Kategorie: Krimi

„Der Mensch muss gepackt werden und mitfiebern können!“ – Videointerview mit Joe Fischler

Wir haben Joe Fischler zum Interview gebeten, wo er uns erzählt hat, was Innsbruck zur perfekten Krimikulisse macht, wie kritisch ein Kriminalroman sein muss und warum sich seine Veilchen-Krimis ideal verfilmen ließen.

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Hier findet ihr das Interview in Auszügen zum Nachlesen:

Mit welchen zwei Eigenschaften würdest du deine Veilchen-Romane beschreiben?

Außergewöhnlich, weil sie sich vielleicht ein bisschen von üblichen sogenannten Regionalkrimis unterscheiden und urbaner sind und mehr einen ernsthaften Hintergrund haben mit einem recht ausgefallenen Personal. Und vielleicht auch frisch, nachdem ich ganz frisch in dieses Krimi-Segment reingekommen bin, einen ganz neuen Ansatz dafür gehabt habe und neu auf dieses Metier habe zugehen können.

Hat Valeries Spürnase etwas mit ihrer schwierigen Vergangenheit zu tun?

Ich glaube, dass die Summe der Erfahrung, die ein Mensch im Laufe seines Lebens macht, sich sehr wohl auf das auswirkt, wie er sich dann bestimmten Herausforderungen stellt und wie er damit umgeht. Für Valerie ist natürlich die Backstory sehr wichtig, ihre Tochter, die sie so vermisst, weil sie sie nie kennengelernt hat, sorgt dafür, dass ihre Energie und ihre Leidenschaft dann in andere Kanäle gehen, zum Beispiel in diesen Sinn für Gerechtigkeit und die Verbrecherjagd und so weiter. Das ist am Anfang ganz bestimmend für sie, und im Laufe der Serie klärt sich dann ja auch vieles auf, das heißt, man kann am Beginn einer solchen Krimiserie manche Anker werfen und die dann im zweiten, dritten Band mal wieder ansprechen und das ist natürlich auch sehr praktisch, wenn die Backstory sich dann sogar mit aktuellen Ereignissen verknüpfen lässt. Mir ist es sehr wichtig, […] dass man nicht mit einer unbeschriebenen Figur losstartet, sondern dass man wirklich jemanden hat, der sein Päckchen zu tragen hat und im Laufe der Zeit etwas dazu bekommt, und wieder etwas loswird, und so für den Leser auch immer ein Anreiz da ist, an dieser Serie dranzubleiben.

Krimi und Politik – wie viel Wahrheit steckt in den Veilchen-Krimis?

Foto: Watzec Photografie

Ich glaube, dass die politische Seite meiner Krimis schon auch in diese starke Zeichnung der Situation mit hineinspielt. Das heißt, es sind sicher Situationen, die in dieser Summe und in dieser Fülle nicht unbedingt in der Realität vorkommen. Aber sie sollen schon so sein, dass man dieses Buch aufmacht und liest und sich dann denkt: „Ja, das habe ich mir schon einmal gedacht und das habe ich in der Zeitung gelesen und das in einem anderen Zusammenhang schon einmal mitbekommen.“ […] Ob es dann in dieser geballten Ladung im privaten Leben wirklich vorkommt, das muss man sich natürlich bei jedem Krimi fragen, da geht es dann auch um die Unterhaltung, da muss der Mensch einfach gepackt werden und mitfiebern können!

Wie kritisch soll ein unterhaltsamer Kriminalroman sein?

Das ist eine interessante Frage. Im Grunde glaube ich, ist es auch die Aufgabe von einem Kriminalroman oder von einem Krimi, wenn man so will von einem Tirol-Krimi, kritisch zu sein. Nicht mit erhobenen Zeigefinger, oder um dem Leser die Moral um die Ohren zu schlagen, sondern um anzusprechen, was für Themen die Leute beschäftigen und was im Land aktuell ist. Und ich denke, es gibt aktuell auch in Tirol viele Dinge, die man kritisch sehen kann. […] Auch wenn man als Leser im Ausland ist und nichts von Tirol weiß, sollte man doch ein Feeling dafür bekommen, was in Tirol passiert, wie sich die Leute dort fühlen, und was vielleicht die großen Verstrickungen sind zwischen Medien, Wirtschaft, Politik und so weiter. Ich möchte da niemandem zu nahe treten und das ist wirklich alles zufällig entstanden, und ich möchte wirklich niemanden persönlich angreifen in meinem Krimi, aber ich glaube, es ist wichtig, dass man auch kritische Töne mit hinein verpackt, um die Atmosphäre spüren zu können. Zwischen allem Humor soll es auch einmal irgendwo Ernsthaftigkeit geben.

Was macht Innsbruck und Tirol zur perfekten Krimi-Kulisse?

Ich glaube, dass Tirol und speziell Innsbruck sehr, sehr viel bietet, das einen spannenden Schauplatz ausmacht. Du hast die Urbanität auf der einen Seite, auf der anderen Seite kannst du wirklich sofort aufs Land hinaus, auf die Berge, die ja eigentlich selten jemand so vor der Haustür hat wie wir hier. Ich glaube, es ist ein irrsinnig spannender Schauplatz, weil du so viele verschiedene Facetten bringen kannst. Du kannst mal eher urban sein und sagen, es passiert viel in der Stadt und da geht es dann um Straßen und Lokalitäten und so weiter und du zeichnest ein Bild von Innsbruck, wie es ist. Auf der andren Seite kommst du auch voll in die Natur hinaus. […] In den wenigsten Regionen wird es der Fall sein, dass jeden Tag ein extremer Kriminalfall passiert. Gott sei Dank leben wir in einem sicheren Land. Innsbruck unterscheidet sich jedoch in keiner Weise von anderen Kriminalschauplätzen, was die Rechtfertigung betrifft, ob was passieren kann oder nicht. Überall kann was passieren und irgendwo muss etwas passieren und Innsbruck ist einfach ein wahnsinnig toller Schauplatz, der sich übrigens auch super für eine Verfilmung eignen würde.

Talent oder Fleiß? Kann man das Schreibhandwerk lernen?

Also ohne Fleiß kein Preis. Du kommst ohne Fleiß nirgendwo hin, ich war immer der Vertreter der Theorie, dass harte Arbeit einen schon irgendwohin bringen kann, egal ob man jetzt talentiert ist oder nicht. Das nötige Talent ist natürlich essentiell, um irgendwohin zu kommen, beziehungsweise auch Spaß daran zu haben. Ich glaube, wenn man nicht für etwas talentiert ist und man merkt, man eckt ständig damit an oder man bringt einfach nichts weiter, dann wird man es auch irgendwann lassen. Aber ich glaube, es ist beides wichtig, der Einsatz ist wichtig und das Talent und natürlich eine Portion Glück, die dann am Schluss das letzte Sahnetopping ausmacht.

 

 

Valerie „Veilchen“ Mauser ist schockiert: Ihr Kollege und Seelenverwandter Manfred Stolwerk schaut begeistert die „Bauerlorette“, eine Live-Kuppelshow, in der fünf Bauern um eine Frau und eine Million Euro Preisgeld kämpfen. Als zwei der Kandidaten kurz hintereinander unter mysteriösen Umständen ein tragisches Ende finden, wird Valerie wider Willen in das alpine Fernsehspektakel hineingezogen. Hinter den Kulissen von Glanz und Glamour der Live-Sendung entdeckt sie eine so oberflächliche wie morbide Welt. Nicht einmal zwei Todesfälle können die Produzenten von ihrem kruden Sendungskonzept abbringen: The Show must go on!

Ein Krimi wie ein Pulverfass – Gastbeitrag von Matthias Wittekindt & Rainer Wittkamp

Der neue Kriminalroman „Mord im Balkanexpress“ von Matthias Wittekindt und Rainer Wittkamp nimmt uns mit auf eine Reise durch die prachtvolle und spannungsgeladene Welt des Fin de Siècle zwischen Berlin, Wien und Belgrad. In ihrem Gastbeitrag geben die Autoren Einblicke in das Leben der ProtagonistInnen Prinz Albrecht von Schwarzburg-Rudolstadt und Christine Mayberger, die in einer explosiven Zeit leben …

Eine Reise in eine vergangene Zeit

Das Zeitalter der Dynamitarden

1895. Noch knapp zwanzig Jahre bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs.
Noch knapp fünfundzwanzig Jahre bis zur Entmachtung der großen Herrscherhäuser Europas.
Ist von diesen kommenden Umwälzungen schon etwas zu spüren? Gab es so etwas wie ein Vorbeben? Vielleicht sogar mehrere?
Auf den ersten Blick zeigt sich die Welt der Habsburger und Hohenzollern im Fin de Siècle noch recht erbaulich. Wien ist die Hauptstadt eines Weltreichs. Zu dem Zeitpunkt, an dem unsere Geschichte dort beginnt, feiert man gerade die Einsetzung des neuen Burgtheaterintendanten.

Auch die beiden Hauptfiguren dieses Abenteuers gehören einer Schicht an, die man heute als High Society bezeichnen würde. Albrecht Prinz von Schwarzburg-Rudolstadt genießt als Cousin des deutschen Kaisers etliche Privilegien. Zwar arbeitet er für den gerade erst installierten preußischen Geheimdienst, doch genauso wichtig sind für ihn seine diversen gesellschaftlichen Verpflichtungen.
Albrechts Geliebte, Christine Mayberger, kann auf keinen derartigen Stammbaum verweisen. Ihr Vater, ein Gründerzeitfabrikant, musste vor einigen Jahren Bankrott anmelden. So war sie auf ihr Talent angewiesen, um nach oben zu kommen.
Inzwischen ist Christine Mayberger ein gefeierter Star, nicht nur am Wiener Burgtheater. Sie kommt herum, pendelt zwischen den Welten, hört mehr als andere.
Aber in Christine Mayberger schwelt ein Zorn. Ein Zorn, der sich für eine Dame der Belle Époque eigentlich nicht gehört. Oder vielleicht doch?

Keine betuliche Zeit

Das Fin de Siècle war keine betuliche Zeit. Nicht nur die Entwicklung von Technik, Waffen und Massenvernichtungsmitteln machte sprunghafte Fortschritte, auch das Verhältnis zwischen Männern und Frauen begann sich zu verändern. Schauspielerinnen galten nicht mehr, wie noch wenige Jahre zuvor, als bessere Prostituierte.
Auch die Moderne in Psychologie, Kunst, Literatur, Musik und Architektur, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg mit aller Macht durchsetzen wird, errichtet in diesen Jahren die ersten Grundpfeiler.
Das alles steht im krassen Widerspruch zur zunehmenden Militarisierung der Gesellschaft und einem überzogenen Nationalismus in Europa.

Was Albrecht und Christine eint, ist ihr Gespür, dass im Habsburgerreich nicht alles so kommod läuft, wie es sich der Oberschicht aus Adeligen, Militärs und Bankiers darstellt. Auf dem Balkan rumort es, in Serbien entstehen separatistische Bestrebungen.
Eine Welle terroristischer Anschläge rollt Ende des 19. Jahrhunderts über Europa hinweg. Die Erfindung des Dynamits verschafft nämlich nicht nur den Tunnelbauern, sondern auch politischen Umstürzlern ungeahnte Möglichkeiten. Das Sprengmittel ist eine gefürchtete Waffe. Überall erheben sich die Dynamitarden gegen die Mächtigen.

Showdown im Zug

Es formieren sich Zellen von … Wie soll man sie nennen? Anarchisten? Freiheitskämpfer? Nationalistische Separatisten? Oder gar Terroristen? Diese Männer und Frauen setzen sich mit Leib und Seele für ihre Sache ein. Notfalls binden sie sich die Sprengstoffgürtel um den eigenen Leib. Tausende von Bombenattentaten werden verübt. Später wird man die letzten Jahre des 19. Jahrhunderts als das Jahrzehnt der Dynamitarden bezeichnen.
Was diese Gruppierungen eint, ist der Mangel an Geld. Und so lassen sich manche auf einen Pakt mit dem Teufel ein. Das Geld kommt dann aus Kreisen, die alles andere im Sinn haben als eine Befreiung der Arbeiterklasse oder eine Welt ohne Herrschaft und Unterdrückung.

Unter Spannung

Die Weltmacht Österreich-Ungarn steht also unter großen sozialen und politischen Spannungen. Da spielt das noch nicht lange geeinte Deutsche Reich ebenso eine Rolle wie das zaristische Russland und das – noch – um Ausgleich bemühte Großbritannien. Auch die Türken verfolgen ihre Interessen auf dem Balkan, den sie zu ihrem Herrschaftsgebiet rechnen.

Was für ein Kontrast: Auf der einen Seite das Flair der Belle Époque, eine prickelnde Liaison zwischen Albrecht und Christine, Prunk und Glorie einer Monarchie … auf der anderen Seite die Schilderung der ärmlichen Verhältnisse, in denen die Anarchisten leben.
„Ein Pulverfass“, dieser Begriff wird später für den Zustand gewählt in dem sich Europa damals befand.
Diplomatische Virtuosen wie Bismarck haben das schlingernde Schiff längst verlassen, das Militär avanciert mehr und mehr zum politischen Ratgeber.
Dass sich ein Sturm ankündigt, wird verdrängt. Rauschende Bälle werden gefeiert, Militärs und Fabrikanten in den Adelsstand erhoben. Noch scheinen alle Großmächte abzuwarten.

Das ist das Tableau auf dem sich unsere Geschichte entwickelt. Christine Mayberger und Albrecht Prinz von Schwarzburg-Rudolstadt werden in Ereignisse hineingerissen, deren Tragweite sie Anfangs noch gar nicht überblicken. Die Entscheidung fällt schließlich in Belgrad.
1895 kommt es noch nicht zu der großen Katastrophe, die dann ganz Europa in einen Abgrund reißt. Das heute so gerne glorifizierte Fin de Siècle hat also noch ein paar ereignisvolle Jahre vor sich. Aber die Herrscherhäuser, Diplomaten und Führer der Großmächte agieren zunehmend mit einer Ungeschicklichkeit und Arroganz, die Historiker noch heute verblüfft.

Die Geschichte ist mit diesem Buch also noch längst nicht zu Ende erzählt.

Eine Welle terroristischer Anschläge rollt Ende des 19. Jahrhunderts über Europa hinweg. Die Erfindung des Dynamits verschafft nämlich nicht nur den Tunnelbauern, sondern auch politischen Umstürzlern ungeahnte Möglichkeiten. Das Sprengmittel ist eine gefürchtete Waffe. Überall erheben sich die Dynamitarden gegen die Mächtigen.

 

 

 

Kommt mit auf eine furiose Reise in die Zeit der Jahrhundertwende und lasst euch von Matthias Wittekindt & Rainer Wittkamp in ihrem neuen Kriminalroman „Mord im Balkanexpress” in eine spannende Epoche entführen – zwischen Glanz und Elend, Monarchen und Anarchisten, Militärs und Geheimbünden!

Laudatio für Ehrenglauser-Preisträgerin Edith Kneifl

Bei der diesjährigen Criminale wurde Edith Kneifl für ihr Engagement für die deutschsprachige Kriminalliteratur und ihr literarisches Schaffen mit dem Ehrenglauser gewürdigt. Bei der Preisverleihung am 5. Mai hielt Autorin Tatjana Kruse die Laudatio, in der sie unter anderem erzählt, wie Edith Kneifl von einer angehenden Sportjournalistin zu einer Autorin wurde, die trotz ihres Erfolges auf dem Boden geblieben ist und die Literaturwelt immer wieder aufs Neue bereichert. Und die möchten wir euch nicht vorenthalten!

Tatjana Kruse bei ihrer Laudatio zu Ehren
von Edith Kneifl.

No hype, just love and true dedication – Laudatio für Edith Kneifl – von Tatjana Kruse

Der diesjährige Ehrenglauser geht an Dr. Edith Kneifl. Ja, Doktor – soviel Zeit muss sein. Das wissen viele gar nicht. Weil man sich als Krimiautor ja immer nur selbst googelt und dann kommt lange nichts. Aber wenn man sie googeln täte, da würden einem die Augen übergehen. Weil nämlich der Teil ihres Lebens, der nicht in irgendeiner Weise jugendgefährdend ist, jede Menge Stoff für Hollywood-Filme bieten würde. Nein, ich übertreibe nicht.

Was war – und ist! – das für ein pralles Leben. „Um schreiben zu können, muss man erstmal leben“, sagte Ernest Hemingway. Edith Kneifl praktiziert das vor.

Sie wuchs in Oberösterreich auf und studierte ein Semester Publizistik, um Sportjournalistin zu werden, nahm aber „von diesem Berufswunsch Abstand, als sie merkte, dass sie mit dem schon damals lausigen Journalisten-Honorar nicht einmal ihren Zigarettenkonsum finanzieren konnte“ (O-Ton).

Ich habe extra nicht erwähnt, wie alt Edith ist, aber wir deduktiv geschulten Fachleute ahnen, dass das schon eine ganze Ecke her sein muss, wenn es damals noch kein Widerspruch war, zu rauchen und im österreichischen Tischtennis-Nationalteam (!) zu spielen.

Sie ging an die Uni Wien, wo sie in Psychologie und Ethnologie promovierte, und machte später eine Ausbildung zur Psychoanalytikerin. Noch mehr Wien geht kaum.

Eine Zeit lang arbeitete sie damals in der „interministeriellen Arbeitsgruppe zur Behandlung frauenspezifischer Angelegenheiten“, was für uns Heutige ein bisschen gynäkologisch und nach PMS-Attacken klingt, aber ein politisches Engagement war.

Edith hat sich nämlich immer auch politisch engagiert, hat klar Stellung bezogen, damals für „Künstler für den Frieden“ und heute, wie ihre Freundin und Kollegin Doris Gercke hervorhebt, gegen Rechts.

Brava!

Edith Kneifl (li) und Tatjana Kruse (re)
nach der Preisverleihung.

Was wissen wir über Edith als Mensch? Sie ist immer schon gern gereist. Sehr oft nach Griechenland, was man an ihrer großzügigen Gastfreundschaft merkt. Die Reiselust hat sie auch in die USA geführt (in „Blutiger Sand“ rechnet sie mit dem American Way of Life ab), und wer sie kennt, sagt Doris Gercke, weiß um ihre Sehnsucht nach dem Meer und ihre Liebe zu Triest: Man muss nur ihren melancholisch-schönen „Triestiner Morgen“ lesen, um zu spüren, wie groß diese Liebe ist. Und apropos Meer: Edith ist einmal mit KGB-Agenten im Pazifischen Ozean geschwommen – da hat man doch sofort das Bild von ihr als Ursula Andress vor Augen, wie sie aus den Fluten steigt, neben ihr Sean Connery, nur eben nicht als James Bond, sondern als Igor, der Schlächter von Wladiwostock –, aber das ist eine andere spannende Geschichte …

Und da sind wir auch schon bei Ediths schriftstellerischem Schaffen. Sie hat als junge Frau alles von Dashiell Hammett und Raymond Chandler gelesen, fing relativ früh mit dem Schreiben an und hat die Meister des Noir feministisch parodiert.

Wenn’s stimmt, wollte anfangs sogar der Frauenmörder Jack Unterweger einen Kurzkrimi von ihr verlegen. Das hat nicht geklappt – wer weiß, ob wir heute und hier sonst in dieser Konstellation so beisammen sitzen würden.

Göttinseidank trat schon bald der Haymon Verlag aus Innsbruck an sie heran, und Kollege Alfred Komarek, der Edith einen präzisen Intellekt attestiert, verbunden mit einer zutiefst Wienerischen Weltsicht, was er beides sehr an ihr schätzt, riet ihr, das Angebot anzunehmen. Haymon ist sie bis heute treu geblieben. In einer Zeit, in der Autoren mit ihren Serien des Öfteren Verlags-Hopping betreiben, ist ihre Loyalität ein seltenes Gut. Was auch Verleger Markus Hatzer zu schätzen weiß, der besonders ihre Empathie für die Menschen und ihre Probleme in der Gesellschaft hervorhebt. Oder wie Janwillem van de Wetering es formulierte: „Gute Kriminalschriftsteller sind die Psychoanalytiker der menschlichen Schattenseiten“. Und genau das ist Edith, eine exzellente Detektivin der Seele. Ihre Figuren – Katharina Kafka, Gustav von Karoly, Joe Bellini, Lisa Maurer – sind echt, bis hin zu den Nebenfiguren. Und ihre Schreibe ist einzigartig – da gibt es dann auch schonmal achtzehn Seiten Monolog. „Abseits gängiger Erwartungen“ hat das Börsenblatt die Entscheidung der Jury tituliert, den Ehrenglauser an Edith zu verleihen, und meinte damit, dass sie eine Autorin ist, die ihren Weg jenseits der Erwartungen des Mainstream geht. Eine Autorin, die es nicht mag, schubladisiert zu werden – Frauenkrimis, Wienkrimis, Thriller – und die keine endlosen Serien mag: nach drei bis fünf Büchern langweilt sie sich mit ihrer Personage und bricht zu neuen Ufern auf.

Edith Kneifl hört gerührt bei der
Laudatio zu.

Sich so bewusst abseits gängiger Vorstellungen, wie das Genre zu sein habe, zu bewegen, ist auch ein Zeichen von Mut und Charakterstärke.

Es gibt in unserer Branche ja die gehypten Stars, die in aller Munde sind und medienwirksam auf der Welle ihres Erfolgs surfen, mehr oder weniger lange, aber daneben gibt es eben auch die stillen Stars, die immer da sind, immer auch draußen in den Wellen, nur halt nicht so mittendrin in der medialen Wahrnehmung. Und da übersieht man leicht, was diese stillen Stars Unglaubliches geleistet haben. Edith beispielsweise ist gelungen, was in der über 30-jährigen Geschichte des Syndikats noch niemand gelang: Sie hat für „Zwischen zwei Nächten“ 1992 den Glauser für den besten deutschsprachigen Roman bekommen – „höchst verdient“, wie Felix Huby attestierte – und erhält jetzt den Ehrenglauser, nicht (oder nicht nur) für ihr Lebenswerk, das ist noch lange nicht beendet, sondern vor allem in Würdigung ihres Einsatzes für den deutschsprachigen Kriminalroman. Und das geht weit darüber hinaus, einfach nur exzellente Kriminalromane zu schreiben und es auszusitzen, bis man quasi altershalber den Ehrenglauser überreicht bekommt, wie es beim Literaturnobelpreis der Fall ist.

Kollege Jürgen ‚Ali‘ Alberts hat hervorgehoben, dass Edith die Türöffnerin aller österreichischen Kolleginnen und Kollegen war, die mittlerweile stark im Syndikat vertreten sind und die Criminale schon zweimal nach Österreich geholt haben, nach Wien und Graz. Edith hat u. a. tatkräftig mitgeholfen, Krimi-Events zu etablieren, hat Anthologien herausgegeben, in denen sie Kolleginnen und Kollegen eine Plattform zur Veröffentlichung bot, hat sich immer „mit lauter Stimme“, wie die Jury sagt, dafür eingesetzt, dass der Kriminalroman – der im Lande der Dichter und Denker jahrzehntelang nur heimlich gelesen wurde und der bis heute nicht wirklich als E-, sondern nur als U-Literatur gilt und es gerade mal so eben allmählich ins Feuilleton schafft –, dass also dieser Kriminalroman die ihm gebührende Aufmerksamkeit und Anerkennung in der Öffentlichkeit bekommt. Und ihr jahrzehntelanges Engagement trägt nun Früchte.

Wir Altgedienten des Syndikats hätten ihn ja alle gern, den Ehrenglauser. Und ich glaube, als Jürgen Kehrer aus Münster (der zusammen mit Sabina Naber aus Österreich und Sunil Mann aus der Schweiz die Jury bildete) mit seiner sexy Stimme bei Edith anrief und ihr sagte, dass sie die diesjährige Ehrenglauserpreisträgerin ist, ging auch für sie ein Wunschtraum in Erfüllung. Da werden aber keine Wunder wahr, das passiert nicht einfach mit ein bisschen Glück und Feenstaub, da bekommt eine Krimischaffende, die sich konsequent über Jahre und Jahrzehnte hinweg für Kolleginnen und Kollegen und für den Kriminalroman als solchen eingesetzt hat, – ohne Hype, nur mit Liebe und Hingabe, das was sie verdient: Liebe Edith, das ist dein Ehrenglauser!

Edith Kneifl: Der Tod ist ein Wiener

 

 

Ein Krimi voller morbidem Wien-Charme von Glauser-Preisträgerin Edith Kneifl
Magdalenas, Elviras und Sofias Ermittlungen zwischen Otto-Wagner-Kirche, Wienerwald und Wilhelminenberg bringen die dunkle Seite der österreichischen Hauptstadt zum Vorschein. Inmitten der lieblichen Hügel des Wienerwaldes haben sich in der Vergangenheit grausige Szenen abgespielt. Und bald steht auch noch eine der Wiener Ermittlerinnen selbst unter Mordverdacht. Düstere Spannung und Frauenpower im neuen Wien-Krimi von Edith Kneifl!

Tatjana Kruse: Stick oder stirb

 

 

She did it again: Tatjana Kruse, die Königin der Krimödie, hat wieder zugeschlagen
„Kruse schießt die Pointen völlig ungeniert gleich salvenweise aus der Hüfte, und sie bricht lustvoll mit wirklich allen gängigen Klischees ihres Genres.“ So schön formuliert es Krimi-Kollege Ralf Kramp für den FOCUS – und trifft damit ins Schwarze. Die Königin der Krimödie kombiniert meisterinnenhaft rasante Krimihandlung mit Wortwitz und den schrulligsten Figuren der deutschsprachigen Krimilandschaft.

„Das Lachen wird den Leserinnen und Lesern vielleicht manchmal im Hals stecken bleiben.“ – Edith Kneifl im Interview

Ein neuer, brisanter Fall führt die Drei vom Naschmarkt in eine Jugendstilvilla am Rande des Wienerwalds. Bei ihren Ermittlungen stoßen sie schon bald auf dunkle Abgründe der Vergangenheit Wiens. Edith Kneifl stellt das Trio in ihrem Buch „Der Tod ist ein Wiener“ vor den düsteren Hintergrund der österreichischen Medizingeschichte. Inwieweit die drei Ermittlerinnen trotzdem ihren Wiener Charme behalten und warum die Autorin die Psychiatrie am Steinhof in den Fokus nimmt – das verrät sie uns hier!

Die Drei vom Naschmarkt ermitteln in ihrem neuen Fall vor einem ernsteren Hintergrund als im ersten Band. Darf man trotzdem wieder mit einer kräftigen Portion Wiener Schmäh rechnen?

Humor kommt in all meinen Kriminalromanen nicht zu kurz. Allerdings handelt es sich in „Der Tod ist ein Wiener“ eher um schwarzen Humor. Das Lachen wird den Leserinnen und Lesern vielleicht manchmal im Hals stecken bleiben. Nicht zufällig habe ich mich für diesen Titel entschieden – ein abgewandeltes Zitat eines Songtexts von Topsy Küppers und Georg Kreisler: „Der Tod, das muss ein Wiener sein…“ Spezieller Wiener Schmäh ergibt sich durch die Freundschaft der drei Ermittlerinnen. In ihren Dialogen blitzt er immer wieder auf. Aber es ist kein lustiger Krimi, dazu ist mir das Hintergrund-Thema viel zu ernst.

Fussfessel

Auch die unmenschlichen Zustände, denen psychisch kranke Personen am „Steinhof“ lange ausgesetzt waren, rückt Edith Kneifl in ihrer Neuerscheinung ins Licht. (Symbolbild)

Dein neuer Kriminalroman spielt vor dem Hintergrund der Geschichte der Psychiatrie am Steinhof in Wien. Was hat dich daran interessiert? Wie bist du bei deiner Recherche vorgegangen?

Da ich über 25 Jahre lang psychisch kranke Menschen behandelt habe, liegt es nahe, dass ich mich auch mit der Geschichte der österreichischen Psychiatrie auseinandergesetzt habe. Das heutige Otto-Wagner Spital, umgangssprachlich immer noch „Steinhof“ genannt, kann sowohl mit einer glorreichen als auch mit einer grauenhaften Vergangenheit aufwarten. Außerdem habe ich während meiner psychoanalytischen Ausbildung kurz dort gearbeitet. Allerdings war das nach der großen Psychiatriereform, d.h., die Zustände, die ich in diesem Roman beschreibe, habe ich zum Glück nicht mehr selbst erlebt.

Wir wussten aber alle über die Verbrechen Bescheid, die in der Nazizeit am Steinhof begangen worden waren. Auch die unmenschlichen Bedingungen, unter denen psychisch Kranke bis in die 1970er Jahre in dieser Psychiatrischen Anstalt festgehalten wurden, waren kein großes Geheimnis.

Außerdem habe ich als junge Studentin in den 1970er Jahren mit großer Begeisterung den Kampf des berühmten italienischen Psychiaters Franco Basaglia und seiner Kollegen für eine demokratische Psychiatrie und die Freiheit der Patienten verfolgt. Ich bin damals mit zwei Freunden bei Nacht und Nebel nach Triest gefahren und bei den Aufsehen erregenden Demonstrationen gegen die katastrophalen Zustände in den italienischen „Irrenanstalten“ dabei gewesen. Die Schließung dieser menschenunwürdigen Anstalten und die Anfänge einer offenen Psychiatrie in Italien habe ich ebenfalls miterlebt.

Basiert die Geschichte der Patientin vom „Steinhof“ auf Tatsachen oder ist sie fiktiv?

Schätzt Wien als Kunsthauptstadt und fiktiven Tatort: Autorin Edith Kneifl. Foto: Kurt-Michael Westermann

Die Figur der Larissa Lepinska, einer psychiatrischen Patientin in meinem neuen Roman, ist selbstverständlich frei erfunden. Doch alles, was ich über psychische Erkrankungen und die Torturen weiß, denen Patienten früher in der Psychiatrie ausgesetzt waren, fließt natürlich in diese Kapitel über Larissas stationäre Aufenthalte am Steinhof mit ein.

Auch die österreichische Kunstgeschichte wird in dem zweiten Band zum Thema. Wie nahe steht dir Wien als „Kunsthauptstadt“?

Wien ist meiner Meinung nach ein schönes Museum – zumindest die Innenstadt. Da ich gerne Museen besuche, meine ich dies nicht einmal besonders kritisch. 2018 haben wir das 100. Todesjahr von Otto Wagner, des großen österreichischen Architekten der Moderne, dem Wien viele seiner schönsten Bauten zu verdanken hat. Auch der Todestag des großartigen Jugendstil-Künstlers Koloman Moser jährt sich heuer zum 100. Mal. Es wird einige spannende Ausstellung zum Themenjahr 2018: „Schönheit und Abgrund“ geben. Und ich freue mich schon auf viele Museumsbesuche. Denn Architektur und Bildende Kunst interessierten mich seit jeher ebenso sehr wie die Literatur. Deshalb geht es in meinem neuen Roman „Der Tod ist ein Wiener“ unter anderem auch um die Kunst der Jahrhundertwende und der Zwischenkriegszeit, um Egon Schiele, Gustav Klimt, Oskar Kokoschka und immer wieder um Otto Wagner.

Außerdem sind meine wichtigsten Protagonistinnen, neben dem Ermittler-Trio, eine alte Wiener Kunsthändlerin namens Adele, die ein großes Erbe hinterlassen wird und ihre Freundin und Geliebte, die russische Malerin Larissa Lepinska, die in den 1970er Jahren in Wien lebte, an einer bipolaren Störung erkrankt und am Steinhof nicht nur vergewaltigt wurde, sondern auch zu Tode kam.

Eigentlich dreht sich in diesem Roman alles um Larissas Tochter Tanja, die gleich nach ihrer Geburt zur Adoption freigegeben wurde. Magdalena Musil und ihre Freundinnen sollen diese Frau nun nach 42 Jahren ausfindig machen, weil die Kunsthändlerin Adele der Tochter ihrer geliebten Freundin all ihre Besitztümer und vor allem ihre wertvolle Bildersammlung vermachen möchte. Adeles nächste Verwandte sind natürlich nicht begeistert von diesem Plan.

Gespenster der Vergangenheit beschäftigen Magdalena Musil bei ihren Recherchen mehr als ihr lieb ist. Das Wiedersehen mit ihrer ersten großen Liebe erleichtert ihr kurzfristig die Ermittlungen in diesem Sumpf aus längst verjährten Verbrechen, aus niemals verjährtem Mord und tödlicher Rache.

Magdalena, Elvira und Sofia sind ja nicht gerade Klischee-Detektivinnen. Was macht die drei so besonders?

Die Drei vom Naschmarkt haben zumindest eines gemeinsam: Sie sind sehr neugierig – eine wichtige Voraussetzung für Ermittlerinnen, denke ich. Ansonsten entsprechen sie tatsächlich nicht den üblichen Klischees, sind weder besonders tough noch sehr exzentrisch – was momentan im Krimigenre ja auch „in“ ist. Sie sind sozusagen ganz normale Frauen aus verschiedenen Gesellschaftsschichten und mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften ausgestattet. Deshalb eignen sie sich vielleicht auch recht gut als Identifikationsfiguren.

Interessant finde ich immer, mit welcher meiner Protagonistinnen sich meine Leserinnen gerne identifizieren. Bereits nach dem Erscheinen meines ersten Romans mit den Drei vom Naschmarkt „Tot bist du mir lieber“, erlebte ich schon so manche Überraschung. Ich hätte zum Beispiel nie erwartet, dass sich eine tüchtige Geschäftsfrau in der romantischen, verträumten Sofia wiedererkennt. Ich fand es jedenfalls reizvoll, gleich drei sehr differenzierte Frauencharaktere zu erfinden und bin selbst gespannt, wie sie sich weiterentwickeln werden.

Trotzdem möchte ich zum Schluss noch ein paar Eigenheiten meiner sympathischen neuen Freundinnen hervorheben: Magdalena Musil, Zweiflerin und Grüblerin, hält sich selbst für eine Versagerin, trotz ihrer außerordentlichen Intelligenz und ihrer bemerkenswerten Courage. Sofia Schanda, „die Schöne“, entwickelt sich gerade von der unsicheren, braven Hausfrau und Mutter zu einer Karrierefrau und Femme fatale, was nicht ohne Abstürze vor sich geht. Elvira Smejkal, die handfeste, lebenslustige Kosmetikerin, Neo-Wienerin aus dem benachbarten Bratislava, bringt sich und ihre Freundinnen mit ihrer direkten, unverblümten Art und ihrem guten Herzen immer wieder in Schwierigkeiten.

Ich hoffe, meine Leserinnen und Leser werden meinen Ausflug in die düstere Vergangenheit Österreichs spannend finden und gleichzeitig genauso viel Spaß mit den Dreien vom Naschmarkt und ihren mörderischen und amourösen Abenteuern haben wie ich beim Schreiben.

Edith Kneifl: Der Tod ist ein Wiener.

 

 

 

Mit dem typischen Wiener Charme begegnen die Drei vom Naschmarkt ihrem neuesten Fall und sind dabei mit der dunklen Vergangenheit Wiens konfrontiert. Düstere Spannung und Frauenpower in Edith Kneifls „Der Tod ist ein Wiener“! – Hier geht’s zum Buch

Wenn Eltern die Psyche eines Kindes zermürben, bis es zur Eskalation kommt – Ein Gastbeitrag von Herbert Dutzler

In Herbert Dutzlers Kriminalroman „Am Ende bist du still“ erzählt er eine Geschichte mit höchst brisanter Thematik: Helikoptereltern, die ihren Kindern die Luft zum Atmen und den Raum zur freien Entfaltung nehmen. Im Roman kommt es zur schlimmsten aller Konsequenzen: ein Kind mit dem unstillbaren Wunsch nach Rache an seiner eigenen Mutter.

Durch seine jahrelange Erfahrung als Lehrer weiß Herbert Dutzler, wie sehr manche Eltern versuchen, ihre Kinder zu kontrollieren und zu perfektionieren und welche Auswirkungen das haben kann. Gerade dadurch schafft er es, die Atmosphäre im Elternhaus von Protagonistin Sabine beklemmend realistisch wirken zu lassen …

Ein Gastbeitrag

Eine Mutter, die man sich nicht wünscht

Schon als ich das erste Mal mit meinem Verleger, Markus Hatzer, über meinen Roman „Am Ende bist du still“ sprach, schüttelte er lachend den Kopf und meinte nur „Die Mutter!“ Und nachdem mehrere andere Testleser*innen das Manuskript gelesen hatten, wurde mir immer klarer, dass es nicht ausschließlich ein Roman über eine rachsüchtige Tochter, sondern vor allem auch über eine Mutter ist. Eine, die man sich nicht wünscht, ganz sicher nicht.

Das wirft natürlich die Frage auf, ob es solche Mütter überhaupt gibt oder ob der Charakter der Mutter – im Roman, glaube ich, kommt kein einziges Mal ihr Vorname vor – nur die literarische Verdichtung eines ganz bestimmten Typus ist und daher in dieser Ausformung in der Realität gar nicht existiert.

Eine Mutter, die sich nicht um ihr Kind kümmert, sondern eine einwandfrei funktionierende Kopie ihrer selbst auf den Weg ins Leben schicken will. Ein Kind, das nicht quietscht, knackt und schmutzt, sondern eines, das sich nur Drehbuchautor*innen gnadenlos kitschiger Fernsehserien vorstellen können. Ein Kind, das gerade gut genug dafür ist, einen Hintergrund für die Konsumwünsche der Mutter abzugeben – es macht schließlich unbändigen Spaß, ein kleines Mädchen ganz nach eigenen Vorstellungen zurichten und einkleiden zu können. Ob dieses Kind selbst auch etwas will – na, darüber könnte man zwar in stillen Stunden einmal nachdenken, will man aber nicht.

Ein Erfahrungsschatz von 2700 Müttergesprächen

Wenn Liebe zur Last wird: Viele Kinder fühlen sich durch die erdrückende Zuwendung ihrer Eltern in einen goldenen Käfig gesperrt.

Und was Mütter betrifft, brauche ich mein Licht als Experte mit jahrzehntelanger Erfahrung wirklich nicht unter den Scheffel stellen. Ich habe es überschlagen: In 35 Jahren Unterrichtstätigkeit habe ich schätzungsweise 3000 Gespräche mit Erziehungsberechtigten geführt. Und 90 Prozent davon waren, das scheint bei uns eine hartnäckige Tradition zu sein, Mütter. Also circa 2700 Müttergespräche.

Jetzt lassen wir einmal alle die Mütter beiseite, mit denen man sachliche Gespräche führen konnte, die man verstand und die einen verstanden, die ihre Kinder mit Geduld, Humor, Zuwendung und Gelassenheit erzogen, wie ich es für vernünftig halte. Solche, die ihr Kinder ernst nehmen, ihnen zuhören und wissen, dass es oft Zeit braucht, bis Krisen und Probleme überwunden werden. Die lassen wir jetzt beiseite, denn die sind, mit Verlaub, literarisch, nun ja, wie soll man es sagen, etwas uninteressant. Was soll man schon schreiben über eine Familie, in der mehr oder weniger alles funktioniert, ohne dass man sich gegenseitig an die Gurgel geht? Wie gesagt, im wirklichen Leben sehr schön, in der Literatur nicht zu gebrauchen.

Also erinnert man sich, nachdem der Plan gefasst worden ist, eine alles erstickende Mutterfigur in einem Roman auf- und abtreten zu lassen, an die – Gott sei Dank seltenen – Begegnungen mit Müttern, die man auch zu Hause gleich weitererzählt, weil man den Schrecken irgendwie loswerden muss. Die Gespräche mit hysterischen Furien ebenso wie tief besorgten, weinerlichen Frauen, die nicht nur ihren Kindern, sondern sogar hartgesottenen Lehrerveteranen bleibende Schuldgefühle zu implantieren vermögen.

Schlaflose Nächte und verunsicherte Kinder

Da war jene Mutter, die mir erklärt hat, die Rechtschreibschwäche der Tochter werde gezielt bekämpft, indem man täglich mehrere Stunden konzentriert übe. Das Mädchen war ein zerfahrenes Nervenbündel, das bei jedem Laut zusammenzuckte und keinen zusammenhängenden Satz mehr herausbrachte. Zumindest in Gegenwart der Mutter. Wahrscheinlich wäre auch ich selber nach einem solchen wochenlangen Übungsdrill zusammengebrochen und hätte nicht einmal mehr einfachste Wörter richtig schreiben können.

Und da war die, die mit tiefen Augenringen in die Sprechstunde kam, erklärte, sie könne selbst in den Nächten vor Schularbeiten nicht mehr schlafen und müsse, ebenso wie ihr Sohn, regelmäßig am Morgen vor der Schularbeit erbrechen. Wie wird sich das Kind gefühlt haben, dem jeden Morgen mit weinerlicher Stimme deutlich vorgeführt wurde, welch schwere Schuld es am elenden Zustand der Mutter trug?

Und da war jene aufgetakelte Mutter, deren Parfumwolke einem fast den Atem nahm. Nach dem Sprechtag stieß einen der Schulwart kumpelhaft in die Seite und erklärte, er wisse schon, warum man sich die Dame als letzte ins Klassenzimmer geholt habe, als keiner mehr draußen gewartet habe. Sie sei Geschäftsfrau, könne sich nicht ständig um das Kind kümmern, das im übrigen nicht der Sohn ihres jetzigen Lebensabschnittspartners sei. Sie habe Geld investiert, Nachhilfe bezahlt, biete alles, was sich ein Kind nur wünschen könne. Wie es möglich sei, dass ihr Sohn derart schlechte Leistungen erbringe. Ob das nicht, man überlege ja nur, an der Unfähigkeit der Lehrperson liege? Der Sohn, so erinnere ich mich, war ein Schatten, der in der Schule herumschlich, ohne Kontakt zu anderen Kindern aufnehmen zu können, der so wenig Distanzgefühl besaß, dass er an einen so nahe herantrat, bis er einen berührte, und der im Turnunterricht nicht einmal in der Lage war, einen Ball zu werfen, geschweige denn, zu fangen.

Drei Beispiele, aus denen man sich als Autor dann ein Schreckgespenst von einer Mutter zusammensetzt, das es glaubwürdig erscheinen lässt, dass sie von ihrer Tochter gehasst wird.

Autor Herbert Dutzler weiß durch seine Tätigkeit als Lehrer nur zu gut, wie viel Druck Eltern oftmals auf ihre Kinder ausüben. Foto: Haymon Verlag/ Fotowerk Aichner.

Schwarzmalerei?

Ist denn das zulässig, wird man fragen, ist denn das realistisch, darf man denn das, sich eine so abgrundtief unsympathische Figur ausdenken, sollte man nicht lieber auch die guten Seiten eines Charakters darstellen, anstatt einseitige Schwarzweißmalerei zu betreiben?

Die Arbeit an literarischen Charakteren ist aber immer eine Verdichtung eigener Lebenserfahrung.

Die fiktiven Charaktere werden aus Merkmalen konkreter zusammengesetzt, sodass sich im besten Fall eine stimmige, glaubwürdige Figur ergibt, die aber immer fiktiv, erfunden bleibt, weil sie in ihrer Ganzheit so nicht existiert. Aber existieren könnte.

Dazu kommt, dass ich bisher nur Romane aus personaler Erzählperspektive verfasst habe, das heißt, die Geschichten werden ausschließlich aus dem Blickwinkel einer einzigen Person erzählt, man folgt immer den Handlungen und Gedanken dieser einen Person. Und von dieser kann man jetzt natürlich nicht Objektivität und Distanz erwarten, diese Person steht den anderen Charakteren des Romans mit Gefühlen, manchmal sogar mit Vorurteilen behaftet, gegenüber.

Nicht autobiographisch

Fast immer steht, bei Gesprächen nach Lesungen zum Beispiel, die Frage im Raum, inwieweit Charaktere und Ereignisse in einem Roman autobiographisch sind. Natürlich war auch meine Mutter das eine Mal zu ängstlich, zu besorgt, ein anderes Mal zu dominant, ein wieder anderes Mal unbeherrscht und voller Zorn. An solche Einzelheiten, ich nenne sie einmal Gedankensplitter, erinnert man sich während des Schreibens, versucht die eine oder andere Situation, das eine oder andere Gefühl aus der Kindheit wachzurufen, um schließlich eine glaubwürdige Komposition eines Charakters abliefern zu können. Aber so ist eben literarisches Schreiben – als autobiographisch kann man es, denke ich, deshalb nicht bezeichnen.

Zum Ende möchte ich noch eine Bitte um Verzeihung anfügen, die ich auch schon in der Danksagung des Romans vorgebracht habe: Ich möchte mich bei der überwältigenden Mehrheit aller Mütter entschuldigen, denn die ist nicht so wie die Mutter in meinem Roman.

Und: Verschenken Sie das Buch nicht zum Muttertag. Unpassend!

Brandaktuell und nervenzerreißend spannend: „Am Ende bist du still“.

 

Sabine kann sie nicht mehr ertragen: ihre Mutter, die sie ständig überwacht und die ihr, schon seit sie ein kleines Mädchen war, vorschreibt, was sie zu tun, zu fühlen, zu denken hat. Und die auch ihre erwachsene Tochter nicht loslassen will. Bis Sabine nur noch einen einzigen Ausweg sieht: Sie muss sich befreien. Ihre Mutter muss sterben.

Verstörend nachvollziehbar und nervenzerreißend spannend erzählt Dutzler eine Geschichte, die tragischer nicht sein könnte. Ein einzigartiges Feuerwerk aus verstörender Spannung und dem unstillbaren Wunsch nach Vergeltung! Lasst euch mitreißen!

Mehr Infos zum Buch gibt es hier.

Spannend wie ein Krimi – Edith Kneifl über ihren literarischen Werdegang

Unsere Autorin Edith Kneifl wird dieses Jahr mit dem Ehrenglauser ausgezeichnet, in Würdigung ihres literarischen Schaffens im Bereich Kriminalliteratur sowie ihres Engagements für die deutschsprachige Kriminalliteratur. Anlässlich der verdienten Ehrung begeben wir uns in diesem Magazinbeitrag gemeinsam mit ihr auf eine Reise zurück zu den prägendsten Passagen ihres literarischen Schaffens. Eines kann an dieser Stelle gesagt werden – Erzählstoff gibt es mehr als genug! Edith Kneifls Werdegang steht ihren Kriminalromanen in Punkto Spannung um nichts nach. Eine Frau, wie gemacht für das Krimigenre!

Hier erzählt sie uns von ihren beruflichen Ambitionen, von Filmangeboten aus Übersee und warum eine nette Nachricht von Jack Unterweger bei ihr eintrudelte.

Aller Anfang ist … reich an Umwegen

Edith Kneifl bei der Criminale 1989 in Berlin. Foto: Privat

Mit 18 wollte ich Sportjournalistin werden und inskribierte mich deshalb nach der Matura für Publizistik und Kunstgeschichte (sehr passend zu Sport?) an der Salzburger Uni. Mein Interesse für Publizistik währte nur ein Semester lang. Während meines Psychologie- und Ethnologie-Studiums in Wien schrieb ich dann tatsächlich kurze Sportberichte für diverse Zeitungen, unter anderem für den Vöcklabrucker Wochenspiegel (heute „Rundschau“), für das Oberösterreichische Tagblatt, das Oberösterreichische Volksblatt, etc… Da ich mit diesen „großartigen“ Berichten nicht einmal das Geld für meinen Zigarettenkonsum verdiente, beschloss ich, doch lieber Psychologin zu werden. Aber es kam alles anders.

Meine erste Kurzgeschichte verfasste ich im Jahre 1980, glaube ich. Damals war ich wild campierend mit einem Freund auf Sardinien und Korsika unterwegs. Während er den ganzen Tag lang surfte und fischte, schrieb ich eine kleine Mordgeschichte. Das Opfer war natürlich ein Fischer und Surfer.
Drei Jahre später machte ich ernst mit dem Schreiben. Ich verbrachte mit meinem späteren Mann einige Zeit in San Francisco und las alle Romane von Dashiell Hammett und Raymond Chandler auf Englisch. Ich bildete mir ein, dass mein Englisch gerade mal für Krimis ausreichen würde. Anscheinend hatte ich damals die üblichen Vorurteile, was die literarische Qualität von Krimis betrifft. Die großartigen Klassiker unseres Genres überzeugten mich so sehr, dass ich, völlig naiv und vermessen, feministische Parodien auf ihre Romane zu schreiben begann. Diese drei Romane habe ich keinem Verlag angeboten, sie liegen bis heute in meiner Schreibtischschublade. Vielleicht wird sie ja der Haymon Verlag mal posthum veröffentlichen? Sie sind eine Riesenhetz.

Jack Unterweger hier, ich bin an Ihrer Kurzgeschichte interessiert!

In den folgenden Jahren schrieb ich jede Menge Kurzgeschichten. Einige dieser Kurzkrimis bot ich diversen Literaturzeitschriften an, und sie erregten zu meiner großen Freude auch Interesse. Ich schickte z.B. eine kleine Mordgeschichte an den Herausgeber einer Literaturzeitung in Stein an der Donau. Ich bekam eine sehr nette Antwort von einem Herrn Jack Unterweger. Er wollte die mörderische Geschichte auch tatsächlich veröffentlichen. Als ich dies voller Freude meinem Mann erzählte, war er, der nicht so leicht zu schockieren ist, doch ziemlich entsetzt. Ich hatte keine Ahnung gehabt, dass Jack Unterweger ein Serienmörder war, der wegen grausamer Frauenmorde in Stein im Gefängnis saß. Ab diesem Zeitpunkt bot ich meine Kurzkrimis nur noch dem Wiener Frauenverlag (heute Milena Verlag) oder deutschen Verlagen an.
Wenn ich mich richtig erinnere, war die erste Kurzgeschichte, die ich 1987 in einer Anthologie des Frauenverlages veröffentlichte, „Tschick“, eine Parodie auf den zwangsneurotischen Sherlock Holmes.

Von Stasi-Interviews und Lesungen nach durchgefeierten Nächten

Bei dem deutschen Graf von Westarp Verlag erschien 1988 „Das Haus am Fluß“. Mein damaliger Lektor ist heute selbst ein großartiger deutscher Kriminalschriftsteller: H. P. Karr. Diese Veröffentlichung in einer Anthologie mit vielen bekannten deutschen Krimiautoren gab mir genügend Selbstvertrauen, um endlich richtig loszulegen.

Edith Kneifl bei der Buchpräsentation von „Ende der Vorstellung“. Foto: Privat

Ich schrieb „Zwischen zwei Nächten“ auf meiner geliebten elektrischen Schreibmaschine „Erika“, einem sozialistischen Qualitätsprodukt aus der damals noch existierenden DDR. Jeder Tippfehler wurde mit Tipp-Ex gelöscht, viele Absätze mit Schere ausgeschnitten und mit UHU woanders drübergeklebt. Ich brauchte vor allem aus technischen Gründen ewig lange für diesen Roman. 1991 erschien er im Wiener Frauenverlag. Ein Jahr später wurde ich für diesen Großstadtkrimi, Wien- und Frauenroman (stand in den Kritiken) mit dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet. Dieser Preis wird jährlich vom Syndikat, der Vereinigung deutschsprachiger Kriminalschriftsteller, für den besten Kriminalroman vergeben. Ich war die erste ÖsterreicherIn, die diesen Preis verliehen bekam. Vor mir hatten ihn nur männliche deutsche und Schweizer Kollegen bekommen.

Danach konnte ich mir quasi die Verlage aussuchen. Die Wahl fiel auf den deutschen Heyne Verlag. Wir Heyne-Krimiautoren waren eine verrückte Bande, machten die Nächte durch und erschienen morgens bei den Lesungen prinzipiell mit Sonnenbrillen (die Damen) und Hut (die Herren). Aber das ist eine andere Geschichte.

Auch nicht schlecht: In Mexico-City wurde ich 1989, kurz vor dem Fall der Berliner Mauer, von Stasi-Agenten aus der DDR interviewt – was ich natürlich nicht begriffen habe. Und in Acapulco begleiteten mich im selben Jahr zwei KGB-Agenten beim Schwimmen im Pazifischen Ozean – ich war mit berühmten sowjetischen Autoren unterwegs und sie hatten Angst um mich wegen der gefährlichen Brandung. Und das sind nur die harmlosen Geschichten … Alles andere ist nicht für eine Veröffentlichung geeignet.

Angebote aus Übersee und der EHRENGLAUSER 2018

Dreh- und Angelpunkt von Edith Kneifels Krimireihe: Ihr Lebensmittelpunkt Wien.

Mein Roman „Ende der Vorstellung“ erschien anschließend und wurde unter dem Titel „Taxi für eine Leiche“ von Wolfgang Murnberger verfilmt und 2002 mit der Romy als bester Fernsehfilm des Jahres ausgezeichnet. Ich wurde vom österreichischen Produzenten des Films auf ein sehr renommiertes Drehbuchseminar in Sitges (bei Barcelona) eingeladen. Mein britischer Tutor dort war ein ehemaliger Drehbuchschreiber von Luchino Visconti. Er wollte mir, hinter dem Rücken meines Produzenten, mein Buch abkaufen, um es in Hollywood anzubieten, da es in meinem Roman viele Rollen für ältere Schauspielerinnen gab. Ich war wieder mal treu-doof und habe diese Chance nicht wahrgenommen.

Es folgte mein nächster Krimi, den ich für einen meiner stärksten Thriller halte, „Allein in der Nacht“. Er war auf der Liste der besten 500 deutschsprachigen Romane (nicht nur Krimis), und amerikanische Agenten und Verlage waren interessiert.
Dann schneite ein Angebot vom österreichischen Haymon Verlag herein. Ich war froh, als mein Kollege Alfred Komarek mir empfahl, es anzunehmen.
Bei Haymon konnte ich, dank meines neuen Lektors und Programmchefs Georg Hasibeder, endlich meine eigenen Pläne realisieren, die historische Krimireihe mit meinem Traummann Gustav von Karoly als Ermittler, und auch meine frauenfreundlichen Kriminalromane, die nicht nur in Wien, sondern auch in Italien, USA und in den Donauländern spielen. Ich habe als Schriftstellerin viel Glück gehabt und freue mich jetzt besonders über den Ehrenglauser 2018, die wahrscheinlich höchste Auszeichnung, die man als deutschsprachige KriminalschriftstellerIn bekommen kann.

Bitte keine Schubladen!

Ich mag übrigens nicht schubladisiert werden. Ich schreibe weder nur Frauenkrimis oder nur Wienkrimis oder nur Thriller, und ich mag auch keine endlosen Serienfiguren (kleine Ausnahme ist mein Gustav von Karoly, den ich erst verheiraten muss, bevor ich ihn aufgebe). Nach 3-5 Romanen wird mir meistens ein bisschen langweilig mit den Leuten. Deshalb habe ich für die Zukunft auch schon wieder neue Pläne. Ich kann es einfach nicht lassen, werde weiter wild drauflos „morden“. Die von mir verehrte Schriftstellerin Patricia Highsmith gestand einst, dass wahrscheinlich ein streng unterdrückter verbrecherischer Trieb in ihr schlummern würde. Tja, vielleicht trifft das auch auf mich zu?

Edith Kneifl: Der Tod ist ein Wiener.

 

 

 

Anfang März erscheint bei HaymonTB Der Tod ist ein Wiener” von Edith Kneifl. Toughe Ladies mit Wiener Schmäh und Pfeffer ermitteln! Also nichts wie ran an das Lesematerial: Es lohnt sich!

Von Menschen und Unmenschen: Autor Thomas Baum im Videointerview

Sein Ruf eilt ihm in Sachen Bewegtbild durch Filme wie „In 3 Tagen bist du tot“ voraus, nun ist Thomas Baum dabei, sich auch als Krimiautor in die heimische A-Liga vorzuschreiben. In seinem Kriminalroman „Tödliche Fälschung“ überzeugt er durch Spannung verquickt mit psychologischer Detailtreue. Als Drehbuchautor und psychologischer Berater hat er sich die nötige Werkzeugkiste geschaffen, um den Leser mit fein gezeichneten Charakteren tief in die Abgründe der menschlichen Seele zu entführen – und dabei dennoch nie den Humor zu verlieren!

Wir haben den Autor getroffen, um hinter die Kulissen zu blicken und zu erfahren, wie sehr seine beruflichen Erfahrungen seine Schreibarbeit bereichern.

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Einige Auszüge aus dem Interview:

Was macht deiner Meinung nach einen Menschen zum Unmenschen? Gibt es so etwas überhaupt?

Nun ja, aus der Perspektive der sogenannten „Unmenschen“ ist ja das, was sie tun, gut. Sie würden es ja nicht tun, wenn sie nicht glauben würden, dass sie damit etwas bewältigen könnten. Und unmenschlich, würde ich einmal sagen, da gibt es Biographien, da gibt es Milieus, verschiedene Umstände, die dazu beitragen, dass Menschen möglicherweise von ihrer Bahn abgleiten (…).

 

Wie sehr haben deine Erfahrungen als Drehbuchautor und psychologischer Berater deine Arbeit als Krimiautor beeinflusst/bereichert?

Beim Drehbuch-Schreiben lernt man relativ viel über das Handwerk des Erzählens in der Form von Szenen, Bildern, Dialogen. Beim Drehbuchschreiben muss man auch sehr intensiv die Charaktere entwickeln.
Ich schaue, dass die Geschichte schon auf guten Beinen steht, bevor ich zu schreiben beginne. Das ist das eine, und die Arbeit als Supervisor, so heißt das genau, da beschäftige ich mich ja sehr intensiv mit verschiedensten Wirklichkeiten, zum Beispiel mit der Wirklichkeit von Jugendlichen, die belastet sind, von Familien, die belastet sind, oder auch von psychisch Beeinträchtigten.

 

Kurz nachgehakt: Historiendrama oder Horrorfilme?

Eine spannende Frage, weil ich mich mit beiden schon beschäftigt habe. Ich schreibe ja „Universum History“ für den ORF, aber so vom Filmischen her und vom Zugang und vom Zugriff ist es eher der Horrorfilm.

 

„House of Cards“ oder „Breaking Bad“?

„House of Cards“, und zwar deshalb, weil „Breaking Bad“, das finde ich eine ganz spannende Serie, allerdings habe ich sozusagen mit diesem ganzen Crystal-Meth-Zeug so wenig am Hut, weil ich Menschen kenne, die davon betroffen sind, die das nehmen, und weiß, was für Katastrophen das mit sich bringt.

Thomas Baum: Tödliche Fälschung

 

 

 

In seinem neuesten Krimi „Tödliche Fälschung“ reizt Thomas Baum die Spannung bis zum Äußersten aus und liefert einen geschickt konstruierten Fall, der ausgezeichnet unterhält und von Linz bis nach Neapel führt!

Das Gute im Bösen und das Böse im Guten: Der Drehbuchautor von „In 3 Tagen bist du tot“ im Interview zu seinem neuen Kriminalroman

Folgen für den Tatort, die Rosenheim-Cops, Universum History und den Film „In 3 Tagen bist du tot“: All das kann Thomas Baum in seiner Vita bereits verbuchen. In Sachen Spannung kann man dem oberösterreichischen Tausendsassa also so schnell nichts vormachen. Nun hat sich der sprachgewandte Garant für guten Thrill mit dem Kriminalroman „Tödliche Fälschung“ wieder an das gedruckte Format gewagt, um auch den Adrenalinspiegel von buchaffinen Krimifans in die Höhe zu treiben. Mit einem kultig-knorrigen Grantler als Ermittler und einer kräftigen Prise Zynismus webt Thomas Baum eine Story, die zwischen Oper und Wirtshaus, Linz und Neapel, Schlagfertigkeit und Dramatik changiert.

Wir haben die Neuentdeckung am Krimihimmel zum Interview gebeten, um herauszufinden, wie viel szenisches Spiel in seinem neuen Krimi und wie viel Kommissar Worschädl in Thomas Baum steckt.

Mit deinem Drehbuch zum Kinohit „In 3 Tagen bist du tot!“ hast du den österreichischen Film in unerwartet erfolgreiche Bahnen gelenkt. Wie sehr sucht ein Thomas Baum bewusst die Herausforderung?

Thomas Baum: Neue Genres und Formate haben mich immer gereizt. Ein Horrorthriller funktioniert nach anderen Gesetzmäßigkeiten als ein Tatort oder eine Folge für die Rosenheim-Cops. Da wird das Spiel mit dem Schrecken und der Angst bis zum Äußersten gedehnt, zwischen den Spannungsbögen gibt es kaum Erholungspausen. Jetzt recherchiere ich bereits intensiv für meinen nächsten Kriminalroman und verbinde dabei wieder Lokalkolorit mit internationalem Verbrechen.

 Wie groß ist der Sprung vom Drehbuch zum Buch? Inwiefern musst du dich zwischen den beiden Genres umstellen?

Thomas Baum: Die Erzählweisen sind sehr unterschiedlich. Ein Drehbuch vermittelt uns eine Geschichte in Bildern, Dialogen und beschreibenden Passagen in einem zeitlich begrenzten Rahmen von 45, 90 oder auch mehr Minuten. Bei der erzählenden Prosa spielen Sprachmelodie und -rhythmus eine weitaus größere Rolle. Da kann ich mich eine halbe oder ganze Seite in der Gedankenwelt einer Figur bewegen, während sich innere Empfindungsprozesse beim Drehbuch über die Handlung und die Dialoge erschließen.

In beiden Genres bist du im Horror- bzw. Krimibereich unterwegs. Liest du auch privat Krimis? Was inspiriert dich?

Thomas Baum ist alles andere als ein unbeschriebenes Blatt in der österreichischen Literatur- und Filmszene. Foto: Thomas Baum

Thomas Baum: Krimis lese ich vor allem im Sommer. Da reisen immer sieben, acht Bücher mit. Don Winslow, Jo Nesboe, Fred Vargas, Arne Dahl, Karin Slaughter, Bernhard Aichner, … Mich interessieren die Vorgeschichten. Wie jemand zu dem geworden ist, der sie oder er heute ist. Kein Mensch wird als Verbrecher geboren. Aber es gibt Lebensstationen, Umstände, Milieus, die zu einem Werdegang in eine bestimmte Richtung beitragen. Viele kommen nicht auf der Butterseite zur Welt. Und auch in den besten Verhältnissen gibt es kleine, oft nichtige Anlässe, die jemanden stolpern lassen, vom Weg abbringen, in eine ungewollte Richtung treiben. Solche Wendepunkte beschäftigen mich. Das alltägliche Scheitern genauso wie das alltägliche Gelingen. Deshalb suche ich bei meinen Figuren nach individuellen Besonderheiten. Nach den Ambivalenzen, die sie einmal auf die eine und dann wieder auf die andere Seite ziehen. Ich gehe davon aus, dass es das Gute im Bösen und das Böse im Guten gibt.

Wie viel szenisches Spiel steckt in deinem neuen Roman?

Thomas Baum: Beim szenischen und vor allem filmischen Schreiben gilt das Prinzip „late in, early out“. Auch im Roman steige ich in die Kapitel ein, wenn das Wasser im Kochtopf schon so richtig am Dampfen ist. Und mit dem Schnitt am Ende möchte ich einen Trampolin-Effekt erzeugen, einen Schwung, der zum Weiterdenken und Kombinieren anregt. Außerdem widme ich mich intensiv den Dialogen. Weil sich jeder Mensch individuell und speziell ausdrückt. In der Färbung, im Rhythmus, in der Wortwahl spiegeln sich die unterschiedlichen Biografien und Lebenswelten – das möchte ich rüberbringen.

Kannst du uns deinen Ermittler kurz vorstellen?

Thomas Baum: Robert Worschädl ist ein knorriger Grantler mit raffinierten Verhörmethoden, der Vorschriften verlässlich ignoriert und zu Alleingängen neigt. Er vertraut gerne auf sein Bauchgefühl und lässt sich beim Ermitteln mitunter auf riskante, fast wahnwitzige Aktionen ein. Sein leichtes Übergewicht hindert ihn nicht daran, in brenzligen Situationen auch körperlich sehr effizient zu agieren. Zugleich ist er ein humorvoller Genießer, der ein gutes Gläschen Wein schätzt und gemeinsam mit seiner Frau Karoline der Überzeugung ist, dass man sich den Gemeinheiten und Ungerechtigkeiten dieser Welt beherzt entgegenstellen muss.

Wie viel Thomas Baum steckt in Worschädl?

Thomas Baum: Gar nicht so wenig. Wir gehen ähnlich auf Herausforderungen und Probleme zu: mit grundsätzlicher Zuversicht und einer selbstverordneten Mischung aus Leichtigkeit und Witz. Er hat so wie ich Höhenangst, mit menschlichen Abgründen setzt er sich aber relativ furchtlos auseinander. Worschädl und Thomas Baum pflegen einen großzügigen Umgang mit ihren Fehlern und schmunzeln gerne über sich selbst.

Tödliche Fälschung“ beginnt im Linzer Konzerthaus. Hast du eine besondere Beziehung zur Musik?

Thomas Baum: Musik gehört zu meinen Grundnahrungsmitteln. Sie befeuert mich und ermöglicht mir ein variantenreiches Register an Stimmungen. Mich begeistert auch ihre präzise Struktur und Mathematik. Ganz privat habe ich das große Vergnügen, Sänger und Mundharmonikaspieler einer enthusiastischen Dilettantenband zu sein. Und der Klang des Cellos, der in „Tödliche Fälschung“ eine wesentliche Rolle spielt, hat mich schon immer fasziniert: tiefgründig, weich, melancholisch, sinnlich … aber auch bedrohlich und gefährlich.

 

 

 

Hier findet ihr alles zu Thomas Baums geschickt konstruiertem Fall, der garantiert für strapazierte Lachmuskeln und einen hohen Puls sorgt! Ein Muss für alle Fans von Krimi mit Tiefe.

Herr Major, ist die Welt wirklich so böse? Ja.- Der Haymon Verlag im Gespräch mit Johannes Schäfer.

„… seine Kriminalromane zählen zu den besten, die es für Geld zu kaufen gibt.”

Die Welt, Elmar Krekeler

„Was denkt sich der Bub bloß immer aus?”

Mama

Georg Haderer ist einer, der die Krimiszene Österreichs ordentlich aufgemischt hat. Unkonventionell, ohne Rücksicht auf Political Correctness, dafür aber mit einem genialen Sinn für Sprachwitz und skurrile Wendungen und für gallig-unterhaltsame Krimis, die dennoch tief gehen, hat er sich seinen festen Platz unter den Großen des Landes erschrieben. Einst war er Landschaftsgärtner und Skilehrer, heute ist er stolzer Autor von bisher sechs Kriminalromane rund um Polizeimajor Schäfer.

Georg Haderer. Foto: Ricardo Herrgott.

Major Schäfer ist einer, den das Leben oft im Nacken packt und ordentlich beutelt. Einer, der sich selbst trotzdem nicht immer allzu ernst nimmt. Einer, der die Menschen und ihre Abgründe fürchtet und sie zugleich auch gerade für ihre Abgründe liebt. Einer, für den Engel Dämonen und Dämonen Engel sein können. Seine Auffassung von Gerechtigkeit geht nicht zwangsläufig immer mit der staatlichen Rechtsauffassung d’accord, seine Begeisterung für diverse Suchtmittel nicht immer mit dem landläufigen Verständnis von Arbeitsmoral. Ohne seinen Assistenten Bergmann, der ihm über weite Strecken zur Seite steht, hätte er es zuweilen noch schwerer.

Kurz vor Erscheinen seines fünften Falles hat der Haymon Verlag Schäfer erwischt und zu einem kurzen Interview gebeten – dieses können wir euch natürlich nicht vorenthalten!

 Haymon: Herr Major, in Ihrem aktuellen Fall …

Major Schäfer: Das ist eine laufende Ermittlung, da darf ich jetzt noch nichts verraten.

Haymon: Gut … dann gebe ich vielleicht eine Leserfrage weiter: Wie alt sind Sie eigentlich?

Schäfer: Für einen Fußballer wäre ich alt, für einen Papst sehr jung, reicht das?

Haymon: Dürfen wir daraus schließen, dass Sie eitel sind?

Schäfer: Wer sagt so etwas? Der Bergmann? Sicher … dem pfeife ich nächstes Mal was.

Haymon: Bleiben wir gleich bei ihm. Wie geht es Ihnen denn seit Ihrer Versetzung ohne Ihren langjährigen Assistenten?

Schäfer: Es wurde ohnehin Zeit, dass er auf eigenen Füßen steht. Kann mich ja nicht ewig um ihn kümmern.

Haymon: Bei Ihren letzten Fällen hat man ja eher den gegenteiligen Eindruck gewonnen  …

Schäfer: Und? Glauben Sie alles, was irgendwer schreibt?

Haymon: Gut … was viele Leser interessiert: Gibt es da vielleicht eine Frau, die …

Schäfer: Wieso? Will der Haderer mich wieder verkuppeln, der alte Schwerenöter?

Haymon: Möglich … nun, eine abschließende Frage: Ist denn die Welt wirklich so böse, wie Sie sie erleben?

Schäfer: Ja.

Schäfer-Krimis bei Haymon-Taschenbuch

„Der Plot fern der politischen Korrektheit, witzige Sprache, abgründiger Schmäh und eine Hauptfigur voll galligem Humor.”
Format, Michaela Knapp

Vier Fälle mit Major Schäfer gibt es bei Haymon-Taschenbuch. Mehr dazu findet ihr hier!

Mit der Bridget Jones aus dem Gemeindebau in die Bingobongobar

Anständig unanständig, enorm komisch und alles andere als politisch korrekt – wenn die „Bridget Jones aus dem Gemeindebau“ Verbrecher unter Vorstadtweibern und in Burgerbuden jagt, dann geht sie im Sommerkleidchen aufs Begräbnis, borgt sich ein pinkes Auto mit Wimpern aus und kippt in ihrer Lieblingsbar Drinks bis zur Sperrstunde. Geschwindigkeitsbeschränkungen, Rauchverbote, Dresscodes: nicht mit Kitty Muhr! Diese Ermittlerin rockt, und Autor Manfred Rebhandl rockt sowieso.

Worum es in seinem neuen Buch geht? Nun, unter anderem darum:

Auch die Kitty hat sich endlich einmal Urlaub verdient. Doch die Susi, ihre beste Freundin, die wochenlang die Reise geplant hat, verliebt sich plötzlich in einen Filmproduzenten, der ihr auch noch eine Rolle verschaffen will.

Und dann passiert es: Rufus Lottmann, Regisseur der Schmonzette, in der Susi mitspielen soll, wird erschlagen aufgefunden. Schnell ist es vorbei mit der Urlaubsstimmung. Die so getrübte Laune können nur noch lange Abende in der Bingobongobar retten – lange Abende mit der besonderen Musikauswahl von Barkeeper Johnny.

Kostprobe gefällig? Bittesehr!

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Und auch im Benz kann Kitty nicht auf den richtigen Sound verzichten, um in Fahrt zu kommen.

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Aber viel besser ankündigen kann „Heiß ist die Liebe, kalt ist der Tod“ natürlich der Autor höchstselbst, der wunderbare Manfred Rebhandl. Glaubt ihr nicht? Ist so! Hier der Beweis:

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Kitty ist nicht zum ersten Mal im Einsatz. Es hat ja einen Grund, warum sie so dringend Urlaub nötig gehabt hätte, nämlich ihren anstrengenden letzten Fall. Hier ein kleiner Einblick: 

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Unbegleitete Jugendliche treffen auf unbefriedigte Vorstadtweiber!

Johnny aus der Bingobongobar poliert lieber seine Gläser!

Ali Khan Kurtalan geht Kitty Muhr nur bis zu den Nippeln!

Hildi LaChance entwirft Mode ausschließlich in Schwarz-Weiß!

Kittys Schwester nennt sich Barbie und will den Berndi heiraten!

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Ihr seht schon, die Kitty ist eine, die man nicht verpassen sollte. Also ab in die Buchhandlung, holt euch Der König der Schweine und Heiß ist die Liebe, kalt ist der Tod. Vielleicht trifft sich Kitty ja mit euch auf einen Drink in der Bingobongobar?