Kategorie: Krimi

Stars, Schaumwein und … ein fehlender Klunker: Pauline Miller ist zurück!

Eine Operndiva hat Erklärungsbedarf – im neuen Kruse-Krimi gerät Pauline Miller selbst ins Visier der Ermittlungen.

 

Bayreuth, Festspiele. Paulines geliebtes Hündchen Radames ist nach einem schweren Fall von Dognapping wieder da – dafür fehlt jetzt ein kostbarer Klunker. Pauline Miller, leidenschaftlich-schrille Diva und Vollweib erster Güte, gerät während der Proben zur Rolle ihres Lebens – sie gibt Tristans Isolde – unter Verdacht, selbst hinter der heimtückischen Tat zu stecken … Welch ein Affront! Doch nicht Pauline, die Opernlegende!

Es müssen Taten folgen, ganz klar. Dass eine Frau von Paulines Format die Aufklärung eines Raubes und die Wiederherstellung ihres Namens nicht einfach irgendeinem dahergelaufenen Provinzermittler überlässt, versteht sich von selbst. Denn es singt nicht nur niemand Isoldes Liebestod wie Pauline, es ermittelt auch niemand wie sie! Also werfen sich Pauline und ihre kleinwüchsige Agentin Bröcki in ihr bestes Vermummungsoutfit – und los gehts!
In so einer Lage müssen in Paulines Umfeld schon mal Aufmerksamkeits-Abstriche gemacht werden. Dass aber gerade der Hund ihres Herzens unter dem Diamantenraub zu leiden hat, überrascht doch.

Was Radames neben chronischer Vernachlässigung und chronischer Narkolepsie sonst zu beklagen und zu beschwärmen hat, erfahrt ihr aus erster Hand in diesem Auszug aus seinem Tagebuch.

*Radames Miller, Ray of the Ridgebridge

Aus dem Tagebuch des Radames*

Bayreuth, erster Eintrag: Ein Fall für den Tierschutz!

Das fängt ja gut an! Mein Frauchen, Operndiva Pauline Miller, darf auf den Bayreuther Festspielen die Isolde in Tristan und Isolde singen und ist darüber so aus dem Häuschen, dass sie mich sträflich vernachlässigt. Nicht nur vernachlässigt, nachgerade tierquält! Was passiert ist? Sie nimmt mich mit zur Probe im Festspielhaus auf dem grünen Hügel und bindet mich an den Hundehaken zwischen Haupteingang und Osteingängen, den angeblich Hundeliebhaber Richard Wagner höchstselbst dort anbringen ließ. Was ich nicht glaube. Wer seinen Hund liebt, nimmt ihn mit ins Gebäude! Mein Frauchen aber bindet mich nicht nur draußen an, sie vergisst mich doch glatt! Ich muss eine geschlagene halbe Stunde im Sommerregen ausharren (ja gut, warmer Regen, aber trotzdem!) und habe innerlich schon meine Protestnote an den Tierschutzverein formuliert, bevor sie sich an mich erinnert und mich von der Garderobiere trockenrubbeln lässt. Ich bin dermaßen empört, dass ich nicht einmal einen narkolpetischen Anfall erleide! Ehrlich, das ist un-er-hört!

Bayreuth, zweiter Eintrag: Liebe liegt in der Luft …

 

Ich habe mich verliebt! Stimmt natürlich, ich verliebe mich ständig, aber dieses Mal ist es etwas Ernstes, da bin ich mir ganz sicher. Meine Angebetete ist ein Mix aus Bulldogge und Bernhardiner und bestimmt dreimal so groß wie ich. Ich liebe große Frauen! Sie gehört einem chinesischen Milliardär und gibt sich spröde. Aber ich werde meine exotische Schöne erobern! Wegen meiner blöden Narkolepsie bin ich zwar kein eingetragener Zuchtrüde, aber was mir an Rassestandards fehlt, mache ich durch Einsatzeifer und Charme wieder wett. Ich gebe also alles und spüre schon, wie ihr Eispanzer Risse bekommt, doch mein Frauchen lässt mich nicht zum Zuge kommen. Sie ermittelt wohl schon wieder in irgendeinem Kriminalfall. Sich zwischen mich und meine Herzdame zu stellen – nein, das kann ich meinem Frauchen nicht verzeihen!

Bayreuth, dritter Eintrag: Ich werde zum Helden!

So ganz genau habe ich es gar nicht mitbekommen, aber offenbar steht mein Frauchen unter Verdacht, einen riesigen Diamanten gestohlen zu haben. Natürlich ist sie unschuldig. Als der wahre Täter sie bei einem Showdown auf Leben und Tod angreift, falle ich zum ersten Mal seit Hundegedenken nicht abrupt in einen Komaschlaf, sondern stürze mich auf seine Wade und verbeiße mich mit aller Kraft ins Männerfleisch. Er kickt mich jedoch in hohem Bogen von sich, und ich lande äußerst unsanft auf dem Boden und verliere kurzzeitig das Bewusstsein. Um mich herum bricht Tohuwabohu aus, aber ich sehe nur mein Frauchen. Sie beugt sich mit bleichem Gesicht über mich und kreischt panisch: „Holt einen Defibrillator! Und einen Tierarzt!“ Dann versucht sie, mich mit Mund-zu-Schnauze-Beatmung wiederzubeleben. Hach, sie liebt mich doch! Vielleicht vergebe ich ihr ja ausnahmsweise, dass sie mich im Regen stehen ließ und mein Liebesglück durchkreuzte …

Wie es mit Radames’ Nerven, Paulines Renommee und den herrlich schrägen Ermittlungen weitergeht, erfahrt ihr in Tatjana Kruses neuem rabenschwarzen Pauline-Miller-Krimi Schampus, Küsschen, Räuberjagd”.

„Miese, fiese Charaktere, die anderen ans Leder wollen”: Herbert Dutzler im Videointerview über das Schreiben, das Lesen und das Lachen.

Kulissengeheimnisse, Inspirationen und True Crime im Ausseerland: Nachdem sich Herbert Dutzler kürzlich an dieser Stelle selbst befragt, und sehr erheiternde und lesenswerte Erkenntnisse zu Tage gefördert hat, haben wir ihn diesmal vor die Kamera gebeten, um die verborgensten Winkel seiner Autorenseele auszuleuchten und ihm die Bestsellerformel zu entlocken.

Erzählt hat er uns dann allerdings über Arsen in Mohnknödeln, die unerträgliche Banalität des Bösen, lustige Begräbnisse und fade Hochzeiten. Eigentlich viel interessanter, finden wir!

Erfahrt alles über Gasperlmaiers gemütlich-grantige Resignation gegenüber der Welt, sowie einiges über Verkleidung, Humor und Germanistenträume. Wie das alles zusammenhängt? Hier gibt’s die schönsten Zitate zum Nachlesen:

Warum Fasching?

Erstens einmal gehe ich bei meinen Ideen für Bücher immer von Bildern aus, und der Fasching bietet natürlich eine ganze Unmenge an Bildern: bunte Bilder, spannende Bilder, interessante Bilder.

Ich mache auch eine ganze Menge Fotos und Videos bei solchen Ereignissen, und da erwarte ich dann einfach, dass die Ideen irgendwie daherkommen. Und natürlich kommt zu Hilfe, dass es im Ausseerland einen besonders ausgeprägten Fasching mit teilweise historischen Figuren gibt.

Fasching: Tradition, Kommerz, Volksverblödung: Also ich persönlich hab’s mit dem Verkleiden nicht so. Der Fasching ist doch eine Art verordnete Lustigkeit die meiner Art von Humor nicht so ganz entspricht. Aber was das Ausseerland betrifft, stehen die Tradition und die Unterhaltung für die Einheimischen eindeutig im Vordergrund und die Funktion als Touristenattraktion deutlich im Hintergrund.

Warum Schreiben?

Naja, es fängt damit an, dass auf jeden Fall – zumindest aus meiner Generation – jeder Germanistikstudent viel lieber Schriftsteller geworden wäre. Damals aber natürlich ernstzunehmender Schriftsteller und auf keinen Fall einer, der Unterhaltung produziert. Das war ja damals ein absolutes No-Go, irgendetwas zu machen, was unterhaltend ist. Man wollte vielleicht ein dritter oder vierter Handke werden oder so etwas in dieser Art. Das Schreiben hat mich nie ganz losgelassen. Es ist dann einfach in den Hintergrund gedrängt worden, durch berufliche Tätigkeit, durch Kinder, durch viele andere Dinge, auch durch Sport zum Beispiel, und irgendwann kommt’s dann wieder hervor und man denkt sich: „Jetzt gibt’s eine österreichische Krimiszene. Was, eine österreichische Krimiszene? Sowas gibt’s? Da könnte man sich dafür interessieren, könnte das doch mal ausprobieren!“ Und so ist schön langsam die Idee gewachsen, auch unterstützt durch die Möglichkeiten zu Lesungen zu kommen, Krimifestivals, in kleinen Anthologien zu veröffentlichen. Und so wächst und wächst halt so die Idee. Und eigentlich, muss man ganz ehrlich sagen, ist es mehr dem Zufall zu verdanken, dass mehr daraus wird als ein Hobby, sondern auch etwas, wo man auch auf das Einkommen mit Genuss schauen kann.

Warum Krimi?

Ist gar nicht so einfach zu erklären. Auf jeden Fall habe ich begonnen, sehr viele Kriminalromane zu lesen, weil ich auch Englischlehrer bin und mein Englisch verbessern wollte. Und da habe ich mich dann einfach mehr auf Spannungsliteratur konzentriert. Da gibt’s und gab’s auch sehr viel Spannungsliteratur im englischsprachigen Raum, und so ist das Interesse, immer neue Autoren und Autorinnen zu entdecken, immer größer geworden. Natürlich kommt dann, wenn man selber gerne schreibt, auch die Vorstellung dazu, dass man das doch auch mal selber probieren könnte.

Die Schattenseiten der Ausseer Landidylle – kennen Sie diese?

Aus eigener Anschauung Gott sei Dank gar nicht. Aber am Anfang meiner Tätigkeit als Krimiautor sind da schon ein paar Bücher gestanden. Es gibt zum Beispiel mehrere Bände von Sammlungen von realen Kriminalfällen aus dem Mühlviertel oder auch aus dem Linzer Raum. Eines dieser Bücher heißt „Arsen im Mohnknödel“. Die stellen hauptsächlich Kriminalfälle vor dem 2. Weltkrieg dar, also noch aus der Monarchie oder der Zwischenkriegszeit. Man sieht, wenn man solche Bücher liest, dass die Fantasie jedes Krimiautors von der Realität oft weit in den Schatten gestellt wird. Vor allem, was die Geringfügigkeit der Motivation, der Anlässe betrifft, die Menschen dazu treiben, andere umzubringen. Da denkt man sich als Krimiautor immer: „Also du musst dir doch mehr Gedanken über die Motivation machen, die Psychologie, über den Hintergrund. Es muss besser herausgearbeitet werden!“ Aber die Anlässe im wirklichen Leben, in der wirklichen Kriminalgeschichte, sind oft erschütternd nichtig gewesen.

Die ländliche Idylle und das Hereinbrechen des Düsteren

Etwas, das Menschen interessiert, lebt immer vom Kontrast. Auf der einen Seite eine Landschaft, die jeder als idyllisch erlebt oder erleben kann, wenn er hinfährt, und auf der anderen Seite miese, fiese Charaktere, die anderen ans Leder wollen. Das ist mal ein interessanter Kontrast. Und Kontraste sind immer für alles, was die Menschen unterhält, wesentlich.

In der Gegend, wo ich herkomme, ist es meistens auf Hochzeiten unglaublich langweilig, weil jeder eine hohe Erwartungshaltung hat, dass das ja lustig werden muss. Auf Begräbnissen dagegen geht’s oft recht lustig zu, weil keiner irgendetwas erwartet.

Der Gasperlmaier ohne die Frauen an seiner Seite?

Ich denke, Gasperlmaier würde ohne die Frauen schon zurechtkommen, aber auf eine ganz andere Art. Und ich befürchte fast, dass er ein wenig verlottern würde, was seinen Kleidungsstil, seine Ernährung betrifft. Was seinen ganzen Alltag betrifft ist es schon gut, dass er Frauen um sich hat, die sich ein bisschen um ihn kümmern. Und das ist vielleicht auch ein Grund, warum sich erstaunlich viele männliche Leser mit Gasperlmaier identifizieren können, weil er kein Mann ist, der die Welt unter Kontrolle hat, so wie es das traditionelle Männerbild vorsieht, sondern einer, der eher das Gefühl hat, dass die ganze Welt ihn kontrolliert.

Wieviel Dutzler steckt im Gasperlmaier?

Also ich glaube, der Gasperlmaier ist eher ein Kontrastprogramm zu mir selber. Er ist nicht sehr kommunikativ, ich dagegen tendiere dazu, eher zu viel zu reden, zu viel zu erzählen, zu viel preiszugeben. Der Gasperlmaier ist eher einer, der vom Leben herumgeschickt und gebeutelt wird, und ich bemüh mich, das Leben selber zu gestalten und im Griff zu haben. Wie weit das gelingt, ist immer eine andere Frage, aber der Gasperlmaier ist mir eine große Hilfe, wenn es darum geht, so ein bisschen die Sorgen und Probleme eines alternden Mannes darzustellen, der ich ja selber auch bin. Da kann man ja schon für die Gestaltung des Charakters in diesem Punkt aus der eigenen Erfahrung schöpfen. Auch die Frauenwelt, die Berufswelt … Er hat immer das Gefühl, er ist dem allem ausgeliefert, und es bricht über ihn herein. Das führt auch zu einer gewissen missmutigen Grundstimmung bei ihm.

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Wovor fürchtet sich eigentlich Bernhard Aichner? Der Bestseller-Autor im Videointerview

Wir haben Bernhard Aichner ins Haymon-Krimi-Studio gebeten und ihn ins Kreuzverhör genommen! In unseren Videointerviews erfahrt ihr unter anderem, wovor sich Bernhard Aichner fürchtet, warum er seine Schnuggis liebt, ob er Helene Fischer oder Reinhard Fendrich vorzieht und weshalb er mit dem Herz in der Hand durch die Welt zieht. 

Hier findet ihr einige spannende Zitate zum Nachlesen und das ganze Interview in zwei Videos! 

Hat deine Arbeit als Fotograf dein Schreiben beeinflusst?

Das Fotografieren hat mein Schreiben bestimmt beeinflusst. Also dieses Sehen in Bildern, dieses schnelle Erfassen von Räumen, Situationen, das in Bilder zu packen […]. Dass ich mit meinen kurzen Sätzen, mit meiner Aneinanderreihung von verschiedenen Bildern Szenen male, das hängt bestimmt damit zusammen.

Warum Krimi?

Krimi generell boomt glaub ich deshalb so, weil er zum einen die Möglichkeit bietet, dass man dem Bösen in sich ein bisschen begegnet, dass man dem Bösen ein bisschen über die Schulter schauen kann, aber die Sicherheit hat, dass alles nur Fiktion ist, dass am Ende des Buches alles gut ist, dass man weiß, es ist nicht wirklich was passiert. Man ist auf der sicheren Seite, kann aber trotzdem ein bisschen Voyeur spielen und dem Bösen begegnen.
Ich bin überzeugt davon, dass jeder zum Mörder werden kann. Niemand ist nur gut oder nur böse. Es steckt beides in uns, und ich glaube, dass es bestimmte Situationen im Leben geben könnte, wo sich der Schalter im Kopf umlegt, also ist niemand gefeit davor. Ich drücke die Daumen, dass es nie passieren wird! Meinen Romanfiguren passiert es ständig, dass sich irgendwo dieser Schalter umlegt, aber es macht mir Freude, beim Schreiben diese Grenze zu überschreiten und dort hinzuschauen.

Gerechtigkeit durch Rache?

Rache habe ich immer schon extrem faszinierend gefunden. „Der Graf von Monte Christo” war ein Lieblingsbuch von mir, Charles Bronson, Kill Bill, die ganzen Rachefilme, die es gibt, die habe ich immer sehr geliebt. Ich wollte immer Rachebücher schreiben, eine Rachegeschichte, so wie die Blum-Geschichte, aber auch in den Max-Broll-Krimis kommt immer wieder das Thema Rache vor.
Es geht mir beim Schreiben in erster Linie um den Lesespaß! Ich möchte unterhalten, ich möchte gerne mit einer schönen Sprache schöne Geschichten erzählen. Ich möchte bannen, ich möchte fesseln, ich möchte meine LeserInnen auf eine Reise schicken, die aufregend ist. Ich sage immer, ich möchte sie auf ein Pferd setzen, dem Pferd dann auf den Hintern klopfen, und die Leser sollen durch dieses Buch reiten bis zur letzten Seite und nicht mehr absteigen können. Wenn das gelingt, dass sie am Ende absteigen und sagen: „Huch …!“, dann bin ich happy.

Kannst du das Phänomen Aichner erklären?

Puh, ich weiß nicht, ob es ein Phänomen Aichner gibt, ich weiß, dass es mich gibt, Gott sei Dank noch, hoffentlich noch lange, und dass ich leidenschaftlich gern Bücher schreibe und leidenschaftlich gerne Geschichten erzähle, dass ich fleißig bin, beharrlich bin, dass ich auch mit dem Herz in der Hand durch die Welt gehe, durch meine Bücher gehe, und es macht großen Spaß. Das ist das Allerwichtigste. Ich glaube, das ist das Geheimrezept: Die Freude an der Sache!

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Begegnungen in Triest – Ein Ausflug mit Werner Stanzl

Gastbeitrag von Werner Stanzl

Ostern waren wir wieder mal in Triest. Wir wohnen ja nicht mehr ständig dort, was wir intensiv bedauern. Aber es ging nicht anders. Unsere beiden Töchter mussten mit der Aufgabe unserer Traumwohnung, hineingekleckst in eine Vertiefung der beinahe Senkrechten zwischen Meer und Rilkeweg von Sistiana Mare, bestraft werden. Unter dem Motto: „Geschieht ihnen schon recht, wenn wir keine Bleibe mehr haben in Bella Italia“.

Denn die Anmietung des Adlernests fanden Eva und Barbara cool. Jede Ostern, jedes Pfingstfest, jeden Sommerurlaub wollten sie da verbringen. Gekommen sind sie ein- oder vielleicht zweimal. Und das nur auf der Durchreise. Doch jetzt, wo wir sie aufgegeben haben und Hotelzimmer mieten müssen, kommen sie gerne mit. Und regelmäßig.

Und so waren wir halt wieder einmal in Triest. Eine schwache Ansage, ich weiß. Aber mit mehr kann ich zur Einladung des Haymon-Verlages, etwas zu Commissario Vossi zu erzählen, nicht dienen. Ich hoffe, das brauche ich auch gar nicht, weil alles schon in meinen Vossi-Stories steht. Und sollte mir Zusätzliches einfallen, wäre ich doch blöd, es nicht für die nächste Kabale zu sparen. Daher liefere ich aus Eintragungen meines Tagesbuchs, die mit „Ostern/Triest“ überschrieben sind.

Sie beginnen mit „Begehung Piazza Unita“.

Da wollte ich für ein neues Komplott Schauplätze begehen (das habe ich als Dokumentarfilmer so gelernt). Meine Frau bestand darauf, bei der Gelegenheit meinen Geburtstag zu feiern. Widder, genau. Ich kann’s nicht ändern. Jedenfalls ein Anlass, wie dereinst in jüngeren Jahren gutbürgerlich im Restaurant des Hotels Duchi d‘Aosta zu speisen. Doch solide Eleganz war out, Harry’s Bar war in. Das Restaurant der Edeladresse war nämlich ohne uns zu fragen vom Hotel an die Venezianischen Champagner-Jongleure verpachtet und von diesen auf schickimicki adaptiert worden. Es präsentiert sich nun als eine Art italienisches Maxim mit Moskauer Preisen. Die Menükarte bestand aus ein paar Zeilen Stakkato: „Branzino per dkg. € 7,oo“ und „Steak per dkg. € 9,oo“.

Für meine äußerst anpassungsfähige Tochter Barbara kein Problem. Die verschlingt Cheeseburger zu Cola beim Cheeseburger-Cola-Anlass mit der gleichen Lust wie Hummer und Jahrgangschampagner beim Hummer-Champagner-Anlass, Letzteres deutlich bevorzugt. Meine Frau aber zuckte bei der Lektüre des Angebots heftig und ließ die Ausgangstür nicht mehr aus den Augen.

Da ich Geburtstagsfeiern nicht mag, auch weil sich in nicht nachvollziehbarer Anmaßung die Geburtstagskinder feiern lassen, statt die Geburtstagsmütter in den Vordergrund zu schieben, war ich nicht abgeneigt, dieser Unsitte zumindest familienintern einen Dämpfer zu verpassen. Aber ein Halbpfünder-Steak um 225 Euro erschien mir dann doch zu aufwändig. Ich meine, das teure Stück für die vierköpfige Familienrunde und 1000 Euro sind futsch. Und da sind wir erst bei den Kosten für den Hauptgang.

Nun saßen wir aber schon mal und der nette junge Ober durfte nicht gleich am Beginn seiner vielversprechenden Laufbahn durch überhasteten Aufbruch desparater Gäste entmutigt werden. Und da ich zwischen den paar Zeilen der Karte eine Gänseleberpastete um 25 Euro erspäht hatte, bestellte ich viermal davon. Leider gab es dazu nicht den richtigen Wein. Man einigte sich schließlich auf einen Traminer. Zum Glück war die Flasche noch nicht entkorkt, als der Eleven gehobener Gastlichkeit anrauschte und sagte, die Foie Gras sei leider schon aus. Man hätte just heute von der Winterkarte auf die Sommerkarte umgestellt.

„Tja, dann kommen wir im Winter wieder“, beschied ich, wollte unser Minerale zahlen und gehen.

„Das geht aufs Haus,“ sagte sehr von oben herab ein dienstälterer Pinguin, der gerade an unserem Tisch vorbeischwänzelte.

Auf der Straße großes Nachweinen nach der entschwundenen Vertrautheit des alten Restaurants im d‘Aosta. Und Barbaras Darüberwischen: „Was jammert ihr? Wir haben uns 21 Euro erspart. Drei Minerale a sieben Euro.“

„Dennoch, keine besonders ermutigende Begehung“, sagte ich und entschied für einen Prosecco zum Durchatmen im Caffè Tommaseo. Das sollte den Abend retten.

Das Caffè Tommaseo: Ein Erbe aus 1824. Seit dem Rauchverbot riecht es hier anders. Der Duftcocktail wechselt mit dem Kommen und den Bestellungen der Gäste von Tapete auf Parfum, von Parfum auf Kaffee und von Kaffee auf Thunfischsalat. Foto: Barbara Stanzl

Das Tommaseo wurde erstmals 1830 im Firmenregister Triests vermerkt und ist das älteste noch betriebene klassische Wiener Kaffeehaus der Stadt. Es liegt hinter der Oper. Wie das Sacher in Wien. Seine Tradition und Geschichte liest sich allerdings ganz anders: Es entwickelte sich gleich nach seiner Gründung zu einem Schmelztiegel, in dem italienische Revoluzzer eingeschmolzen wurden, um als ernstzunehmende Revolutionäre gegen die österreichische Fremdherrschaft die Gussformen zu verlassen.

Österreichische Fremdherrschaft ist eine Lesart, die ich nicht mag. Firma Habsburg und Söhne wäre mir lieber. Denn die Massen der Österreicher wurden von und in diesem Jahrhunderte währenden Familienbetrieb genauso beherrscht, wie alle anderen nichtadeligen und nichtbegüterten Bestandteile des Vielvölkerstaates.

In diesem Sinne erscheint mir die Gedenktafel an der Fassade des Tommaseos als Grenzfall: „Von diesem Caffè Tommaseo, Zentrum der nationalen Bewegung, breitete sich im Jahr 1848 die Begeisterung für die Freiheit Italiens aus.“

Ein Nationalistentreff ist das Caffè Tommaseo längst nicht mehr. Im Gegenteil: In dieser und jener Ecke wird nicht selten in schwarz-gelb geseufzt und zwischen den Fundstücken des Tommaseo aus den letzten Habsburgertagen fand ich vor geraumer Zeit auch ein Notenblatt mit folgendem Text unter den Linien:

«Serbi Dio l’Austriaco Regno,
Guardi il nostro Imperator
Nella fede gli è sostegno,
Regga noi con saggio amor!

Difendiamo il serto avito,
Che Gli adorna il regio crin;
Sempre d’Austria il soglio unito,
Sia d’Asburgo col destin!»

Ein junger Ober mit mächtig Gel in seiner Frisur klärte mich auf: „Unsere Kaiserhymne“, sagte er, Betonung auf „unsere“. Also erübrigt sich die Übersetzung. Die Abweichungen zum deutschsprachigen Original sind marginal.

Selbiger Ober hatte diese Ostern wieder Schicht. Seinem Räumkommando ist es zu danken, dass wir nach einigem Zusammenrücken vier Plätze an einem kleinen runden Thonet-Tischchen in Besitz nehmen konnten. Nach kalorienreichem Geburtstagsschmaus aus Tramezzini Rucola, Tramezzini Pomodori e Bufalo, Tramezzini Tonno und Unmengen Potato Chips kamen wir mit einer Runde am Nebentisch ins Gespräch, die die längste Zeit schon Skizzen austauschte und mal hitzig, mal akademisch darüber stritt. Ein gewisser Peter Rowell aus Dublin erwies sich als ihr Rädelsführer. Vor sieben Jahren als James-Joyce-Fan aufgetaucht, war er von Triest nicht mehr wegzudenken. Zum Beispiel als Geldsammler für ein Denkmal des irischen Schreibers, das einem seit geraumer Zeit auf der Ponterosso im Stadtzentrum den Weg verstellt. Für den Trunkenbold Joyce eine gelungene Platzierung. Ähnlich abgestellt, soll nach dem Willen eines Bürgerkomitees in Bälde auch eine Bronzefigur der Kaiserin Maria Theresia den Weg auf der Brücke verstellen. In Lebensgröße, ohne Podest, mit Swoboda und Nowak, Hinz und Kunz, Giovanni und Enrico auf Augenhöhe. Den Skizzen der Runde nach als etwas in sich gekehrte, schüchtern anmutende Spaziergängerin.

Der Ire der Kaiserin: Tausendsassa Peter Rowell vor seinem Laden für Merkwürdiges. Er trommelt, sammelt und kämpft für eine Maria Theresia in Bronze zu ihrem Gedenkjahr. Mehrere Bürgerversammlungen gab es, der Stadtsenat vergab bereits Planungsauftrag. Foto: Barbara Stanzl

Nachdem meine Damen in Richtung Hotel aufgebrochen waren, zählte mir James-Joyce-Fan Peter zu Irish Malt Whiskey ausführlich die Großtaten Maria Theresias für die Stadt auf. Ich brauche sie hier nicht zu wiederholen, sie kennen sie ja alle. Die Geschichte vom Freihafen, über die Mole, die sie bauen ließ, um den Levantehandel zu fördern, über den Maria-Theresien-Taler, die Schulpflicht für alle und ihre Vorliebe für die Sprösslinge Lipizzas, des benachbarten Gestüts auf der anderen Seite der Grenze mit Slowenien. Ich will damit nicht langweilen. Und was darüber hinaus für den nächsten Vossi hängenblieb, verrate ich im nächsten Buch.

Ach ja: Falls auch Sie für das Maria-Theresien-Denkmal spenden wollen – es handelt sich ja um eine Privatinitiative der Bürger Triests – wenden Sie sich bitte via facebook an „comitato per l’erezione di un monumento a Maria Teresa”. Ich habe mich bereits beteiligt. Vielleicht war ich dabei ein wenig knausrig, aber ich kann ja bei meiner nächsten Begehung noch nachbessern.

Wie viel das Bürgerkomitee schon beisammenhat, habe ich im Dunst vom Irish Malt Whiskey nicht behalten. Und im nüchternen Zustand wollte ich nicht mehr fragen. Soweit ich mich erinnere, werden insgesamt 260.000 Euro gebraucht. Spenden sind also sicherlich noch eine ganze Weile willkommen.

Sammeln für ein Denkmal Maria Theresias in ihrem Gedenkjahr. Habsburg ist wieder en vogue in Triest.

So oder so ähnlich wird einem schon bald Kaiserin Maria Theresia in Triest begegnen. Aus Bronze in Lebensgröße, wie hier James Joyce.

***

Werner Stanzl: Aussicht auf Mord. Commissario Vossi ermittelt in Triest

Wandelt mit Commissario Vossi durch Triest!

Von den sanften Weinbergen um Gorizia, die Küstenstraßen von Grado und Monfalcone hinab, am märchenhaften Castello di Miramare vorbei bis hinein ins altehrwürdige Triest führt euch Werner Stanzl in seinem neuen Triest-Krimi Aussicht auf Mord.

Zwischen Kaffeehäusern aus der Kaiserzeit, der Hafenpromenade und der Piazza Unitá, sanftenWeinbergen, kulinarischen Genüssen und der aufziehenden Bora kämpft das Friaul-Julische Ermittler-Original Commissario Vossi gegen das Verbrechen.

„Wien um 1900 ist einer der interessantesten historischen Schauplätze für einen Roman.” Edith Kneifl im Gespräch

Edith Kneifl erweckt in ihrer Krimiserie um den charmanten Privatdetektiv Gustav von Karoly das Wien des Fin de Siècle zum Leben und lässt in der historischen Kaiserstadt die Puppen tanzen.
Ein Gespräch

Deine Serie um Privatdetektiv Gustav von Karoly spielt im historischen Wien, genauer gesagt im Wien der Jahrhundertwende. Inwiefern ist das Wien des Fin de Siècle die perfekte Krimikulisse?

Wien um 1900 ist für mich politisch und kulturell einer der interessantesten historischen Schauplätze für einen Roman.

Die industrielle Revolution und das neue Selbstbewusstsein des wohlhabenden Bürgertums seit 1848 – die Fabrikbesitzer waren meist keine Adeligen, sondern Großbürger, der sogenannte Geldadel –, führten zu einem unerhörten Aufschwung in wissenschaftlichen, technischen und, damit einhergehend, auch in künstlerischen Bereichen. Vor allem die Nationalitätenkonflikte in dieser Zeit und die Fortschrittsverlierer, die Obdachlosen, die Arbeiterinnen und Arbeiter, die vielen Zuwanderer aus den ärmlichen Kronländern, bildeten den Gegenpol zum Glanz des Bürgertums und dem gleichzeitigen Niedergang des Adels. Dieses Spannungsverhältnis aus dem, sehr vereinfacht ausgedrückt, letztendlich der Zerfall der alten Monarchien Europas nach dem Ersten Weltkrieg resultierte, hat mich immer fasziniert.

In meinen historischen Kriminalromanen ist zwar auch Platz für Glanz und Glorie, für Bälle und große Gelage in feudalen Ringstraßenpalais oder für Schönbrunn, die Hofburg und die Wiener Oper, aber interessanter finde ich die Kapitel, in denen ich mich mit der Verlogenheit und der Doppelmoral der damaligen gutbürgerlichen und adeligen Gesellschaft und mit den grauenhaften Lebensbedingungen der ärmeren Bevölkerung auseinandersetze, zum Beispiel mit dem Subproletariat und den Kriminellen im Prater in „Der Tod fährt Riesenrad“ oder eben mit den vielen Migranten aus den Kronländern in „Totentanz im Stephansdom“. Dabei ging es mir vor allem um die jungen Frauen und Mädchen, die aus diesen armen Ländern nach Wien verschleppt wurden. Miese Schlepper gab es schon damals!

Die Bücher sind hervorragend recherchiert, es mischen sich reale Geschehnisse mit Krimihandlung – wie bist du vorgegangen?

Ich habe immer viel gelesen – und Lesen bildet eben. Im Ernst, ich habe mich sogar in meiner Schulzeit für Geschichte begeistert. Die Jahrhundertwende hat mich auch während meiner beinahe zehn Jahre währenden Ausbildung zur Psychoanalytikerin beschäftigt. Freud und Schnitzler, Klimt und Johann Strauss, die großen Fortschritte in den Naturwissenschaften und vor allem die damals immer stärker werdende Arbeiterbewegung finde ich unerhört spannend und wichtig. Ich habe also während der Arbeit an diesen Romanen viele Bücher über Zeit und Leute gelesen und eben so manches in die Krimihandlung eingebaut.

Übrigens bekomme ich von jungen Lehrerinnen und Lehrern Komplimente. Sie meinen, auf diese Art könnte man die Schüler sehr wohl für den Geschichtsunterricht begeistern. Tja, mal sehen, vielleicht werden demnächst einige Mittelschüler oder Gymnasiasten meine historischen Krimis lesen? Ich würde mich freuen!

Wien ist ja für seine Morbidität bekannt. Wie ist dein Gefühl, hat der Wiener bzw. hat die Wienerin einen besonderen Zugang zum Düsteren, eine eigene Beziehung zur Sterblichkeit?

Ja, „der Tod muss ein Wiener sein“ (Georg Kreisler). Sicherlich hängt die vielzitierte Morbidität der Wiener mit dem Zusammenbruch der Monarchie zusammen. Dieser Zusammenhang wurde bereits oft analysiert. Ich glaube übrigens nicht, dass die heutige Wiener Bevölkerung so besonders morbid ist. Wahrscheinlich hat das eher auf die Nachkriegsgenerationen zugetroffen, sowohl auf die Überlebenden des Ersten als auch des Zweiten Weltkrieges. Reste dieses Hangs zur Morbidität finden sich sicherlich bis heute bei den Wiener Intellektuellen. Eine besondere Beziehung zum Tod haben aber auch andere Völker und Kulturen.

Gustav von Karoly ist ja ein besonders charmanter Charakter, dem die Frauen reihenweise verfallen. Kannst du ihn uns kurz vorstellen? 

Mit Gustav von Karoly hat ein äußerst charmanter und liebenswerter Mann die Bühne der Kriminalliteratur betreten. Ehrlich gesagt habe ich mir eine Art Traummann erschaffen. Gustav entspricht auch äußerlich dem Typ von Mann, für den ich immer anfällig war und bis heute bin: groß, schlank, schwarzhaarig, ebenmäßige Züge … Aber so sehen viele Männer aus. Das Anziehende an Gustav sind für mich seine Sensibilität und seine Schwächen. Einerseits ist er ja durchaus ein mutiger Mann, aber er gesteht sich eben auch seine Ängste ein und handelt entsprechend. Außerdem ist er klug und hat Humor. Und vor allem benimmt er sich meistens rücksichtsvoll und hat viel Verständnis für Frauen, kann gut zuhören und nimmt ihre Probleme und Ratschläge ernst. Solche Männer gibt es auch in der Realität, aber sie sind eher eine Rarität.

Starke Frauen spielen ebenfalls eine Rolle in deinen Büchern, was, gerade vor der Kulisse der Donaumonarchie, sehr spannend ist. Inwiefern war dir das wichtig?

Die starken Frauen in meinen historischen Kriminalromanen sind mir ebenso wichtig wie der schöne Gustav von Karoly. Im Grunde geht es mir in allen meinen Romanen immer um Aufbruchs- oder Ausbruchsversuche von Frauen. Das Genre des historischen Krimis erlaubt es mir, die Anfänge dieser ersten wichtigen Frauenbewegung in unserem Land zu beschreiben. Diese Frauen um die Jahrhundertwende haben für uns nicht nur das Wahlrecht, sondern auch den Zugang zu höherer Bildung erkämpft und damit unsere heutigen Karrieren ermöglicht.

Ohne Gustavs Tante Vera und seine große Liebe, die zukünftige Ärztin Dorothea, oder die Erzieherin Clara in „Totentanz im Stephansdom“, wären wir Frauen heute noch „Besitz“ unserer Väter oder Ehemänner und würden, falls wir aus armen Verhältnissen stammten, unser Leben als Dienstbotinnen, schlecht bezahlte Fabrikarbeiterinnen oder Prostituierte fristen. Auch das ist ein wichtiges Thema in all meinen historischen Krimis.
Die emotionalen Probleme, die Frauen damals um die Jahrhundertwende hatten, sind den Problemen heutiger Frauen nicht so unähnlich, wie man vielleicht denkt. Um sie zu beschreiben, brauche ich keine Recherchen durchzuführen, die kenne ich genauso gut wie jede andere Frau.

Zu guter Letzt (und nicht zuletzt, weil der neue Krimi „Der Tod liebt die Oper“ an der Staatsoper spielt): Welche Melodie dürfen sich deine LeserInnen in den Hintergrund denken, wenn sie vor ihrem inneren Auge Gustav durch Wien flanieren sehen?

Ich würde empfehlen, die beiden Verdi-Opern „La Traviata“ und „Rigoletto“ beim Lesen meines neuen historischen Krimis „Der Tod liebt die Oper“ im Ohr zu haben. Den Idioten „Otello“ sollten wir Frauen lieber vergessen.
Vor allem empfehle ich die Arien: „Lunge da lei“ („Entfernt von ihr gibt’s kein Glück für mich“) von Alfredo aus „La Traviata“ sowie die Schmerz-Arie aus dieser Oper: „Cessarono gli spasmi del dolore“, gesungen von Violetta.
Die wohl berühmteste Arie der Welt, „La donna è mobile“, des Herzogs von Mantua aus „Rigoletto“ würde ich ebenfalls den Opernliebhaberinnen und -liebhabern unter meinen Leserinnen und Lesern bei der Lektüre dieses Krimis ans Herz legen. Mir kommen dabei immer die Tränen, obwohl dieser Herzog ja ein fürchterlicher Womanizer war und den Tod verdient hätte.

Letzter Fasching – Herbert Dutzler interviewt Herbert Dutzler

Herbert Dutzler interviewt Herbert Dutzler. Foto (c) Gisela Barrett.

Die fünfte Jahreszeit im beschaulichen Ausseerland ist für manch einen auch die letzte: Unter dem farbenprächtigen Ornat der Flinserl und hinter den Masken der Trommelweiber verbirgt sich mitten im ausgelassenen Faschingstreiben das Böse.

Herbert Dutzler beleuchtet die dunkle Seite der Faschingsbräuche und bringt die bedrohliche Wahrheit ans Licht: über Lederhosen, Faschingsbriefe und Touristenshows. 

Ein Gastbeitrag von Herbert Dutzler

***

Ein Autor interviewt sich selbst und beantwortet endlich die brennendsten Fragen, die ihm schon lange gestellt hätten werden müssen.

Herr Dutzler, ist denn der Fasching ein geeigneter Hintergrund für ein blutrünstiges Krimidrama?

Der beste, den man sich denken kann. Jeder versteckt sich hinter einer Maske, keiner ist der oder die, die er zu sein scheint, Täter wie Opfer tauchen in der Masse der Verkleideten unter. Sehr dramatisch.

Aber im Fasching ist’s doch eigentlich lustig?

Keineswegs. Der Fasching ist eher bedrohlich. Hören Sie sich einmal den Ausseer Faschingsmarsch an. Also mir gefriert da das Blut in den Adern. Dazu noch die starren, höhnisch grinsenden Masken … also nein. Nicht lustig!

 Aber … die Erwartungshaltung … jeder erhofft sich doch, dass es lustig wird …?

Für diesen Fall ist der Krimi dann das unübertreffliche Kontrastprogramm. Der lustige Clown wirkt blutüberströmt doch noch viel dramatischer. Ganz zu schweigen von den vielfältigen historischen Figuren des Ausseer Fasching – stellen Sie sich ein Flinserl vor, das im Schein der untergehenden Sonne in einer Schlinge vom Dachbodenbalken baumelt … und die Pailletten glitzern um die Wette … unübertrefflich!

Wie gehen Sie denn bei der Recherche vor? Müssen Sie da nicht selber mitmachen? Als Trommelweib den Schlegel schwingen? Als Flinserl Nüsse in die Menge schmeißen?

Der Autor, sehr verehrter Herr Reporter, ist immer ein Außenseiter. Ein Beobachter. Er gehört nie richtig dazu, sondern drückt sich an den Rändern des Geschehens herum. Will unerkannt bleiben. Hört und sieht zu. Saugt auf. Fotografiert und filmt, meinetwegen. Ein Voyeur. Niemals aber darf er ein sogenannter Insider sein.

Aber … die Authentizität … die Realität …?

Reden wir nicht über die Realität, gar über die Wahrheit. Das sind sowieso schwammige Begriffe, die jeder anders interpretiert. Wissen Sie, der Insider, der kann bestenfalls ein Sachbuch schreiben. Die Dinge, die Personen beim Namen nennen. Es wäre den handelnden Personen gegenüber durchaus respektlos, wollte man sie in einem Roman so abbilden, dass jeder sie erkennt. Denn sie wären ja ganz andere als die, deren Namen oder Gesichtszüge sie tragen, Geschöpfe des Autors, ja sogar, im schlimmsten Fall, Opfer seines Missbrauchs.

Aber schreiben Sie denn jetzt über das Ausseerland, oder nicht? Die Schauplätze, die gibt’s doch alle, oder nicht?

Kennen Sie Krippen, Herr Reporter? Kastenkrippen? Da haben die Krippenbauer versucht, Jerusalem nachzubauen. Und immer hat es so ausgesehen, wie sich der Krippenbauer die Heilige Stadt vorgestellt hat. Und, natürlich, jedes Mal sieht sie ein bisschen anders aus. Na ja, und daher sieht halt mein Ausseerland so aus, wie Sie es in meinem neuen Buch lesen können. Viele werden es wiedererkennen, ja sich sogar damit identifizieren können. Manche nicht. Das sechste, übrigens.

Wie jetzt …?

Buch. Das sechste Buch. Der sechste Fall des Inspektor Gasperlmaier. Und der Frau Doktor Kohlross.

Jetzt erscheint Ihr Buch über den Fasching gerade (lacht) zu Ostern. Was haben Sie sich denn dabei gedacht?

Sehen Sie, Herr Reporter, da setzte ich mich mitten im Hochsommer auf meine Terrasse und schreibe ein Buch, das an einem eiskalten Wintermorgen beginnt, an dem der Schnee waagrecht vor dem Fenster vorbeitreibt. Glauben Sie, das ist einfach? Und dann kommen Sie daher und wollen pünktlich zur passenden Jahreszeit einen Kriminalroman geliefert haben. Es gab nur zwei Möglichkeiten – jetzt oder erst im nächsten Fasching. Da brauche ich keine Leserbefragung, um herauszufinden, was gescheiter ist.

„Ich habe mir das Recht, eine Ausseer Lederhose zu tragen, dadurch erworben, dass ich zwei Monate lang die Volksschule in Bad Aussee besucht habe und mich dort regelmäßig in der Pause von den Mitschülern verprügeln habe lassen.”

Sie haben die Leserinnen vergessen.

Leserinnen- und Leserbefragung, sie Klugscheißer.

Tragen Sie eigentlich selber auch eine Lederhose? Sie kommt ja in ihren Büchern immer wieder vor.

Selbstverständlich. Ich habe mir das Recht, eine Ausseer Lederhose zu tragen, dadurch erworben, dass ich zwei Monate lang die Volksschule in Bad Aussee besucht habe und mich dort regelmäßig in der Pause von den Mitschülern verprügeln habe lassen. Das gehörte damals zum lokalen Brauchtum und war nie böse gemeint. Es war nicht dieses Mobbing, von dem heute so oft die Rede ist, sondern eher sportlich. Fast schon fair.

Brutal.

Nachhaltig.

Der Fasching, das ganze Brauchtum im Salzkammergut, ist das nicht auch nur mehr eine billige Show für die Touristen? Hängen Sie sich da nicht einfach an einen Trend an? Sozusagen, die Kuh zu melken, solange sie …

Jetzt machen Sie aber einen Punkt! Erstens kann ich gar keine Kühe melken. Und wenn wir schon bei diesem Bild bleiben wollen, dann melke ich mich selber. Denn ich kann nur das formulieren, nur das aufschreiben, was in mir drin ist und heraus will. Heraus muss. Abgezapft wird. Das ist ein überaus mühevoller Prozess. Und was die billige Show betrifft: So, wie ich das sehe, machen die Ausseer ihren Fasching für sich selbst. Die brauchen die Touristen gar nicht dazu. Ich sehe da keine kommerziellen Untertöne mitschwingen. Und die Touristen, die können zuschauen. Mitmachen brauchen sie nicht. Im Ausseerland hält man’s mit der Devise „Seid’s froh, dass ihr da sein dürft“. Und das finde ich gut so. Zeugt von Selbstbewusstsein.

In ihrem Buch kommen ja auch die berühmten Faschingsbriefe vor …

Einzigartig. Sie haben sich ja aus dem einfachen Vorlesen von gereimten Briefen mit Musikbegleitung zu kabarettistischen Shows weiterentwickelt, diese Faschingsbriefe. Inhaltlich konzentriert man sich – was ich sehr vernünftig finde und auch der Tradition entspricht – auf Ereignisse regionaler Bedeutung. Und eines sage ich Ihnen: Ich habe Faschingsbriefe gesehen, die könnten sie eins zu eins  – ohne Schnitt – ins Fernsehprogramm übernehmen. Denn die sind um ein Vielfaches besser als das, was da aus dem österreichischen Süden so gesendet wird. Sie klingen mir eh so ein bisschen … wo kommen’s denn her, Herr Reporter?

Äh … herzlichen Dank für das ausführliche Gespräch.

***

Herbert Dutzler: Letzter Fasching

Heiß ersehnt, lang erwartet: der sechste Fall von Kultinspektor Gasperlmaier!

Wenn ihr neugierig geworden seid, taucht jetzt ein ins mörderische Maskentreiben im malerischen Bad Aussee!

Auch der neueste Fall des sympathischen Inspektors Franz Gasperlmaier bietet alles, was das Krimiherz begehrt: eine mächtige Portion Spannung und ein liebenswürdiger Ermittler, der mit dörflicher Gemütlichkeit und einer gehörigen Prise Humor die Mörder quer durch das schöne Ausserland jagt!

Psychologische Krimi-Perfektion: Carla Bukowski ermittelt wieder

Autorin Lena Avazini. Foto: Thomas Schrott

Wenn auf einem Buchcover Lena Avanzini steht, verbirgt sich dahinter in der Regel kein Gesundheitsratgeber: Eine Protagonistin, die sich im Wesentlichen von Zigaretten und dreifachen Espressi ernährt, und durchschnittlich drei bis sieben Leichen pro Fall – das hört sich schon reichlich ungesund an. Auch in ihrem neuen Krimi wird das Ermittlerteam nicht gerade geschont. Aber Carla Bukowski ist zäh. Und Carla Bukowski ist unberechenbar.

Im Gespräch mit Christina Kindl-Eisank (erstmals erschienen im Wagner’sche Magazin N°2) spürt Lena Avanzini dieser Unberechenbarkeit, überhaupt: dieser eigenwilligen Ermittlerpersönlichkeit mit Hang zur Selbstzerstörung nach.

Was wäre schließlich ein Mensch ohne seine Widersprüche? 

***

Sie lieben gemütliche Cafés, selbst gebackenen Marillenkuchen – und Krimis mit drei bis sieben Leichen. Wie passt das zusammen?

Gar nicht. Was wäre ein Mensch ohne Widersprüche?

Hilft das Morden am Papier, um Ärgernisse des Alltags abzubauen?

Unbedingt!

In Ihren Krimis ermittelt Carla Bukowski, eine Inspektorin der etwas anderen Art. Sie mag Störche und Musik von Schönberg, kann Operetten nicht ausstehen und hat eine beste Freundin, die Channeling betreibt. Gab es für Carla Bukowski eine Vorlage, oder anders gefragt: Sollte es mehr Carla Bukowskis auf dieser Welt geben?

Eine Bukowski reicht völlig. Vorlage gab es keine. Nur ein Bild, einen Namen, einige Waldspaziergänge und Badewannenaufenthalte. Ergebnis: geschrumpelte Haut und eine spröde, seelisch angeschlagene Ermittlerin. Sie ist aber durchaus liebenswert, wenn man sie näher kennenlernt.

Sie ist ein echtes Original und sie hat es nicht gerade leicht. Sie muss schon einiges mitmachen, das richtig unter die Haut geht. Wissen Sie das schon, bevor Sie mit dem Schreiben eines neuen Buchs beginnen, oder lassen Sie das auf sich und Ihre Figur zukommen?

Vor dem Schreiben kommt das Planen. Ich skizziere einerseits die Figuren der Geschichte, andererseits den Plot und damit all das Furchtbare, das den Armen zustoßen wird. Aber so arm und machtlos sind sie gar nicht.  Manche schlagen zurück, indem sie ein Eigenleben entwickeln und die Pläne der Autorin boykottieren.  Sie gehen ganz einfach in die entgegengesetzte Richtung, was einerseits schön, andererseits arbeitsaufwendig ist. Bukowski ist so eine widerspenstige Figur. Sie ärgert mich in jedem Band. Sie ärgert mich auf ungesunde Art und Weise. Aber wir werden ja sehen, wer am längeren Ast sitzt …

Schicksalsschläge, Anti-Depressiva, ein Hang zu Kurzschlusshandlungen: Das klingt nach einem guten Cocktail für eine tragische Verbrecherkarriere. Ist es purer Zufall, dass Carla auf der Seite der Guten steht?

Menschen aus Fleisch und Blut haben die Möglichkeit, sich frei zu entscheiden – zumindest mehr oder weniger.  Fiktive Figuren nicht, ihr Weg wird vom Autor, von der Autorin vorgegeben.  Bukowski hat also keine Wahl, sie muss  auf der Seite der Guten …  Oder? Wie war das mit dem Eigenleben und dem Hang zum Boykott? Na bravo. Jetzt haben Sie die Gute auf eine Idee gebracht – herzlichen Dank auch!

Wann überkam Sie der Drang, selbst einen Krimi zu schreiben?

Gar nicht. Ich will immer nur spannende Geschichten schreiben. Aber dann holt mich das Verbrechen ein. Und weil Verlage und Buchhandlungen von ordentlichen Menschen geführt werden und ordentliche Menschen eine Vorliebe für Schubladen haben, steht vorne meistens „Kriminalroman“ drauf.

Gibt es ein Autorenklischee, das Sie erfüllen?

Meinen Sie sowas wie: Autoren saufen, schlagen sich die Nächte um die Ohren, sind asoziale Nerds, warten ihr Leben lang auf die Idee und werden dann reicher als die Queen? Liebe Frau Kindl-Eisank, ich schweige vielsagend.

Haben Sie einen Büchertipp für uns? Es muss kein Krimi sein.

Wie wär’s mit einem Klassiker? Otfried Preußler: Der Räuber Hotzenplotz. Eine wunderbare Geschichte für junge und alte Kinder, in der es um den Raub und die abenteuerliche Wiederbeschaffung einer besonderen Kaffeemühle geht, und die man also auch in die Krimischublade stecken könnte. Man muss aber nicht!

Zu guter Letzt: Welche Bücher hätte Carla Bukowski auf Ihrem Nachtkästchen liegen, wenn sie Zeit zum Lesen hätte?

Da läge natürlich an oberster Stelle das Buch ihres verstorbenen Mannes Gregor Bukowski: Schönberg und seine geistigen Väter. Außerdem die Duineser Elegien von Rilke. Das hätten Sie ihr nicht zugetraut, was? Leider hat sie viel zu wenig Zeit zum Lesen.

Ach ja, und dann noch E. L. James: Fifty Shades of Grey. Was, echt jetzt? Bukowski auch? Tja, wieder so ein Fall von Ungehorsam gegenüber der eigenen Autorin. Zum Glück hat Bukowski wirklich keine Zeit zum Lesen!

Lena Avanzini liefert einmal mehr einen elektrisierenden Kriminalroman und entlarvt Seite für Seite, wozu eine gekränkte Seele fähig ist. Lernt die spröde Ermittlerin mit der düsteren Vergangenheit kennen und lest jetzt rein:

Nie wieder sollst du lügen
Auf sanften Schwingen kommt der Tod
Am Ende nur ein kalter Hauch

„Eine befreiend weite Welt“ – Auf dem Steyr-Puch-Waffenrad durchs Weinviertler Grenzland

Er braucht keinen Laptop, keine Täterprofile. Er blickt seinem Gegenüber genau in die Augen und weiß, was Sache ist. Simon Polts Ermittlungsmethoden haben nicht viel gemein mit den Segnungen der Forensik, des Profiling oder ballistischen Gutachten. Dass man im malerischen Pulkautal allerdings mit C.S.I.-Chic und Hightech- Kriminalistik nicht unbedingt weiterkommt, das musste bisher noch jeder Hauptstadt-Polizist einsehen, der in die Weinviertler Kellergassen beordert wurde. 

Hier kommt es auf andere Eigenschaften an, denn die Menschen, die Landschaft, die Luft, die Zeit – hier im Weinviertler Grenzland ist einfach alles ein wenig anders. Und so liegt es immer wieder am längst pensionierten Simon Polt, Verbrechen aufzuklären, von denen natürlich auch das idyllische Wiesbachtal nicht verschont bleibt.

Foto: © Michael Himmel, mit freundlicher Genehmigung der Initiative Pulkautal

Die Landschaft, in der sie leben ist den Menschen hier eingeschrieben – sie bevölkern „eine merkwürdig zeitlose Gegend, eine, die Gedanken das Fliegen lehrt, kein armseliger Hinterhof, sondern eine befreiend weite Welt, in der man nicht den Kopf heben muss, um in den Himmel zu schauen”. Im Gespräch mit Georg Hasibeder gibt Autor Alfred Komarek einen Einblick in die zeitlose Welt des Weinviertels. Wo man sich in der Stille der Weinkeller in einer anderen Dimension wähnt als übertags, und die Hauptstadt Wien so unendlich weit weg zu sein scheint.

Auf dem Waffenrad durchs Grenzgebiet – kommt mit auf eine Erkundungsreise durchs Wiesbachtal.

Das vollständige Gespräch ist in der neuen Taschenbuchausgabe von „Alt, aber Polt” enthalten.

Das nördliche Weinviertel war immer schon eine Grenzregion – wenn Simon Polt über die Feldwege oder durch die Kellergassen geht oder auf seinem alten Steyr-Puch-Waffenrad fährt, dann hat er die Grenze zu Tschechien meist in Sichtweite. Inwieweit hat diese Grenzlage die Menschen und das Leben geprägt?

Das Hügelland des Weinviertels ist von seinem Wesen her weit und offen, nicht dafür geeignet, zu umfangen, zu schützen und zu bergen. Was immer ins Land kommt, hat Wirkung, nur Veränderung hat Bestand – und das gilt auch für die Grenze. Lange Zeit war sie nicht viel mehr als ein Gartenzaun zwischen zwei Ländern der Habsburgermonarchie, blieb auch nach deren Zerfall weitgehend durchlässig. Erst mit dem Zweiten Weltkrieg begann ihre zunehmend radikale Aufrüstung. Für Polt war das Leben am „Eisernen Vorhang“ viele Jahre lang Alltag. Als dann innerhalb weniger Tage die Welt neu geordnet wurde, bedeutete das für das Weinviertel nicht nur Gutes. Als Gendarm musste Polt erleben, wie die neue Freiheit auch als willkommenes Spielfeld für die Kriminalität wahrgenommen wurde – nachzulesen in Polterabend, dem vierten Band. Das alles nährt die Überzeugung, dass angesichts der bewegten Vergangenheit und vieldeutigen Gegenwart die Zukunft mit wachsamer Skepsis zu erwarten sei. Argwohn, Vorsicht und Misstrauen gehören im Grenzland nun einmal zum Leben, aber auch die bedingungslose Bereitschaft zu helfen – weil man hier ja letztlich aufeinander angewiesen ist.

Was hat sich seit dem Fall des Eisernen Vorhangs geändert? Ist der Nachbar Tschechien ein Stück näher gerückt?

Vieles hat sich verändert – oder auch nicht. Das Weinviertel ist aus seiner Randlage in die Mitte Europas gerückt. Der Weinexport nach Tschechien läuft gut. Es gibt Zusammenarbeit über die Grenze hinweg, Tourismus in beiden Richtungen. Auf dem Polt-Weg, der – auch entlang der Grenze – Wanderern und Radfahrern die Schauplätze der Romane und die Drehorte der Filme näher bringt, sind deutlich mehr tschechische Gäste unterwegs.

Aus der aufgeregten, neugierigen, auch berechnenden Begegnung ist selbstverständliches Nebeneinander geworden, auch Miteinander, von Fall zu Fall. Aber die Grenze in den Köpfen gibt es noch immer. Kränkungen, Unrecht und Gewalt im Krieg, aber auch noch in den Jahren danach, sind nicht vergessen. Die Menschen hier lernen rasch, sich auf neue Gegebenheiten einzustellen, sie sind aber auch geübt im Wechselspiel von vernünftiger Nähe und sorgsamer Distanz.

„Die Leute hier mögen ihre Nachbarn von drüben nicht. Es hat auf beiden Seiten viel Unrecht gegeben, im Krieg und nachher“, sagt Simon Polt in Polt muß weinen. Gibt es dieses Misstrauen, diese Vorbehalte gegenüber dem tschechischen Nachbarn auch heute noch?

 Die älteren Menschen im Grenzland haben diese Vorbehalte noch immer, und halten sie mit zornigem Eifer am Leben. Die Jüngeren wollen eigentlich nichts mehr von all dem wissen. Immerhin gibt es jetzt ein paar Discos und Events mehr, die Leben in eine ereignisarme Gegend bringen.

Ein „Gefängnis, in dem es nicht mehr auszuhalten war“, „Eine Grenze mit Stacheldraht, Bodenminen, Scharfschützen. Eine Gegenwart ohne Zukunft. Menschen ohne Stolz und ohne Zuversicht.“ – so äußert sich Ingenieur Seidl über das Leben im Wiesbachtal. Hat er mit dieser Diagnose recht?

Er hat völlig recht, wenn man jene Zeit in den 1970er Jahren betrachtet, die Peter Seidl dazu trieb, anderswo sein Glück zu versuchen. Ich bin vor gut vier Jahrzehnten ins Pulkautal gekommen, weil es mir nicht gelingen wollte, in Wien heimisch zu werden. Für mich, der ich im Weinviertel zu Gast war, nicht um meine Existenz kämpfen musste, war diese schwere Melancholie faszinierend, eine Gegenwart, die in sich gefangen stillhielt, weil zu allem anderen die Kraft fehlte. Erst viel später habe ich erkannt, dass diese Lähmung dem Weinviertel jene Schätze unversehrt erhielt, die sich heute als großes Zukunftskapital dieses Lebensraumes erweisen: die ruhige, kraftvolle Kontinuität bäuerlichen Lebens und dessen althergebrachten, in dieser Form einzigartigen Schauplätze: Straßendörfer und Kellergassen im Einklang mit der Landschaft, in die sie klar und behutsam eingezeichnet sind.

Grenzland ist das nördliche Weinviertel nicht nur durch seine Nähe zur österreichisch-tschechischen Grenze. Grenzland ist es auch durch seine Lage an der Peripherie, knapp 75 Autokilometer von Wien entfernt und dennoch in der tiefen Provinz. Mit welchem Blick schaut man im Wiesbachtal auf die österreichische Hauptstadt?

 Seit jeher berührt es mich im Pulkautal, dem Wiesbachtal im Roman, eigenartig intensiv, wie weit entfernt, ja kaum existent hier eine Großstadt wie Wien sein kann. Hingegen empfinde ich beim Begriff „Provinz“ Unbehagen, weil er auch rückständig, kleingeistig und eng meint. Das Weinviertel ist aber keine gestrige, sondern eine merkwürdig zeitlose Gegend, eine, die Gedanken das Fliegen lehrt, kein armseliger Hinterhof, sondern eine befreiend weite Welt, in der man nicht den Kopf heben muss, um in den Himmel zu schauen.

„Ich habe Menschen kennengelernt, die vor der betäubenden Wucht der Stille im Weinkeller panisch geflohen sind, zurückgeworfen auf ihr unverstelltes Selbst.”

Gerade das städtische Publikum hat die Weinviertler Provinz in den letzten Jahren neu für sich entdeckt: Als charmanten Gegenentwurf zur modernen, hektischen Stadt, als Projektion einer ersehnten und erhofften Authentizität. Was bedeutet diese Entwicklung für das Weinviertel, welche Chancen und welche Risiken birgt sie in sich?

Wenn schon Provinz, dann unter anderen Vorzeichen, und charmant lasse ich schon gar nicht gelten. Ich habe Menschen kennengelernt, die vor der betäubenden Wucht der Stille im Weinkeller panisch geflohen sind, zurückgeworfen auf ihr unverstelltes Selbst. Vermutlich üben sie inzwischen wieder hektisch urbanes Chillen. Der Direktor einer internationalen Kette von Luxushotels gestand nach ein paar Ewigkeiten vor dem Presshaus und unter dem Nussbaum, dass dieser Luxus in seinen Fünf-Sterne-Häusern leider, leider um kein Geld zu haben ist.

Als Gegenentwurf zur großen Stadt lasse ich das Weinviertel aber sehr wohl gelten, als Anderswelt: verstörend, bereichernd, ein ebenso forderndes wie hilfreiches Umfeld für die Reise zu sich selbst.

Zu den Risken: Ich sehe schon die Entdecker nahen: kluge Leute, die im Weinviertel verborgenes Potential mit unwiderstehlichen Alleinstellungsmerkmalen erkennen. Diese wortreichen Propheten werden dann unendlich einfühlsam und wissend das Weinviertel zu Tode lieben: als Marke abseits gängiger Marken, die es nun zu profilieren gilt: noch spröder der Reiz, noch stiller die Stille, noch rustikaler das Bauernland, insgesamt alles noch echter als echt. Und durch die Dörfer radeln Polizisten, verkleidet als Gendarmerie-Inspektor Polt.

Alfred Komarek: Alt, aber Polt

Auf eine andere Form von Grenze als jene zwischen Österreich und Tschechien, zwischen Großstadt und Land, auf eine unsichtbare Grenze nämlich ist Polt während seiner Zeit in Uniform immer wieder gestoßen – eine Grenze, die die Dorfgemeinschaft zwischen sich und dem Gendarmen gezogen hat: Er war respektiert, anerkannt, durfte manchmal auch hineinschauen in den inneren Kreis dieser Gemeinschaft, Teil von ihr war er aber nie. Nun, in Alt, aber Polt, hat man das Gefühl, Simon Polt gehört nun doch ganz dazu: als Gemischtwarenhändler, Wirt und Weinbauer im Kleinen. Wann hat Polt endgültig Zutritt erhalten?

Natürlich gehört Polt dazu. Es muss sich niemand mehr vor seinem Beruf fürchten, und eine anständige Familie hat er ja auch zuwege gebracht. Aber die Grenzen um ihn sind neu gezogen: Rund um Polt, den Gemischtwarenhändler, dem seine liebenswerte Enklave noch für eine Weile gegönnt ist, um Polt, den Wirt, den man als sehr nützliches Kuriosum gerne leben lässt, und um den privaten Polt, der alt geworden ist und somit sachte an den Rand rückt, dorthin, wo er unter seinesgleichen ist, und sich hoffentlich nicht in Dinge einmischt, von denen er nichts mehr versteht.

Das vollständige Gespräch findet ihr in Alfred Komareks neuestem Polt Krimi „Alt, aber Polt”. 

Simon Polt ermittelt übrigens bald wieder auf euren Fernsehschirmen: „Alt, aber Polt” wird verfilmt, unter anderem mit Erwin Steinhauer und Iris Berben in den Hauptrollen.

Tanzen auf dem Drahtseil, weil sie den Abgrund liebt:  Doris Gercke hat mit Milena Proháska eine außergewöhnliche Krimifigur geschaffen.

Mit der Gefahr spielen – das ist bei Milena Proháska mehr als wörtlich zu nehmen. Die Protagonistin von Doris Gerckes neuesten Krimis mag es nicht gern kuschelig. Und nimmt dafür in Kauf, dass ihr Leben ein ständiger Drahtseilakt ist.

Kiew – hier ist Milena in ihrem neuesten Fall unterwegs.

Milena Proháska ist eine kluge Frau, die keine Konfrontation scheut. Für ihre Ziele und Werte geht sie aufs Ganze und setzt dabei nicht nur ihren Intellekt, sondern auch ihre weiblichen Vorzüge ein. Sie weiß mit Menschen umzugehen und kann sie mit den richtigen Worten und Handlungen dazu bringen, ihr buchstäblich aus der Hand zu fressen. Aber woher kommt diese Frau, die nicht unbedingt immer Sympathieträgerin ist, doch zugleich auf ihr Umfeld eine faszinierende Anziehungskraft ausübt? Und wer ist sie eigentlich?

Die selbstbewusste Juristin und das Spiel mit dem Feuer

Autorin Doris Gercke, Foto: © Deff Westerkamp

Milena Proháskas Eltern stammen ursprünglich aus Prag, sie sind 1968 aus Tschechien emigriert. Ihre Tochter, eine junge Frau voller Elan, mit wilden, roten Haaren, intelligent und schön wird Rechtsanwältin, besessen davon, die Welt ein wenig besser zu machen. Sie steigt schnell auf in die Riege der Star-Juristen Hamburgs und vertritt selbstbewusst die Interessen ihrer Klienten. Dafür sind ihr viele Mittel recht. In „Milenas Verlangen“, dem ersten Kriminalroman um die schöne Juristin, reist sie dafür sogar an die französische Côte d’Azur. Die Reise entpuppt sich schnell als gefährliche Sackgasse, aus der sich Milena jedoch aufgrund ihrer Gewitztheit gerade noch retten kann. In Hamburg wartet schon der nächste aufsehenerregende Fall, der Milena nicht den Kragen, aber den Kopf kostet. Milena  fordert nämlich nicht nur die Rechte ihrer Mandanten, sondern auch die Erfüllung ihrer eigenen Wünsche – auch erotischer Natur – mit Nachdruck ein. Dabei fällt es ihr immer schwer, Berufliches von Privatem zu trennen, was sie letztlich in „Beringers Auftrag“ um ihre Karriere als Anwältin bringt.

Wo es wehtut. Der neue Kriminalroman rund im Milena Prohaska.

Milena in Kiew – zwischen Nobelbordell und Bundesnachrichtendienst

Milena wäre aber nicht Milena, wenn sie nicht einen Ausweg aus ihrer misslichen Lage fände. Ihr Weg führt sie schließlich nach Kiew, dem Schauplatz des neuesten Krimis „Wo es wehtut“. Dort arbeitet sie für den deutschen Bundesnachrichtendienst. Offiziell betreibt sie ein Nobelbordell, und das aus gutem Grund. Die ranghohen Männer vertrauen ihre Geheimnisse nämlich gern in rührseligen und betrunkenen Momenten ihren Mätressen an. Leichtes Spiel für Milena? Mitnichten. Denn sie wird verdächtigt, auch für Russland zu arbeiten. Als sich im Ukraine-Konflikt die Fronten verhärten, gerät auch Milena immer mehr zwischen die Mühlen …

Doris Gercke wird nicht umsonst als Grande Dame des politischen Krimis bezeichnet. Mit Milena Proháska hat sie eine Figur geschaffen, die psychologischen Tiefgang besitzt und sich geschmeidig wie eine Katze zwischen den politischen Hotspots der Welt bewegt.

Gut gebrüllt, Panther! André Pilz hat einen schonungslosen Kriminalroman geschrieben

André Pilz ist einer, der Randfiguren eine Stimme gibt. Sein neuer Kriminalroman spielt „ganz unten“, nämlich in der Drogendealerszene einer deutschen Großstadt. Tarik, ein sympathischer Underdog und Kleinkrimineller, gerät in Schwierigkeiten, als er sich von der Polizei überreden lässt, in eine vermeintliche Terrorzelle eingeschleust zu werden.

„Heftig, ehrlich und ohne Tabus.”
WDR, Lina Kokaly

„hoch engagiert, voller Kraft und Leidenschaft”
WDR, Ulrich Noller

„Bei aller Härte und Spannung gelingt André Pilz in ‚Der anatolische Panther‘ das sensible Porträt eines türkischstämmigen Outsiders. (…) Zudem erzählt André Pilz respektloser, ja mutiger vom Treiben salafistischer Seelenfänger hierzulande als man es in den üblichen Konvertitengeschichten hausbackener Krimikonfektion bislang gelesen oder gesehen hat.”
Deutschlandfunk, Ralph Gerstenberg

„Der anatolische Panther ist nicht einfach nur ein spannender, authentischer Kriminalroman, dem das seltene Kunststück gelingt, den Finger auf die Stelle zu legen, an der man den Puls der Zeit tatsächlich fühlen kann.”
culturmag.de, Alexander Roth

„In diesem Krimi geht es um mehr, um mögliche Mittel zur Verhinderung von Gewalt.”
Der Freitag, Eva Erdmann

„Andre Pilz versteht es, Figuren zu erschaffen, die leben.”
ORF, Anette Raschner

„ein mit Sympathie für seine Figuren erzählter Kriminalroman, verknüpft mit einer wunderbar altmodischen Liebesgeschichte.”
Die Presse am Sonntag, Peter Huber

Kein Supermann, kein sauberer Held

Tarik ist einer, den man spontan mag, ein kleiner Gangster mit großem Herz. Sein Schöpfer André Pilz beschreibt ihn so: „Tarik kifft gern, trinkt gern, feiert gern, liebt Fußball, Frauen, das ist ein junger Mann wie 1000 andere auch. Tarik hat ein gutes Herz, baut aber verdammt viel Scheiße. Auch das unterscheidet ihn nicht von vielen anderen jungen Männern. Tarik gibt sich tough, hat aber ganz romantische Träume von der großen Liebe, auch sein Mut ist nicht immer gar so übergroß, aber wenn es um die Fixpunkte in seinem Leben geht – die Liebe zu seinem Großvater, seinen Freunden, seiner Freundin und auch Gott, dann wächst er über sich hinaus, dann ist er bereit, alles zu riskieren und zu geben.“

Auf die Frage, warum er seinen Protagonisten im Umfeld von Migration und Zuwanderung angesiedelt hat, berichtet Pilz, es habe ihn gereizt, seine Erfahrungen mit türkischstämmigen Freunden in einen Roman zu packen und auf diese Weise einen Helden zu schaffen, der „ein wenig anders“ ist als die meisten anderen.

Die Idee zu Tarik kam Pilz, weil Schüler sich in Gesprächen immer wieder so begeistert von der Figur Shane in dem Roman „Man Down“ zeigten, der einen ähnlichen Hintergrund hat wie Tarik. So entstand „ein Held oder Antiheld, der auf gewisse Art cool, liebenswert ist, aber auch schlimme Dinge tut.“

Mehr oder weniger unverschuldet ist Tarik nämlich in eine Abwärtsspirale geraten, aus der es scheinbar kein Entkommen gibt. Bei seinem Vorstrafenregister ist es für die Polizei ein Leichtes, ihn zu erpressen, für sie als Spitzel zu arbeiten. Doch damit gerät Tarik in größte Gefahr, denn der „Derwisch“, ein radikaler Prediger, der in Verdacht steht, Kopf einer Terrorzelle zu sein, ist niemand, mit dem man sich anlegen sollte.

Harte Worte für eine harte Realität – erschütternd wie ein Vorschlaghammer

„Die Protagonisten sind nicht im gutbürgerlichen Milieu verortet“, so Pilz, „das sind auch keine Studenten oder Bankangestellten, das würde nicht passen, wenn sie anders sprechen würden, als sie das tun. Ich würde nie behaupten, die Wirklichkeit widerzuspiegeln, aber ich versuche, eine gewisse Problematik auf den Punkt zu bringen mit den Geschichten, die ich erzähle. Mich interessieren ja grundsätzlich fast ausschließlich Kriminalromane mit lebendigen Figuren, deren Geschichten auch ein gewisses Milieu gut darstellen. Alles andere fesselt mich nur selten.“ Und lebendig sind sie, die Figuren im „Anatolischen Panther“, greifbar fast, authentisch, echt.

Und da sie eben keine Bankangestellten sind, sondern Kleinkriminelle, Dealer und Arbeitslose, da sie aus jenen Schichten stammen, die oft nicht gehört werden, leiht André Pilz ihnen seine Stimme.

„Es gibt im deutschsprachigen Raum – so finde ich – viel zu wenig Geschichten, die sich da ‚unten‘ abspielen. Deshalb habe ich ja auch überhaupt angefangen, ernsthaft zu schreiben. Ich hatte das Gefühl, dass diese gefeierten Popliteraten im deutschsprachigen Raum damals – Christian Kracht oder Stuckrad-Barre etwa – nichts mit meinem Leben und vor allem dem Leben meiner Bekannten und Kumpels zu tun hatte. Ich war damals regelmäßig im Stadion, hing mit Leuten ab, die arbeitslos waren oder schon damals zwei bis drei Jobs hatten und doch am Monatsende pleite waren. Die von etwas träumten, von einer Wende im Leben, von der jeder wusste, dass sie nicht kommen würde.

Was hatten die mit Cabriofahren auf Sylt oder Bussi-Bussi hinter der Bühne bei Harald Schmidt zu tun? Nicht falsch verstehen – diese Bücher können auch großartig sein, aber zu jener Zeit wollte ich nur eins: Mit dem Vorschlaghammer diese Popliteratur zerschmettern und was Neues aufbauen.“

Rausch und Wahrheit – Wahn und Sinn

Der Rausch ist ein zentrales Element des „Anatolischen Panthers“. Der Rausch, mit dem Tarik immer wieder seiner Realität entflieht. Der Rausch, der den Leser packt, wenn er atemlos über die Seiten fliegt. Für André Pilz ist auch das Schreiben eine rauschhafte Erfahrung: „Wenn es richtig gut läuft, kann das Schreiben ein Rausch sein, ja. Und es gibt für mich auch nur wenig, das schöner ist, als zu schreiben, bei guter Musik, bei einem guten Kaffee oder Bier, wenn man merkt, die Figuren werden lebendiger, klarer, die Dialoge passen, die Geschichte ist auf einem guten Weg.“

Und rauschhaft ist auch der Wahn, in deren Fahrwasser sich die Anhänger des Derwischs befinden. Deutlich hallen hier aktuelle Nachrichten wieder, Nachrichten von Gewalt, Hass und Terror. Und von ideologischer Verblendung. „Wir leben in einer irren Zeit. Viele Menschen pfeifen auf Fakten, glauben nur das, was sie glauben wollen, was in ihr Weltbild passt, das leider allzu oft schwarz-weiß ist. Ist eine Unwahrheit bewiesen, brüllt man sie noch lauter, irgendwer wird sie schon fressen, und ja, jeder Mist wird heutzutage gefressen, garantiert. Man darf sich deshalb auch nicht wundern, dass auf Basis von Verschwörungstheorien und Schwurbeleien, von Schwarz-Weiß-Bildern und simplen Gut-Böse-Mustern es Hassprediger so leicht haben, und ich meine damit nicht nur die islamistischen.“

 

 

Ein brisanter Kriminalroman ist es, den André Pilz vorlegt, emotional, fesselnd und direkt am Puls der Zeit. Das literarische Ausnahmetalent nimmt dich mit auf eine atemlose Verfolgungsjagd und in den Kampf eines Kleinkriminellen um seine eigene Zukunft.

Alle Infos zum Buch gibt es hier.