Gut gebrüllt, Panther! André Pilz hat einen schonungslosen Kriminalroman geschrieben

André Pilz ist einer, der Randfiguren eine Stimme gibt. Sein neuer Kriminalroman spielt „ganz unten“, nämlich in der Drogendealerszene einer deutschen Großstadt. Tarik, ein sympathischer Underdog und Kleinkrimineller, gerät in Schwierigkeiten, als er sich von der Polizei überreden lässt, in eine vermeintliche Terrorzelle eingeschleust zu werden.

„Heftig, ehrlich und ohne Tabus.”
WDR, Lina Kokaly

„hoch engagiert, voller Kraft und Leidenschaft”
WDR, Ulrich Noller

„Bei aller Härte und Spannung gelingt André Pilz in ‚Der anatolische Panther‘ das sensible Porträt eines türkischstämmigen Outsiders. (…) Zudem erzählt André Pilz respektloser, ja mutiger vom Treiben salafistischer Seelenfänger hierzulande als man es in den üblichen Konvertitengeschichten hausbackener Krimikonfektion bislang gelesen oder gesehen hat.”
Deutschlandfunk, Ralph Gerstenberg

„Der anatolische Panther ist nicht einfach nur ein spannender, authentischer Kriminalroman, dem das seltene Kunststück gelingt, den Finger auf die Stelle zu legen, an der man den Puls der Zeit tatsächlich fühlen kann.”
culturmag.de, Alexander Roth

„In diesem Krimi geht es um mehr, um mögliche Mittel zur Verhinderung von Gewalt.”
Der Freitag, Eva Erdmann

„Andre Pilz versteht es, Figuren zu erschaffen, die leben.”
ORF, Anette Raschner

„ein mit Sympathie für seine Figuren erzählter Kriminalroman, verknüpft mit einer wunderbar altmodischen Liebesgeschichte.”
Die Presse am Sonntag, Peter Huber

Kein Supermann, kein sauberer Held

Tarik ist einer, den man spontan mag, ein kleiner Gangster mit großem Herz. Sein Schöpfer André Pilz beschreibt ihn so: „Tarik kifft gern, trinkt gern, feiert gern, liebt Fußball, Frauen, das ist ein junger Mann wie 1000 andere auch. Tarik hat ein gutes Herz, baut aber verdammt viel Scheiße. Auch das unterscheidet ihn nicht von vielen anderen jungen Männern. Tarik gibt sich tough, hat aber ganz romantische Träume von der großen Liebe, auch sein Mut ist nicht immer gar so übergroß, aber wenn es um die Fixpunkte in seinem Leben geht – die Liebe zu seinem Großvater, seinen Freunden, seiner Freundin und auch Gott, dann wächst er über sich hinaus, dann ist er bereit, alles zu riskieren und zu geben.“

Auf die Frage, warum er seinen Protagonisten im Umfeld von Migration und Zuwanderung angesiedelt hat, berichtet Pilz, es habe ihn gereizt, seine Erfahrungen mit türkischstämmigen Freunden in einen Roman zu packen und auf diese Weise einen Helden zu schaffen, der „ein wenig anders“ ist als die meisten anderen.

Die Idee zu Tarik kam Pilz, weil Schüler sich in Gesprächen immer wieder so begeistert von der Figur Shane in dem Roman „Man Down“ zeigten, der einen ähnlichen Hintergrund hat wie Tarik. So entstand „ein Held oder Antiheld, der auf gewisse Art cool, liebenswert ist, aber auch schlimme Dinge tut.“

Mehr oder weniger unverschuldet ist Tarik nämlich in eine Abwärtsspirale geraten, aus der es scheinbar kein Entkommen gibt. Bei seinem Vorstrafenregister ist es für die Polizei ein Leichtes, ihn zu erpressen, für sie als Spitzel zu arbeiten. Doch damit gerät Tarik in größte Gefahr, denn der „Derwisch“, ein radikaler Prediger, der in Verdacht steht, Kopf einer Terrorzelle zu sein, ist niemand, mit dem man sich anlegen sollte.

Harte Worte für eine harte Realität – erschütternd wie ein Vorschlaghammer

„Die Protagonisten sind nicht im gutbürgerlichen Milieu verortet“, so Pilz, „das sind auch keine Studenten oder Bankangestellten, das würde nicht passen, wenn sie anders sprechen würden, als sie das tun. Ich würde nie behaupten, die Wirklichkeit widerzuspiegeln, aber ich versuche, eine gewisse Problematik auf den Punkt zu bringen mit den Geschichten, die ich erzähle. Mich interessieren ja grundsätzlich fast ausschließlich Kriminalromane mit lebendigen Figuren, deren Geschichten auch ein gewisses Milieu gut darstellen. Alles andere fesselt mich nur selten.“ Und lebendig sind sie, die Figuren im „Anatolischen Panther“, greifbar fast, authentisch, echt.

Und da sie eben keine Bankangestellten sind, sondern Kleinkriminelle, Dealer und Arbeitslose, da sie aus jenen Schichten stammen, die oft nicht gehört werden, leiht André Pilz ihnen seine Stimme.

„Es gibt im deutschsprachigen Raum – so finde ich – viel zu wenig Geschichten, die sich da ‚unten‘ abspielen. Deshalb habe ich ja auch überhaupt angefangen, ernsthaft zu schreiben. Ich hatte das Gefühl, dass diese gefeierten Popliteraten im deutschsprachigen Raum damals – Christian Kracht oder Stuckrad-Barre etwa – nichts mit meinem Leben und vor allem dem Leben meiner Bekannten und Kumpels zu tun hatte. Ich war damals regelmäßig im Stadion, hing mit Leuten ab, die arbeitslos waren oder schon damals zwei bis drei Jobs hatten und doch am Monatsende pleite waren. Die von etwas träumten, von einer Wende im Leben, von der jeder wusste, dass sie nicht kommen würde.

Was hatten die mit Cabriofahren auf Sylt oder Bussi-Bussi hinter der Bühne bei Harald Schmidt zu tun? Nicht falsch verstehen – diese Bücher können auch großartig sein, aber zu jener Zeit wollte ich nur eins: Mit dem Vorschlaghammer diese Popliteratur zerschmettern und was Neues aufbauen.“

Rausch und Wahrheit – Wahn und Sinn

Der Rausch ist ein zentrales Element des „Anatolischen Panthers“. Der Rausch, mit dem Tarik immer wieder seiner Realität entflieht. Der Rausch, der den Leser packt, wenn er atemlos über die Seiten fliegt. Für André Pilz ist auch das Schreiben eine rauschhafte Erfahrung: „Wenn es richtig gut läuft, kann das Schreiben ein Rausch sein, ja. Und es gibt für mich auch nur wenig, das schöner ist, als zu schreiben, bei guter Musik, bei einem guten Kaffee oder Bier, wenn man merkt, die Figuren werden lebendiger, klarer, die Dialoge passen, die Geschichte ist auf einem guten Weg.“

Und rauschhaft ist auch der Wahn, in deren Fahrwasser sich die Anhänger des Derwischs befinden. Deutlich hallen hier aktuelle Nachrichten wieder, Nachrichten von Gewalt, Hass und Terror. Und von ideologischer Verblendung. „Wir leben in einer irren Zeit. Viele Menschen pfeifen auf Fakten, glauben nur das, was sie glauben wollen, was in ihr Weltbild passt, das leider allzu oft schwarz-weiß ist. Ist eine Unwahrheit bewiesen, brüllt man sie noch lauter, irgendwer wird sie schon fressen, und ja, jeder Mist wird heutzutage gefressen, garantiert. Man darf sich deshalb auch nicht wundern, dass auf Basis von Verschwörungstheorien und Schwurbeleien, von Schwarz-Weiß-Bildern und simplen Gut-Böse-Mustern es Hassprediger so leicht haben, und ich meine damit nicht nur die islamistischen.“

 

 

Ein brisanter Kriminalroman ist es, den André Pilz vorlegt, emotional, fesselnd und direkt am Puls der Zeit. Das literarische Ausnahmetalent nimmt dich mit auf eine atemlose Verfolgungsjagd und in den Kampf eines Kleinkriminellen um seine eigene Zukunft.

Alle Infos zum Buch gibt es hier.