, wirklich gern, aber die Aktion mit der Nachbarin im letzten Buch – das ist gar nicht in Ordnung. Das ist wirklich, echt schlimm. Und der Franz soll sich was schämen und da hat er viel kaputt gemacht.
Im ersten Moment hab ich überlegt, dass ich dem Franz nicht mehr begegnen will, aber jetzt guck ich alle 14 Tage, wann der nächste Band erscheint.

Auch Autor Herbert Dutzler hat seinem Ermittler etwas zu sagen: „Lieber Franz! Du musst mehr aus dir herausgehen, mehr reden, schneller reagieren, wenn dich jemand anspricht. Wenn du grübelst und nicht gleich antwortest, solltest du (vor allem Frauen) nicht so durchdringend anstarren. Sie kommen sich da gemustert und gewertet vor. Das kommt nicht gut an. Und du solltest vor allem mehr Sport treiben. Sonst nimmt das kein gutes Ende mit dir. Und, vor allem, hör auf deine Frau, wenn sie dir gute Ratschläge gibt!“ (Foto: Gisela Barrett)

Mit Autor Herbert Dutzler ist sich Manuela Pfleger einig, wenn es darum geht, auf wen der Franz hören soll:

Ich finde dich seit deinem Fall „Letzter Stollen“ toll, aber manchmal nervst du mich auch. Besonders dann, wenn du nicht auf deine Frau hörst. Ich freue mich aber immer wieder, wenn ich zusammen mit dir und deinem Team mitermitteln darf.

 

Einen ganz ähnlichen Tipp hat Hanna Halenka:

Auch wenn es dir nicht leicht fallen sollte, glaub mir, jede und jeder kann in jedem Alter noch vieles anders machen als ewig gewohnt. Also auch du! Setz dich einmal mit deiner Frau zusammen und redet lieb, aber ehrlich miteinander. Sie kennt dich besser als alle andren und wird dir sicher helfen können, ein paar von deinen weniger charmanten Gewohnheiten in den Fokus zu nehmen und dich noch erfolgreicher und zufriedener zu machen. Du weißt ja: Probleme gibt es keine mehr, sondern nur mehr Herausforderungen. Sagt man. Also nimm sie an, und alles Gute weiter für dich!

Charlotte Kandel hat, wie viele andere von euch, aufbauende Worte für den Franz:

Bleib so ehrlich wie Du bist, dann brauchst auch nicht mehr schüchtern sein. ‚Falsche‘ Menschen gibt’s genug.

 

Auch Elisabeth Giefing hat den Franz ins Herz geschlossen, und das ist ganz offenbar ansteckend:

Hallo Franz, seit deinem ersten Fall „Letzter Kirtag“ bin ich ganz vernarrt in dich 
soll heißen, dass ich deine Ermittlungen seither ganz genau verfolge und manchmal hab ich auch deinem „Ghostwriter“ Herbert gelauscht, wenn er aus der einen oder anderen Ermittlungsarbeit vorgelesen hat. Hab auch ein paar Freundinnen mit dem „Gasperlmaier-Virus“ angesteckt und sie sind quasi zu Stalkerinnen geworden – sie finden dich, sobald du in einer Buchhandlung auftauchst. Bitte, bitte mach weiter so!

 

Brigitte Wild hat einen wirklich guten Rat:

Nicht so schüchtern, trau dir zu sagen was dich bedrückt. Das würde dein Leben sicherlich erleichtern.

 

Ein bisschen strenger formuliert es Günter Stickler:

Franz, reiß dich endlich am Riemen!

 

Alfred Eder hingegen fasst sich kurz:

Du bist a wilder Hund!

Gasperlmaiers aktueller Fall: Letzter Jodler

Franz Gasperlmaier ist sich treu geblieben und hat sich trotzdem weiterentwickelt, ist über sich hinausgewachsen. Er hat spektakuläre Morde aufgeklärt, sei es im Volksmusikmilieu oder im Trachtenbusiness, er hat sich als Trommelweib verkleidet, um inkognito zu ermitteln, er hat Verbrecher per Boot, Auto und in Wanderschuhen verfolgt, er hat seine Kinder ein ganzes Stück älter werden sehen, er hat zwischenzeitlich abgenommen, aber dennoch nie den Appetit verloren.

Der Franz ist ja nicht unbedingt besonders technikaffin, aber wir versprechen, dass wir ihm zukommen lassen werden, was ihr zu sagen habt – und ganz bestimmt wird er seiner Frau davon erzählen. Vielleicht sogar der Frau Doktor Kohlross. Und wenn die beiden mit euch einer Meinung sind, und das sind sie sicher, dann wird es sich auch der Franz zu Herzen nehmen!

Hast du einen Fall verpasst? Hier geht’s zu allen Büchern von Herbert Dutzler!

Lydia Mischkulnig im Leserinnengespräch zu ihrem neuen Roman „Die Richterin“

Du hörst davon in den Medien, kennst vielleicht jemanden, der persönlich davon betroffen ist, oder bist es sogar selbst: In unseren Gerichtssälen wird darüber entschieden, ob Menschen im Land, in dem sie Zuflucht und Schutz suchen, bleiben dürfen – oder ob sie es verlassen müssen. Doch wie kommen diese Urteile zustande? Dieser Frage geht Lydia Mischkulnig mit psychologischem Tiefgang in ihrem neuen Roman „Die Richterin“ nach: Mit ihr tauchen wir in das Leben von Gabrielle ein, einer Asylrichterin – und damit in einen Berufsalltag, der uns sonst verschlossen bleibt.

Lydia Mischkulnig ist eine sprachmächtige Beobachterin. – Foto: Margit Marnul

Im Gespräch mit ihrer Leserin Heidi erzählt die Autorin von der Recherche für den Roman, von langen Stunden im Gerichtssaal, von ihren Gesprächen mit Betroffenen, von Afghanistan und blinden Flecken.

Mich würde sehr interessieren, wie Sie für diesen Roman recherchiert haben.

Das Thema Asyl, Flucht und Exil begleitet mich literarisch schon seit der Lektüre von Primo Levis „Ist das ein Mensch?“ und von Jean Amérys „Jenseits von Schuld und Sühne“, dann seit den frühen Neunzigerjahren und seit Ceauşescus Hinrichtung, als nach dem Regimewechsel rumänische Kinder zu Gast in der Schule waren, die meine Mutter damals führte. Dann folgten schon die Sezessionskriege in Jugoslawien und der Völkermord in Ruanda und im Iran, die Irakkriege und der afghanische Krieg, als die UdSSR eingriff, und schließlich die USA den Angriff auf das World Trade Center und den neoliberalistischen Brutalkapitalismus rächten. Irgendwann war mir klar: Das hört nicht auf – Flucht ist immer. Und nun gibt es auch vermehrt Fluchtgründe wegen des Klimawandels. So geriet ich mehr und mehr in die Thematik und schrieb Portraits, Aufsätze oder sogar Gedichte zur Existenz unter diesen grauenhaften Aussetzungen.
Das ist sozusagen Recherche, die man als LeserIn und StaatsbürgerIn des Alltags betreibt, ohne dass ich es richtig plane. Hinzu kommt dann das Interesse für Recht und die Sprache der Rechtsprechung und die philosophische Frage nach der Gerechtigkeit. Was bedeuten innerer Friede und Friede? Wie hängen die Begriffe zusammen?

Als dann 2015 die Flüchtlinge aus Syrien nach Europa kamen, war mir klar: Ich möchte auch wissen, was es heißt, im Asylwesen mitgestalten zu können. Wer sind all die AkteurInnen? Und schließlich interessierte mich der Gerichtssaal mit seiner interessierten Öffentlichkeit. Und diese Öffentlichkeit war ich selbst, in diese Rolle konnte ich mich begeben. Ich saß viele Monate dort und konnte Gespräche führen, sowohl mit HelferInnen und RechtsberaterInnen als auch mit den RichterInnen, ReferentInnen und Betroffenen.
Ich wechselte meine Perspektiven und irgendwann war mir klar, wie kompliziert die Lage ist und wie menschlich. Jeder Mensch hat das Recht auf ein Bleiben in Sicherheit. Aber was geschieht mit denen, die Sicherheit nicht einmal begreifen, sondern bedrohen? Jeder Fall ist speziell. Das erfuhr ich auf nationaler und internationaler Ebene. Es geht immer um das Individuum – und damit geht es um die Gesellschaft in ihrer Rechtskultur. Und immer ist dies zu diskutieren. Das verstehe ich unter einem demokratischen Prozess: Er ist nie zu Ende.

Wie erging es Ihnen mit juristischen Dokumenten, z. B. mit Ablehnungsbescheiden? Meines Wissens sind die ja sehr umfassend.

Ich habe mich vor allem durch die Länderdokumentationen durchgearbeitet. Bescheide, Erkenntnisse gelesen, Protokolle studiert und vieles, sehr vieles ist öffentlich zugänglich und man findet sogar Material im Internet. Es gibt auch Rechtsliteratur zum Fachlichen, diese habe ich in vielen Gesprächen erörtert und kundige ExpertInnen in Diskussionen befragt. Es war mir total wichtig, zu verstehen, was diese nüchterne, distanzierte Sprache bedeutet. Und das geht nur über das Gespräch und die Einbeziehung von Befindlichkeit und Einstellung zum Thema, zu einem Gesetzestext. Ich habe gelernt, dass Recht gelebt werden muss. Und die Frage ist: Wie? Deshalb kann keine Maschine je eine menschlich-richterliche Instanz ersetzen. Es ist ungeheuerlich, einen negativen Bescheid zu lesen. Es ist auch ungeheuerlich, einen positiven zu lesen. Das Bewusstsein darüber, dass es sich immer um ein menschliches Schicksal handelt, macht einen gewaltigen Druck auf Geist und Psyche.

Inwieweit kennen Sie Kabul selbst?

Ich war nie dort. Ich werde aber eines Tages dort sein. Ich weiß von dieser Stadt seit 1979, seit dem Einmarsch der Sowjets. Und ich kenne die Fotos davon. Unerlässlich sind die anderen Blicke, die ich zum Beispiel von einem der angesagtesten PhilosophInnen und befreundeten Zeitgenossen Fahim Amir einholen durfte. Er stammt aus Kabul und hat dort auch Familie. Auch er hat mir diese kriegsgebeutelte Stadt in vielen Gesprächen näherbringen können. Und ich kenne Leute des Internationalen Roten Kreuzes, die dort vor Ort gelebt haben. Sie berichteten mir von ihren Eindrücken und Kenntnissen. Ich kenne es nur aus Erzählungen, und meine Frage für den Roman war daher: Wie stellen sich eigentlich AsylrichterInnen die Stadt Kabul vor? Sie hören ja dauernd davon. Und wie stelle ich sie mir vor?

Die Beziehung von Gabrielle zu ihrem Bruder hat mich beim Lesen überrascht: Sein Verhalten hat Gabrielles Leben oft nachhaltig negativ beeinflusst. Welche Rolle spielt er für Gabrielle?

Der Bruder ist eine Herausforderung für die Heldin, für ihre Einschätzungsfähigkeit. Ist er so gewesen, wie sie sich an ihn erinnert? Oder färbt sich ihr Bild aufgrund ihrer Ressentiments und gestaltet einen Sündenbock? Nach allem, was mit ihm geschah und durch ihn geschah, fragt sie sich nie, wieso sie ein Manuskript zu seiner Dissertation findet. Es taucht wie nebenbei auf und ist aber doch das Indiz auf eine Lebenslinie, die sie ihrem Bruder nicht im Geringsten zumessen konnte. Was hat es damit auf sich? Sie übersieht ein wesentliches Detail! Diese Frage stellt sich Gabrielle nicht. Man fragt sich für sie: Wieso? Was bedeutet dieses „Übersehen“ für die Einschätzung der Richterin? Welchen Charakter hat sie? Und letztlich stellt sich uns die Frage, was sollen wir von dieser Richterin und unserem eigenen Einschätzungsvermögen halten? Details entgehen immer jeder Beobachtung, niemand ist unfehlbar und verfügt über ein Gesamtbild. Das erscheint mir wichtig: Ambiguitätstoleranz zu fördern.

 

Richterin über das Schicksal: Über den Taumel einer Asylrichterin zwischen Macht und Ohnmacht, über die Tragweite ihrer Entscheidungen und den Weg dort hin erzählt Lydia Mischkulnig in „Die Richterin“. Schonungslos spürt sie die Sprünge auf, die unseren fragilen, vermeintlich klaren Blick auf die Welt durchziehen. Ein feinnerviger und sprachmächtiger Roman mit unterschwelligem Sog. – Hier geht’s zum Buch.

Wenn der Geldsegen zum Fluch wird

In Herbert Dutzlers Kriminalroman wird der Traum vom großen Geld zum Alptraum

Mit einem Lottogewinn wären alle Sorgen wie weggeblasen. So stellen es sich viele vor, die regelmäßig ihre Kreuzerl auf den Gewinnschein malen. Doch Herbert Dutzlers Kriminalroman zeigt, dass mit dem großen Geld auch die großen Probleme beginnen – und dass sich im Angesicht des Reichtums so manch ein Abgrund auftut.

(c) Gisela Barrett: Herbert Dutzler, Autor der erfolgreichen Serie um Kult-Ermittler Gasperlmaier, hat einen Kriminalroman geschrieben, der jetzt auch als Taschenbuch erhältlich ist.

Geschichten, die das Glückspiel schreibt

Man kennt sie, die skurrilen Lottoschicksale, wo der Hauptgewinn am Ende alles andere als Glück gebracht hat, etwa die Geschichte des Lottogewinners, der 1955 das Schild „Wegen Reichtums geschlossen“ an sein Hotel hängte, später aber völlig verarmt im Obdachlosenasyl endete. Oder die von Lotto-Lothar, der mit zahlreichen Exzessen seine Gesundheit ruinierte und nach wenigen Jahren an den Folgen des Alkholkonsums verstarb. 1997 tötete ein Lottogewinner einen Mann, weil er völlig paranoid annahm, seine Exfrau habe einen Auftragsmörder geschickt. Und ein Gewinner aus Chicago starb am Tag nach der Gewinnauszahlung plötzlich und vollkommen überraschend – die Untersuchung ergab eine Vergiftung mit Blausäure.

Die Geschichten von den vielen, die ihr Geld schnell auf den Kopf gehauen haben und bald mit leeren Taschen dastanden – häufig sogar ärmer als vor dem Gewinn –, wirken im Vergleich zu den Schicksalen der Lotto-Lothars dieser Welt beinahe harmlos.

Plötzlich reich – und was nun?

Wenn der Wunsch nach Reichtum wahr wird, obwohl die Chancen darauf etwa eins zu acht Millionen stehen, reagieren die Menschen unterschiedlich: Manche verlieren die Bodenhaftung, kaufen sich teure Luxusgüter und leben über ihre Verhältnisse. Und stehen dann unerwartet vor Schwierigkeiten und Sorgen, an die sie zunächst nicht gedacht haben. Ein Problem, das kaum jemand bedenkt, wenn er sich das neue Millionärsleben ausmalt: die Heimlichkeit. Denn den Freunden oder gar der Öffentlichkeit von dem Gewinn zu erzählen, ruft Neider und Bittsteller auf den Plan und kann Sozialkontakte zerstören. Und dann gerät alles noch schneller außer Kontrolle. Aber: Heimlichkeit ist schwierig. Denn wie erklärt man dem Umfeld, dass man sich plötzlich Dinge leisten kann, von denen man vorher nur geträumt hat? Also heißt es: Ruhe bewahren. Nachdenken. Keine überstürzten Investitionen. Möglichst lange vom Glücksfall zehren.

Dutzlers Kriminalroman: ein mörderischer Hauptgewinn

In seinem Kriminalroman „Die Einsamkeit des Bösen“ greift Herbert Dutzler dieses Thema auf. Hauptfigur Alexandra lebt mit ihrem Mann Anton und den beiden gemeinsamen Kindern recht zufrieden in Österreich und alles scheint in Ordnung – bis Anton in der Lotterie gewinnt. Fast augenblicklich scheint er sich zu verändern: Die Anweisungen der Beraterin von der Lotterie sind ihm völlig egal, er kauft ein neues Auto, macht den Kindern teure Geschenke und wird Alexandra von Tag zu Tag fremder. Sie selbst fühlt sich zunehmend einsam.

Nichts ist mehr, wie es wahr – und die Fassade beginnt zu bröckeln. Aus den Tiefen von Alexandras Seele drängen tragische Erfahrungen nach oben, von damals, als das kleine Mädchen Alexandra ebenfalls einsam war, als Vater und Bruder sie misshandelten und niemand ihr half. Bis sie sich schließlich selbst zu helfen wusste.

Eine Welt gerät aus den Fugen

Alexandra wird immer verzweifelter, alles scheint ihr zu entgleiten. Die Kinder verlangen plötzlich nach Luxusgütern, die Freunde verhalten sich seltsam, nachdem Alexandra zumindest von einem Teil des Gewinns erzählt hat, und ihr Mann hat ganz offenkundig Geheimnisse vor ihr – Alexandra vermutet eine Affäre.

Und plötzlich rührt sich in ihre das kleine Mädchen von damals, ein zorniges, trauriges Kind, das dem Bösen ins Auge geblickt hat. Und das endlich selbst über sein Leben entscheiden will …

Mehr Infos zu Buch und Autor gibt es hier!

Sehnsuchtsort Griechenland: vier Fragen an Edith Kneifl

Schatten im Paradies: Intrigen, illegale Geschäfte und tödliche Geheimnisse! In Edith Kneifls neuem Kriminalroman gibt es einen Protagonisten, der sich von ganz verschiedenen Seiten zeigt: Griechenland. Wir alle kennen die schönen Küsten, das azurblaue Meer und die sagenhaften Sandstrände: eine Kombination, die jedes Touristenherz höherschlagen lässt. Wer nach Griechenland reist, der schnuppert den betörenden Hauch der Antike. Bemerkenswerte Architektur, Spaziergänge unter bezaubernden Olivenbäumen und kulinarische Köstlichkeiten machen jede Griechenland-Reise zu einer unvergesslichen Erfahrung! Doch hinter der Urlaubsidylle lauern Abgründe, und die kennt eine ganz besonders gut: Edith Kneifl.

Edith Kneifl hat einige Zeit in Griechenland gelebt.

Sehnsuchtsort Griechenland – warum hast du diesen Schauplatz gewählt? Hast du einen persönlichen Bezug zu diesem Land?

Als ich mit 19 nach Wien kam, um hier Ethnologie und Psychologie zu studieren, lernte ich auf der Uni eine griechische Studentin kennen, die in Wien im Exil lebte. Sie und ihr Mann waren vor der faschistischen Junta in Griechenland geflüchtet. Nachdem das griechische Volk 1974 die Junta verjagt hatte, fuhr ich zum ersten Mal gemeinsam mit meinen Freunden nach Griechenland und wurde dort von ihren Familien sehr herzlich aufgenommen. Die Eltern meiner Freundin waren Partisanen, hatten ihr Leben lang gegen die Faschisten gekämpft, zuerst gegen die Italiener, die Deutschen und Österreicher, anschließend im griechischen Bürgerkrieg und zuletzt während der Herrschaft der Junta gegen die griechischen Faschisten. Athinas Vater war insgesamt mindestens 10 Jahre im Gefängnis und in Verbannung, u. a. auch auf der Todesinsel Makronissos, die ich in meinem Roman öfters erwähne. Ich verliebte mich übrigens damals in einen Cousin meiner Freundin, einen radikalen Studentenführer, der aussah wie Jesus Christus und tatsächlich Christos hieß. Die Beziehung hielt immerhin 3 Jahre, ein Jahr lang lebte ich bei ihm in Thessaloniki. Der alte Besitzer einer Souvlaki-Bude (ein alter Kommunist) brachte mir Griechisch bei. Ich leistete ihm jeden Vormittag auf einem Barhocker vor seinem winzigen Lokal Gesellschaft, während mein Freund auf der Uni die Welt zu retten versuchte.

Griechenland ist ein Land der Kontraste, Idylle steht düsteren Seiten gegenüber. Inwiefern ist gerade das interessant als Hintergrund für einen Kriminalroman?

Die düsteren Kapitel dieses wunderschönen Landes habe ich ja zum Teil bereits angesprochen, nicht zu vergessen auch das große Leid der Bevölkerung während der jahrhundertelangen osmanischen Herrschaft. Auch in der Gegenwart sieht die Lage in Griechenland nicht unbedingt rosig aus. Man denke an die große Finanzkrise der letzten Jahre. Dennoch ist Griechenland eines der schönsten Urlaubsländer der Welt – zumindest für mich. Während meiner zahlreichen Aufenthalte auf den griechischen Inseln hörte ich immer wieder von Bauspekulationen, Immobilienhaien, Großinvestoren und korrupten Politikern. Auch die verheerenden Zustände in den Flüchtlingslagern auf den Inseln Samos, Lesbos und Chios ließen mich nicht kalt. Da die Liebe in allen meinen Kriminalromanen immer eine große Rolle spielt, fiel es mir nicht schwer, eine eher außergewöhnliche Liebesgeschichte mit diesen kriminellen Machenschaften in der Bau- und Tourismusbranche zu verbinden. Es hat mir großen Spaß gemacht, einige fatale griechische Liebesaffären zu kreieren.

Die Windmühlen von Mykonos: Hier beginnt ein spannender Kriminalfall.

Im ersten Band deiner Reisekrimis lernen wir Laura Mars kennen. Kannst du uns ein paar Worte zu deiner neuen Protagonistin sagen? Wie hast du zu ihr gefunden?

Laura ist eine ungewöhnliche, sehr widersprüchliche Frau, einst erfolgreiche Wiener Modedesignerin, heute Aussteigerin und Biobäuerin auf Samos. Laura leidet einerseits unter einem schrecklichen Trauma, ist andererseits aber eine selbstbewusste, tatkräftige und kluge Frau. Gegen alle Vernunft verliebt sie sich in einen gutaussehenden griechischen Profikiller, der den Auftrag hat, sie zu töten. Mehr wird nicht verraten.

Deine Urlaubskrimi-Reihe geht spannend weiter – was sind die nächsten Schauplätze?

Zurzeit arbeite ich an einem Reisekrimi, der auf den Kanarischen Inseln, vor allem auf Gomera, Teneriffa und Gran Canaria, spielen wird. Laura Mars eilt ihrem Vater, der auf den Kanaren lebt und dort eine deutschsprachige Zeitung für Urlauber und Zweitwohnbesitzer herausgibt, zu Hilfe. Seine zweite Frau wurde entführt. Laura Mars wird in internationale Drogengeschäfte involviert. Auch in diesem Roman wird die Liebe nicht zu kurz kommen, doch statt eines Profikillers verliebt sich dieses Mal ein abgehalfterter kanarischer Privatdetektiv in sie. Es ist auch nicht ganz leicht, meiner Laura zu widerstehen …

 

 

Mörderisches Reisevergnügen: Edith Kneifl zeigt ein Griechenland hinter der sonnigen Fassade!
Vor der fantastischen Kulisse der griechischen Inseln Mykonos, Ikaria und Samos bahnt sich ein verhängnisvolles Abenteuer an. Griechenland ist einerseits Urlaubsparadies und Sehnsuchtsort, andererseits geprägt von der massiven Schuldenkrise, von Verarmung und Hoffnungslosigkeit. Edith Kneifl öffnet die Augen für Griechenland in allen seinen Facetten: den paradiesischen ebenso wie den abgründigen. Hier geht’s zum Buch!