Wie kann man sich das größte Werk der Operngeschichte aneignen, ohne ein eingefleischter Wagnerianer zu sein? Sven-Eric Bechtolf zeigt mit diesem Buch, wie er’s gemacht hat: mit tiefgründigem Humor und Selbstironie, mit totaler Offenheit und mit mindestens so großer Lust an der geschriebenen Sprache wie an der Musik.
Das erste literarische Werk des Regisseurs und Schauspielers entstand während seiner intensiven Auseinandersetzung mit Wagners „Ring“, den er – an der Seite von Dirigent Franz Welser-Möst – 2007 bis 2009 an der Wiener Staatsoper inszenieren wird. Er reagiert auf das musikalische Kunstwerk mit einem sprachlichen. Eines, das ähnlich vielschichtig ist wie die Oper selbst:
„Vorabend. Eine Aneignung“ ist eine Nacherzählung der besonderen Art sowie eine neue Deutung vom „Ring“, vor allem vom „Rheingold“. Bechtolf nimmt Wagners opus magnum gnadenlos persönlich und verknüpft es klug und manchmal zum Schreien komisch mit seiner Autobiografie. Er erzählt die skurrile Geschichte seiner Ahnen sowie die seiner Kindheit und Jugend in Deutschland und gibt auch Erfahrungen als Schauspieler und Regisseur an den wichtigsten Theatern des deutschen Sprachraums wieder.
Dabei stellt er auch philosophische, religiöse, politische, jedenfalls immer zutiefst menschliche Fragen zum Werk und seinem Komponisten – und vor allem sich selbst.
Wie Bechtolf etwa die untergegangene Hamburger Bourgeoisie, seine amüsanten erotischen Erlebnisse als junger Mann oder die schwerreiche, dekadente Schickimicki-Abendgesellschaft eines Kunstmäzens schildert, ist ebenso originär wie originell – und doch steht er damit in einer großen literarischen Tradition.
Näheres zum "Ring" und Bechtolfs Inszenierung an der Wiener Staatsoper unter: